Betrieb und Gewerkschaft
Bochumer Opelaner zeigen Stracke die kalte Schulter
16.06.12 - Heute Vormittag fand die Betriebsversammlung bei Opel-Bochum statt. Vor deren Beginn im Kongresszentrum organisierten Opelaner eine Kundgebung. An dieser beteiligten sich Delegationen aus anderen Betrieben (u.a. Stahlarbeiter von HSP Dortmund, Conti Dortmund, Verdi-Kolleginnen und Kollegen), das Frauenkomitee "Basta" (siehe rf-news vom 10.06.12), Montagsdemonstranten, Mitglieder vom Frauenverband Courage, von der Migrantenorganisation Bir-Kar, von MLPD und REBELL. Deutlich unterstrichen alle, dass GM/Opel einen Rückzieher gemacht hat und sie die Kampfkraft der Opelaner und die wachsende kämpferische Stimmung unter den Industriearbeitern im Land fürchten.
Die Opelanerinnen und Opelaner, die am offenen Mikrofon sprachen, unterstrichen, dass es keine Stilllegung, "weder 2016 noch sonst wann" geben darf. Sie akzeptieren auch nicht, sich der Erpressung der Geschäftsleitung zu beugen und für den Rückzieher von GM und Opel auf Lohn zu verzichten. Dafür hat kein Betriebsrat und auch kein IG-Metall Vorstand ein Mandat. Es geht jetzt um den Kampf um jeden Arbeitsplatz und geichzeitig auch gegen die verschärfte Auspressung der Kolleginnen und Kollegen. Großen Applaus bekam der Auftritt der Gruppe vom Frauenkomitee "Basta".
Gerd Pfisterer, Betriebsratsvorsitzender von HSP-Dortmund brachte seinen Dank zum Ausdruck, als die Opelaner sich mit der Belegschaft von HSP solidarisiert hatten und dies mit beitrug, dass der Stilllegungsplan von HSP vom Tisch kam. Das wollen die Stahlarbeiter zurückgeben. Die Opelaner können mit der festen Solidarität der HSP-Beschäftigten rechnen.
Eine Schülerin, die Tochter einer Opel-Arbeiterin ist, berichtete, dass sie in der Schule Unterschriften für das "Zukunftsprogramm zum Kampf um jeden Arbeitsplatz" sammelt und aktiv bei "Basta" mitmacht. Wenn die Eltern auf der Suche nach Arbeit mit der ganzen Familie weg ziehen müssen, trifft das auch die Kinder hart. Sie werden aus der Schulgemeinschaft raus gerissen.
Jupp Eicker, Landesvorsitzender der MLPD, erklärte die volle Solidarität des Landesverbandes NRW. Er lenkte den Blick auf zwei bedeutende Arbeiterkämpfe in Europa: Den Streik von griechischen Stahlarbeitern und den Kampf der spanischen Bergarbeiter mit Streiks, Autobahnblockaden, Demonstrationen. Genauso wie dies die Arbeiter selbst entschieden hatten, müssen auch die Opelaner über ihren Kampf selbst entscheiden. Sie werden aber die große Unterstützung nicht nur hier bekommen, sondern auch international. Das zu organisieren, dazu verpflichtet sich die MLPD als Mitglied der revolutionären Weltorganisation ICOR mit über 40 Organisationen und Parteien.
Nach der Kundgebung ließen es sich einige Frauen des Frauenkomitees "Basta" nicht nehmen, selbstbewusst mit den Kollegen in die Halle zur Betriebsversammlung zu marschieren. Sie trugen Plakate u.a. mit der Aufschrift "Kampf um jeden Arbeitsplatz!" Jede von ihnen hat dann unter Beifall am Mikrofon zu den rund 2.000 Anwesenden gesprochen. Im Unterschied zu sonstigen Betriebsversammlungen sprach erst der Betriebsrat, dann folgte die Aussprache und zum Schluss sollte der Vorstandsvoritzende der Adam Opel AG, Karl Friedrich Stracke, sprechen. Betriebsratsvorsitzener Rainer Einenkel sprach kämpferisch, dass sich die Opel-Belegschaften nicht gegenseitig ausspielen lassen dürfen. Am Ende der Aussprache wollte ein Kollege von Stracke wissen, was er nach dem Auslaufen der Zafira-Produktion anzubieten habe. Es kam keine Antwort. Der Kollege dazu, wenn die Geschäftsleitung nichts Neues zu sagen habe, dann erübrige sich jedes weitere Zuhören angesichts des unverbindlichen Gesabbels. Daraufhin verließ die gesamte Belegschaft geschlossen die Betriebsversammlung. In den Massenmedien hieß es heute dazu: "Opel-Betriebsversammlung endet mit Eklat!"
Vor dem Tor fand dann eine kleine Abschlusskundgebung statt. Viele Kollegen standen noch länger auf dem Platz und debattierten über das Vorgefallene und was weiter zu tun ist.