Betrieb und Gewerkschaft

Kämpferische Stimmung bei den Metallern

22.04.12 - In der Metalltarifrunde zeigt sich eine kämpferische Stimmung bei den Kolleginnen und Kollegen. An allen Verhandlungsorten bekräftigten Gewerkschafter ihre Forderungen nach 6,5 Prozent mehr Lohn, für die unbefristete Übernahme der Auszubildenden, für die gleiche Bezahlung der Leiharbeiter sowie für eine Einschränkung der Leiharbeit. Über 500 Auszubildende und andere Beschäftigte der Metallindustrie hatten während der Gespräche vor dem Kölner RheinEnergie-Stadion, dem Tagungsgebäude, demonstriert. Bei Kundgebungen in Schweinfurt und Böblingen waren Tausende Metaller auf der Straße, vor allem sehr viele Azubis (s. unsere Berichte). Diese Auseinandersetzung birgt gerade jetzt viel politischen Sprengstoff - findet sie doch in einer Zeit statt, in der die latente politische Krise sich vertieft hat und die Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen bevorstehen.

Schon am Donnerstagmorgen legten in Thüringen rund 1.500 Beschäftigte aus fünf Betrieben, darunter dem Siemens Generatorenwerk in Erfurt, für rund eine Stunde die Arbeit nieder. In Stuttgart bei Coperion folgten am Freitag 200 Kolleginnen und Kollegen dem Aufruf zu einer "Informationsveranstaltung" auf dem Werksgelände. In der nächsten Woche will die IG Metall unter anderem in Sachsen-Anhalt zu Warnstreiks aufrufen. Auch die IGM-Bezirksleitung NRW erklärte: "Unsere Antwort können nur Warnstreiks sein." In Bayern kündigte IGM-Bezirksleiter Jürgen Wechsler massive Warnstreiks ab dem 2. Mai 2012 an. 

Die Unternehmer der Metall- und Elektroindustrie haben am Mittwoch bei Verhandlungen im Tarif-Bezirk NRW der IG Metall (IGM) ein dürftiges "Angebot" vorgelegt. Sie wollen bei einer Laufzeit von 14 Monaten nur drei Prozent mehr Geld zahlen. Das würde auf 12 Monate umgerechnet gerade einmal 2,57 Prozent ausmachen. Arrogant erklärte Horst-Werner Maier-Hunke, der Verhandlungsführer der nordrhein-westfälischen Metall-Kapitalisten, das sei "eine faire Beteiligung an der wirtschaftlichen Entwicklung". Gleichzeitig fordern die Unternehmer-Verbände eine faktische Arbeitszeitverlängerung. Die tariflich begrenzte 40-Stunden-Quote soll auf 25 Prozent ausgeweitet und außerdem die Befristungsmöglichkeiten um 12 Monate verlängert werden. Die Erhöhung der Quote würde bedeuten, dass jeder vierte Beschäftigte 40 statt 35 Stunden arbeiten könnte. Die Ausgebildeten sollen weiterhin nur für zwölf Monate übernommen werden. Am Donnerstag wurde auch den Metallern in den Tarif-Bezirken Baden-Württemberg, Bayern und Mitte (Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Thüringen) die gleiche Provokation unterbreitet.

Die Unternehmer-Verbände begründen ihr "Angebot" damit, dass es notwendig sei, die Flexibilität der Betriebe weiter zu erhöhen, um die Unternehmen "krisenfest" zu machen. Denn die "Wachstumsaussichten" für dieses Jahr seien deutlich schlechter geworden. In der Tat kündigt sich zurzeit ein neuer tiefer wirtschaftlicher Einbruch, ein neuer Schub in der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise an. Die Arbeiter sind aber nicht die Verursacher der krisenhaften Entwicklung der kapitalistischen Wirtschaft! Beim Kampf zur Durchsetzung ihrer Forderungen kann ihr Maßstab nur sein, welche Löhne sie und ihre Familien zum Leben brauchen. Die Kampfbereitschaft der Metaller ist groß. Schon jetzt mehren sich die Stimmen, schnell von den kurzfristigen Warnstreiks zu einem unbefristeten Vollstreik überzugehen.