International

Wachsende Rivalität zwischen USA und China

28.05.12 - Zu Beginn des 7. Internationalen Automobilarbeiterratschlags (IAAR), der vom 17. bis 20. Mai 2012 in München stattfand, ging der "Weltbericht zur Situation und zum Kampf der Automobilarbeiter und ihrer Familien" auch auf die dramatische Verschiebung der Kräfteverhältnisse in der globalen Autoindustrie ein. Verstärkt durch die Weltwirtschafts- und Finanzkrise stagniert die Produktion in den traditionellen Zentren der Automobilindustrie, darunter in den USA und Großbritannien, der Absatz ist rückläufig.

Die Mehrzahl der Autos der Welt wurden bereits 2010 in Asien produziert. China ist zur Nummer eins aufgestiegen. Während Nordamerika, Westeuropa und Japan im Jahr 2000 zusammen noch 85 Prozent der Weltautoproduktion lieferten, sind es zehn Jahre später nur noch 41,6 Prozent. In der Schlacht um die Weltmarktspitze sehen sich bislang dominierende Gruppen – vor allem GM und Ford – der wachsenden Konkurrenz aus China und Indien ausgesetzt. Asien ist heute die größte Automobilregion der Welt. Nach China und Japan ist Indien mit 500.000 Automobilarbeitern die Nummer drei der Autoländer in Asien.

Mitte Mai 2012 veranstalteten China, Südkorea und Japan ein Gipfeltreffen in Peking, bei dem Verhandlungen um ein Freihandelsabkommen der drei Länder aufgenommen wurden. Chinas Regierungschef sprach von einem "neuen historischen Startpunkt" für die Zusammenarbeit. China stärkt damit seine Position gegenüber dem US-Imperialismus. Noch hat die ostasiatische Region die relativ stärksten wirtschaftlichen Wachstumsraten.

Allerdings drosselte die chinesische Regierung ihre Wachstumsprognose für 2012 bereits auf 7,5 Prozent, dem geringsten Plus seit 1990. 2010 war die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt noch um 10,4 Prozent gewachsen, im vergangenen Jahr um 9,2 Prozent. Rigoros wird die Schlacht um Marktanteile und die weltmarktbeherrschende Stellung auf dem Rücken der Arbeiter und Werktätigen ausgetragen - und dies in Zukunft noch mehr.

Mit einem Anteil von 20 Prozent des Welt-Bruttoinlandsprodukts wäre der "Dreierbund" aus China, Japan und Korea zur Zeit noch kleiner als NAFTA (North American Free Trade Agreement - dazu gehören USA, Kanada und Mexiko) mit 27 Prozent und die EU mit 26 Prozent. Dies könnte sich jedoch ändern. Mit 1,5 Milliarden Menschen umfasste das neue Abkommen eine Region mit einer größeren Bevölkerung als EU (500 Millionen) und NAFTA (460 Millionen) zusammen.

China will seine Wirtschaftsbeziehungen in Asien weiter ausbauen. Es sind bereits Verhandlungen mit den zehn ASEAN-Ländern im Gange. Die ASEAN (Association of Southeast Asian Nations) umfasst Brunei, Laos, Kambodscha, Vietnam, Indonesien, Myamar, Malaysia, Philippinen, Singapur, Thailand - mit zusammen weiteren 600 Millionen Einwohnern. Hier ist jedoch auch Europa, voran der deutsche Imperialismus, nicht untätig. Anfang Mai hat in Brunei ein Außenministertreffen der EU mit den ASEAN-Ländern stattgefunden, an dem auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle teilnahm, um über eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen der EU und Südostasien zu beraten.

Früher waren die USA der wichtigste Exportmarkt für Japan und Korea, das ist jetzt China. Ähnlich verhält es sich bei den ASEAN-Ländern. Damit wächst auch der politische Einfluss der aufstrebenden sozialimperialistischen Supermacht. Mit einer erheblichen Verstärkung der US-Militärpräsenz im asiatisch-pazifischen Raum und verstärkter Kooperation mit Australien geht eine wachsende Kriegsgefahr einher.

US-Präsident Barack Obama arbeitet an einer "Trans-Pacific Partnership (TPP)" und verhandelt seinerseits mit Singapur, Chile, Australien, Peru, Neuseeland, Malaysia, Brunei und Vietnam über eine Freihandelszone. Japan beteiligt sich bislang nicht an den TPP-Verhandlungen. Angesichts der wachsenden japanischen Exporte nach China sind den Japanern diese Beziehungen wichtiger.

Eine große Streikwelle in der chinesischen Autoindustrie im Jahr 2010, die von Honda ausging, erfasste damals viele Belegschaften internationaler Autokonzerne und es entwickelte sich eine weltweite Solidaritätsbewegung für diese Kämpfe in China. Auf dem 7. Internationalen Automobilarbeiterratschlag beteiligten sich die Delegationen aus Asien, unter anderem südkoreanische, indische und philippinische Automobilarbeiter, zusammen mit den insgesamt 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus 19 Ländern, darunter aus den USA und etlichen europäischen Ländern, an den wegweisenden Beschlüssen einer verbindlicheren Koordinierung ihrer kämpferischen Aktivitäten über Länder- und Kontinentgrenzen hinweg.