Betrieb und Gewerkschaft

Kolektor Essen: "Es geht zu wie auf dem Sklavenmarkt"

Essen (Korrespondenz), 24.04.12: Letzte Woche wurde bekannt, dass die Geschäftsführung von Kolektor in Essen (gehörte ehemals zu Widia) die Kolleginnen und Kollegen, deren Befristungen nach drei Verlängerungen Ende Mai oder Ende Juni auslaufen, rausschmeißen will. Die Kollegenzeitung "Wendeplatte" machte dies umgehend bekannt:

„Und - das ist der Hammer. Es sollen sofort wieder 19 Leute als neue Zeitarbeiter eingestellt werden. Das ist eine Riesensauerei - es geht zu wie auf dem Sklavenmarkt. Alle haben fast zwei Jahre lang geschuftet für Kolektor - über ein Jahr für Entgeltgruppe 1, noch nicht mal die Leistungszulage wurde bezahlt. Erst als Kollegen aus der 'Stammbelegschaft' sich dafür stark machten, wurde diese dann bezahlt.

Ständig standen die jungen Kollegen unter Druck, am Wochenende zu arbeiten. Des öfteren kamen Kollegen krank zur Arbeit, in der Hoffnung auf Übernahme. Alles das - so zeigt sich jetzt - vergebens. Knallhart sollen sie rausgeworfen und die nächsten Kollegen zur Ausbeutung eingestellt werden. Das kann kein Kollege - ob jung oder alt - mitmachen! Unsere Jugend braucht hier unsere vollste Solidarität! ...

  • Übernahme aller Leih- und Zeitarbeiter!
  • Kampf um jeden Arbeitsplatz!
  • Für die 30- Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich!
  • Organisiert Protestaktionen!"

Den ganzen Tag gab es massenhafte Diskussion und Empörung bei den Kollegen. Man spürte, wie an einem Tag die Einheit zwischen "Stammbelegschaft" und Zeitarbeitern gewaltig wuchs. Jede Menge Kollegen äußerten, dass dies ihre "Wendeplatte" ist!

Genossen der MLPD arbeiten auch an dieser Kollegenzeitung mit. Das war sicher auch ein Grund dafür, dass am Mittwoch bei der Spendensammlung für die MLPD bzw. ICOR 39 Euro gespendet wurden.

Umso peinlicher war es, dass ein Tag später im Betrieb eine Unterschriftenliste auftauchte, die die Einstellung der Kollegen forderte, verbunden damit, sich von der "Wendeplatte" zu distanzieren. Der Text zur Unterschriftenliste war so geschickt formuliert, dass die mit der Unterschrift verbundene Distanzierung nicht sofort erkennbar war. Als dies aufflog, wurde die Liste von Kollegen aus dem Verkehr gezogen.