International
Bayer-Konzern testet Medikamente an "Versuchspersonen" in Indien
12.05.12 - Derzeit lassen Bayer, Novartis, Pfizer und andere Pharma-Konzerne in Indien etwa 1.900 "Studien" an 150.000 menschlichen Testpersonen durchführen. Die Zahl der dabei geschädigten Menschen nimmt von Jahr zu Jahr zu: allein von 2007 bis 2010 sind nach Angaben des indischen Gesundheitsministeriums (!) 1.725 Test-Personen ums Leben gekommen.
Schwere quälende, aber nicht tödliche Gesundheitsschäden sind dabei gar nicht erfasst. Das berichtet aktuell die Organisation "Coordination gegen Bayer-Gefahren". Der Bayer-Konzern lässt seit Jahren Menschenversuche in Indien durchführen. Dabei kamen innerhalb der letzten vier Jahre 138 Versuchspersonen ums Leben. Bayer hat den Hinterbliebenen ganze 5.250 Dollar pro Kopf als Entschädigung bezahlt.
Der Kooperationspartner der "Coordination gegen Bayer-Gefahren", Dr. Chandra Gulhati, der diese Entwicklung seit Jahren dokumentiert, hält die offiziellen Zahlen für entschieden zu niedrig. Er schreibt: "Die meisten Toten werden gar nicht gemeldet. Die Angehörigen wissen nicht, dass die Verstorbenen Teil einer Studie waren. Es wird nicht ermittelt, es finden keine Obduktionen statt. Und selbst wenn: Einen Anwalt können sich die Opfer gar nicht leisten."
Die internationalen Pharma-Konzerne führen ihre "Studien" immer mehr in Ländern mit großer Armut durch; das sind Tests, um gefährliche Nebenwirkungen von neuen Medikamenten zu erfassen – bevor sie auf den Markt kommen. Die Testpersonen sind überwiegend extrem arm und oft Analphabeten. In vielen Fällen müssen ihre Einverständniserklärungen von Dritten unterzeichnet werden. Die wenigsten wissen, auf welche Gefahren sie sich einlassen. Solche riskanten Menschenversuche sind meist billiger als teure Tierversuche.
Nach Angaben von Experten des Buko-Pharmareports sterben jedes Jahr fast eine Million Inder aufgrund mangelnder gesundheitlicher Versorgung. 700 Millionen Menschen haben keinen Zugang zu adäquater Behandlung durch Spezialisten, weil 80 Prozent der Fachärzte in Städten leben, 70 Prozent der indischen Bevölkerung dagegen auf dem Land. Aber nicht nur fehlende Ärzte, sondern auch das Streben der Pharmakonzerne nach höchsten Maximalprofiten erschwert den Einsatz von Medikamenten. So setzt Bayer ein Drittel seiner Investitionen im Pharma-Bereich nur in der Rechtsschutzabteilung zur Sicherung seiner Patente weltweit ein, um den Einsatz preiswerter Medikamente zu verhindern!
Über den Bayer-Konzern heißt es in den Buch "Götterdämmerung über der 'neuen Weltordnung'": "Die Bayer AG wird nur noch als strategische Holding tätig sein. Der Anteil der Bereiche Gesundheit und Landwirtschaft am Gesamtumsatz stieg von 34 Prozent im Jahr 1992 auf 55 Prozent im Jahr 2001. Mit der Übernahme der Aventis CropScience stieg Bayer zum führenden Agrochemie-Unternehmen der Welt auf. Im Bereich Gesundheit ist ein Joint Venture für biotechnologische Produkte mit Aventis Behring geplant, das ebenfalls eine führende Position auf dem Weltmarkt einnehmen wird." (S.54)
Auch in weiteren Ländern mit großer Armut wie Kolumbien, Pakistan, Moldawien, die Philippinen und China führen Bayer und andere Pharmakonzerne Menschenversuche durch. In Indien entwickelt sich jetzt eine Kampagne gegen die Menschentests, nachdem die Fakten lange Zeit totgeschwiegen wurden. Philipp Mimkes, Geschäftsführer von der "Coordination gegen Bayer Gefahren" berichtete dazu heute gegenüber "rf-news": "Endlich haben zwei TV-Journalisten in Indien über die Menschenversuche recherchiert und berichtet. Auch eine Fachzeitschrift für Ärzte griff den Protest auf ..."
Gegen Kritiker des Bayer-Konzerns wird massiv vorgegangen, wie ein weiterer Bericht der "Coordination gegen Bayer-Gefahren" zeigt.