International
Kasachstan: Der Bergarbeiter und Gewerkschaftsaktivist Takhir Mukhamedzjanov ist tot
19.06.12 - Heute wurde der bundesweiten Bergarbeiterinitiative Kumpel für AUF die traurige Nachricht vom Tode eines kämpferischen Mitstreiters in der Bergarbeiterbewegung aus Kasachstan übermittelt: Am 5. Juni fanden Freunde und Kollegen Takhir Mukhamedzjanov in seiner Wohnung, in einer Blutlache liegend, tot auf. Vielen Lesern von rf-news ist Takhir als Verfechter der Interessen der Bergarbeiter Kasachstans und ihrer Familien bekannt: Nach mehrjähriger Arbeit in Bergwerken der Sowjetunion wurde er Bergarbeiter in den privatisierten Gruben des Konzerns Arcelor Mittal. Der Konzern entließ ihn 2008, was nach dem geltenden Arbeitsrecht gar nicht zulässig wäre. Auch danach war er tätig für die Bergarbeiter und ihre Familien, so als stellvertretender Vorsitzender des Vereins „Bergarbeiterfamilie“. Dieser Verein sorgt für die Rechte und für Hilfe für die Hinterbliebenen umgekommener Bergarbeiter. Die Vorsitzende des Vereins, Natalja Tomilova, nahm am 3. Bergarbeiterseminar im Jahr 2008 in Gelsenkirchen teil.
Das Regime von Kasachstan versucht seit Jahren, mit Druck, Verfolgung und Terror die Arbeit des Vereins zu verhindern. 2010 wurde die Garage samt Auto von Takhir Mukhamedzjanov von „Unbekannten“ in die Luft gejagt. Ärzte und Polizei machten einen gemeinsamen Versuch, ihn in die Psychiatrie zu verbringen und ihm dazu eine Spritze zu injizieren. Er konnte fliehen. Weltweit gab es Proteste. Auch rf-news organisierte die Solidarität. U. a. protestierte die bundesweite Bergarbeiterbewegung „Kumpel für Auf“ gegen die Verfolgung und Unterdrückung des Vereins „Bergarbeiterfamilie“. Die internationale Solidaritätskampagne zwang letztlich das Regime, Takhrir zumindest für einige Zeit in Ruhe zu lassen. Im November 2010 war Thakhir einer der Gründer der unabhängigen Gewerkschaft „Zhanartu“ und wurde in deren Zentralkomitee gewählt. Bei seinem Tod war er 51 Jahre alt und erfreute sich guter Gesundheit. Die Gerichtsexpertin stellte Tod durch Herzstillstand als Folge eines Herzversagens fest. Eine der Mitkämpferinnen von Takhir schrieb:
„Niemand von den treuen Mitkämpfern unseres Vereins glaubt der offiziellen Version, da in der letzten Zeit mehrmals „Unbekannte“ Takhir mit Vergeltung gedroht hatten, wenn er nicht von seiner Tätigkeit ablässt. Noch eine Woche vor seinem Tod nahm Takhir an einer wichtigen Beratung mit Bergarbeitern des Konzerns Kasakhmys in Zheskasgan teil, was offenbar der Grund dafür war, sich seiner zu entledigen.
Von den Trauergästen wurden viele bittere Worte über das vorzeitige Ende von Takhir gesprochen und über die Treue zu den Idealen und Zielen, denen der Bergarbeiter und Kämpfer für die Sache der Arbeiterklasse bis zu seinem Ende gedient hatte. In seiner Zeit als Rechtsverteidiger und als Gewerkschaftsaktivist hat Takhir vielen Arbeitern, Unterdrückten, Invaliden der Arbeit in Schächten und Fabriken von Arcelor Mittal geholfen, Gerechtigkeit und die Durchsetzung ihrer verletzten Rechte zu erlangen.“
Kumpel für AUF spricht der Familie von Takhir, dem Verein „Bergarbeiterfamilie“ und allen seinen Mitkämpfern, Kolleginnen und Kollegen das herzliche Beileid aus. Kumpel für AUF löst das Versprechen gemäß ihrem Wunsch ein, die Nachricht über seinen vorzeitigen Tod auch innerhalb der deutschen Arbeiterbewegung zu verbreiten. Die Hintergründe müssen vollständig aufgedeckt und die Schuldigen am Tod von Takhir bestraft werden.