Betrieb und Gewerkschaft
"Zukunftsprogramm" wird bei Opel breit diskutiert
01.06.12 - Heute melden verschiedene Zeitungen wie unter anderem die "WAZ", ein gestern statt gefundenes Treffen des GM-Vizechefs Stephen Girsky mit den Ministerpräsidenten der Länder mit Opel-Standorten sei "konstruktiv" verlaufen. Es sei ein "ermutigendes Signal" für die deutschen Opel-Werke, dass "noch keine Vorentscheidung gegen einzelne Standorte" gefallen sei. Gegenüber "rf-news" meinte dazu Rainer Weinmann von der Betriebsratsliste "Offensiv" bei Opel in Bochum:
"Inzwischen wurde bekannt, dass bereits auf einer Verwaltungsratssitzung von GM am 12. Juni in Detroit ein Beschluss gefasst werden soll, der dann angeblich 'unumstößlich' sein wird. Dies soll vom Opel-Aufsichtsrat am 28. Juni bestätigt werden. Offenbar drängt die GM-Führungsspitze aufgrund der dramatischen ökonomischen Entwicklung zu schnellen Entscheidungen. Die Weltwirtschaftskrise lässt den Pkw-Absatz gegenwärtig einbrechen. Bei Opel ging er im ersten Quartal um 14 Prozent zurück.
Es werden nun auch weitere Werke wie in Kaiserslautern und Eisenach zur Disposition gestellt. Interessanterweise lehnt die GM-Zentrale eine vorgeschlagene Verlagerung der Chevrolet-Produktion - die ebenfalls zu GM gehört - von Südkorea nach Europa ab, und zwar mit der Begründung, dass man es dort mit 'militanten Gewerkschaften' zu tun habe. Das zeigt doch, dass GM am meisten Angst vor einem entschlossenen und harten Kampf der Belegschaften hat.
Entsprechend wird auch von einem Streit zwischen zwei Richtungen im Verwaltungsrat berichtet: zwischen Vertretern, die ein hartes Vorgehen 'wie in Amerika' befürworten, und Vertretern, denen das zu gefährlich ist und die deshalb für die 'euröpäische Art und Weise' der Problemlösung plädieren. Gemeint ist damit die Fortführung bzw. Forcierung der Klassenzusammenarbeitspolitik.
In diesem Zusammenhang stehen auch intensive Gespräche in dieser und der letzten Woche unter Beteiligung des 1. Vorsitzenden der IG Metall, Berthold Huber: einmal mit den Ministerpräsidenten der betroffenen Bundesländer und dem GM-Vizechef, dann mit den Ministerpräsidenten und Vertretern aller Opel-Standorte und schließlich mit dem Gesamtbetriebsrat.
Wie sehr sich die Geschäftsleitung momentan davor hütet, zusätzlich 'Öl ins Feuer zu gießen', zeigt auch die Zusage, dass die vereinbarte 4,3-prozentige Tariferhöhung dieses Mal voll ausgezahlt werden soll. Dem voraus ging unter anderem eine Umfrage im Rahmen eines sogenannten 'Diagonal Slice Meeting', bei dem die Kollegen grüne und rote Zettel bekamen. Auf die grünen sollten sie schreiben, auf was sie zu verzichten bereit sind, auf die roten, was sie von Opel fordern. Alle grünen wurden leer abgegeben, auf den roten waren Sachen zu lesen wie 'Wir fordern unsere Lohnerhöhung', 'Opel soll die Verträge einhalten', 'Schluss mit der Arbeitshetze' usw.
Das unter anderem von der 'Offensiv'-Betriebsrätin Annegret Gärtner-Leymann vorgeschlagene und inzwischen breit verteilte 'Zukunftsprogramm zum Kampf um jeden Arbeitsplatz' wird zur Zeit überall diskutiert. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage der Perspektive unseres Kampfs. Das ist eine total aufgewühlte Diskussion, in der es Hin und Her geht. Davon, wie diese Fragen geklärt werden, wird auch maßgeblich abhängen, ob und wie der Kampf um jeden Arbeitsplatz geführt wird."