Betrieb und Gewerkschaft
Chemietarifrunde 2012: Angriff auf "Altersfreizeit" abgewehrt
Recklinghausen (Korrespondenz), 29.05.12: Obwohl die IGBCE „gar nicht richtig zur Kundgebung nach Marl mobilisiert hat, sind mehr KollegInnen erschienen, als erwartet“, so der Landesbezirksleiter von Westfalen, Kurt Hay, am Dienstag den 22. Mai in Marl.
Vor allem Jugendliche bzw. Auszubildende nahmen zahlreich teil. Besonders die kämpferischen Forderungen nach unbefristeter Übernahme der Azubis und nach Urabstimmung – Warnstreik – Streik! kamen gut an. Umfragen durch Initiativen von Vertrauensleuten belegten eine zunehmende Kampfbereitschaft für Warnstreik und unbefristeten Streik wie schon lange nicht mehr. Denn die Arbeitgeber hatten die Absicht, die Altersfreizeit zu streichen. Denn für Schichtarbeiter reduziert sich die Arbeitszeit ab 55 Jahren um 3,5 Stunden und für Tagschichtler ab 57 Jahren um 2,5 Stunden bei vollem Lohnausgleich!
Das war ein Angriff auf die Einheit von Jung und Alt, denn dadurch muss zumindest auf den Schichten die Zeit durch Übernahme der Azubis ausgeglichen werden. Ein Schwerpunkt lag in dieser Tarifrunde deshalb auf dem Erhalt der Altersfreizeit und der Verbesserung der Übernahmen. Insofern ist es ein Erfolg, dass die Altersfreizeit unangetastet blieb und weitere Arbeitszeitverkürzungen für ältere KollegInnen durchgesetzt wurden. D.h. 4 Tage-Woche für Schichtarbeiter ab 60 und für Tagschichtler ab 62.
Die hohe Kampfbereitschaft trotz „schlechter Mobilisierung“ zwang die Verhandlungspartner dazu, die Tarifverhandlungen zügig zu beenden. So lag bereits am 24. Mai das Ergebnis auf dem Tisch. Für 19 Monate wurde der neue Vertrag abgeschlossen. 4,5 % mehr Entgelt ist allerdings weit entfernt von der Forderung der Kolleginnen und Kollegen. Jetzt gilt es, den Vertrag genauer zu untersuchen und Stellung zu beziehen, denn es war nicht notwendig vor dem Hintergrund eines starken Selbstbewusstseins der ChemiearbeiterInnen kampflos auf die volle Durchsetzung unserer Forderungen zu verzichten.
Nachhaltige unbefristete Übernahme durchsetzen!
Wachsamkeit bei weiteren Angriffen auf die Altersfreizeit und bei der Durchsetzung flexibler Arbeitszeiten!