International

"Mit uns Frauen legt ihr euch besser nicht an!"

10.06.12 - Weltweit finden zurzeit viele wichtige Streiks und Kämpfe statt - das internationale Industrieproletariat meldet sich zu Wort. Auffallend ist, dass überall in diesen Kämpfen Frauen eine wichtige Rolle spielen. Die griechische Stahlarbeiterfrau Sophia Roditi, die im Mai als Teil einer Delegation nach Deutschland gereist war, informierte über die wichtige Rolle der Frauen im Stahlarbeiterstreik in Aspropirgos. Die Frauen dort haben einen Verband der griechischen Stahlarbeiterfrauen gegründet - sie organisieren die Versorgung der Streikenden und ihrer Familien mit Lebensmitteln, mit kostenlosen Windeln, mit ärztlicher Hilfe, kostenlosem Nachhilfeunterricht für die Kinder und vieles mehr. Sie sind selbst aktiv an den besetzten Toren, bei Demonstrationen, übernehmen auch Wachen usw. "Die wichtigste Sache in der Familie ist die Unterstützung durch die Familienmitglieder", sagte Sophia. Am vergangenen Dienstag wurde der Stahlarbeiterstreik vom Gericht für illegal erklärt (hier unser Bericht), eine neue Herausforderung auch für die Stahlarbeiterfrauen.

Auch viele Bergarbeiterfrauen in Spanien stehen derzeit eng an der Seite der streikenden Männer. "Es sind auch die Bergarbeiterfrauen", berichtete am Freitag ein spanischer Blogger im Internet, "die auf die Straßen gegangen sind, um ihre Zeche zu verteidigen ... Die Frauen gehen mit uns bis zum Ende, vereint mit unseren Vätern, Großvätern, Kindern und Brüdern." (leonoticias.com)

Weil die Herrschenden wissen, welche wichtige Rolle das Engagement der Frauen und Familien in den Kämpfen der Arbeiterklasse spielt, versucht die Regierung in Deutschland noch, die Widersprüche durch einzelne Zugeständnisse in der Frauen- und Familienpolitik zu dämpfen.

Weltweit werden die Lebensverhältnisse der Massen durch die Weltwirtschafts- und Finanzkrise immer mehr in Frage gestellt. "Auf der Masse der Frauen lastet die größte Bürde, weil sie die Lebensverhältnisse oft unter schwierigsten Bedingungen aufrechterhalten müssen ...", heißt es in der Streitschrift "Neue Perspektiven für die Befreiung der Frau" (S. 202). Umso bedeutender ist es, dass sich immer mehr Frauen an vorderster Front in die Kämpfe gegen Ausbeutung und Unterdrückung einreihen - nur im gemeinsamen Kampf kann sich die Arbeiterklasse befreien und wird auch der Kampf um die Befreiung der Frau in einer befreiten, sozialistischen Gesellschaft erfolgreich sein.

"Mit uns Frauen legt ihr euch besser nicht an!", heißt es in einer ersten Erklärung eines neu gegründeten Frauenkomitees von Opelaner-Frauen in Bochum, das rf-news mit der Bitte um Veröffentlichung erhielt. Die Frauen schreiben:

"BASTA! - Frauenkomitee Opelaner-Frauen und Familien engagiert im Kampf um jeden Arbeitsplatz
(...) Am 16. Juni laden wir alle Familienmitglieder von Opelanerinnen und Opelanern ein, die Kollegen vor ihrer Betriebsversammlung im Ruhr-Congreß zu unterstützen und gegen die Schließungspläne zu protestieren. Ab 7 Uhr werden wir dort eine Protestaktion durchführen. Kommt mit Kind und Kegel nach dem Motto: 'Nicht zuhause Däumchen drehn – lieber zur Betriebsversammlung gehen!' Unsere nächsten Treffen sind: 16.6., 9.30 Uhr, 22.6., 17 Uhr, jeweils im Cafe „Cheese“, Alte Bahnhofstraße 180, 44892 Bochum-Langendreer.

Mit der folgenden Erklärung wenden wir uns an die Öffentlichkeit:
BASTA! - Opelaner-Frauen und Familien engagiert
Mit der drohenden Schließung des Bochumer Opel-Werkes hat uns GM eine deutliche Kampfansage gemacht. Seit Jahren erleben wir jeden Tag, wie die Arbeitshetze steigt, wie die Arbeiterinnen und Arbeiter bei Opel mit Massen-Mobbing-Methoden zur Kündigung getrieben werden sollen. Der Druck auf der Arbeit macht nicht nur die Opelaner, sondern auch ihre Familien kaputt. Ständig hängt uns die drohende Arbeitslosigkeit im Nacken. Die Gesundheit leidet, eine Lebensplanung ist fast nicht mehr möglich. Wir werden nicht zusehen, wie zigtausende Arbeitsplätze in Bochum und der Region vernichtet werden – NOKIA und SCHLECKER sind genug!
Die Profitgier von GM/Opel ist unerträglich geworden – die Zukunft unserer Kinder steht auf dem Spiel. Die Frauen und Familien in Ellesmere-Port und Gliwice sind in der gleichen Situation wie wir. An jedem Werk hängen zehntausende Arbeitsplätze, z.B. in der Zuliefererindustrie. Überall werden Arbeitsplätze gebraucht – eine Spaltung in Länder oder Standorte lehnen wir ab. Bisher hat sich GM/Opel auch die Zähne an den Bochumern ausgebissen, Kündigungen mussten zurückgenommen werden, die Tariferhöhung wird ausgezahlt.
Wir wollen nicht länger alleine mit dieser Situation fertig werden, sondern uns für eine lebenswerte Zukunft einsetzen – gemeinsam sind wir stark. Deshalb schließen wir, Frauen, Freundinnen, Mütter, Familien und Opel-Arbeiterinnen uns zusammen für den Kampf um jeden Arbeitsplatz. Damit wollen wir auch zeigen – wenn sich die Kolleginnen und Kollegen bei Opel für einen Streik entscheiden, sind wir da. Wir organisieren ab sofort die Solidarität, sammeln Spenden, machen eine Öffentlichkeitsarbeit und Protestaktionen. Wir stärken den Kollegen den Rücken bei ihrem Kampf, sagen aber auch ganz klar: Mit uns Frauen legt ihr euch besser nicht an! BASTA! Es ist genug! Für eine menschenwürdige Zukunft – Keine Schließung in Bochum oder einem anderen Standort!
BASTA! - Frauenkomitee"

Kontakt: Anne Fröhlich, Wittkampstraße 37, 44892 Bochum, Tel: 0234 3259065, Anne.Zorro@arcor.de