Umwelt

Inventux: "Jahrelang zwölf Stunden am Tag gearbeitet, nun der Rausschmiss!"

30.05.12 - 60 Beschäftigte bei dem Solarhersteller Inventux in Berlin-Marzahn haben gestern mit einer Kundgebung vor dem Tor des Werks für den Erhalt aller Arbeitsplätze bei Inventux demonstriert. Die Belegschaft fordert darüber hinaus die hundertprozentige Zahlung des Gehalts und stellt sich gegen die Politik der Bundesregierung, die die ganze Branche für die Interessen der großen Energiekonzerne opfern will.

Auf Plakaten sagten die Kollegen ihre Meinung: auf einem stand: "Jahrelang zwölf Stunden am Tag gearbeitet, nun der Rausschmiss!" und auf einem anderen "Erst gefördert, dann fallen gelassen!".  Die Betriebsratsvorsitzende Karin Puppel sprach zu den protestierenden Kollegen. Sie sagte, dass nun, nachdem die Arbeiter den Status arbeitssuchend haben und sie „freigestellt“ sind, glauben wir auch nicht mehr, dass uns jemand hilft, außer wir uns selbst. Sie führte weiter aus, dass wir uns jetzt nicht "abwickeln" lassen dürfen, nachdem die Belegschaft den Betrieb bei Tag und Nacht aufrecht erhalten hat und in den besten Zeiten 1.000 Module pro Schicht produziert hat. Jetzt gilt der Produktionsbereich nach zwei Monaten mit 100 Prozent Kurzarbeit als „inaktiver Betriebsteil“ und deswegen sollen die Produktionsarbeiter nur 60 Prozent Arbeitslosengeld bekommen anstatt 100 Prozent Insolvenz-Vorfinanzierung, wie das vom Insolvenzverwalter versprochen wurde. Ein Produktionsarbeiter sprach am Mikrofon, dass er von 650 Euro im Monat nicht leben kann und jetzt schon bei der Verwandtschaft wohnt.

Bei dem Solarhersteller Odersun wurden nach der Insolvenz in der Zwischenzeit alle 260 Mitarbeiter in die Arbeitslosigkeit entlassen. "Überkapazitäten gibt es nicht", so die Betriebsratsvorsitzende „die Welt brauche nicht vier sondern 40 Prozent Solarstrom“. Es gäbe genug Dächer auf der Erde. Von den Medien waren der rbb, das ND und rf-news vor Ort. Das rbb berichtete abends in der Berliner Abendschau. Ab jetzt wollen die Mitarbeiter von Inventux jeden Montag fünf vor zwölf vor dem Werktor eine Kundgebung mit offenem Mikrophon durchführen. Alle Beschäftigten der bedrohten Unternehmen der Solarbranche, die Medien und alle, die sich mit diesem Kampf solidarisieren und ihn zu ihrer Sache machen wollen, sind herzlich eingeladen.