Umwelt

Protest gegen Atomanlage mitten in Duisburg

Protest gegen Atomanlage mitten in Duisburg

Duisburg (Korrespondenz), 03.07.12: Unter dem Motto "Fünf vor 12 - wir geben keine Ruhe mehr" hat das Antiatombündnis Niederrhein am Samstag, 30. Juni, zur Demonstration gegen die Atomfabrik der "Gesellschaft für Nuklear-Service" (GNS) mitten im Duisburger Stadtteil Wanheim aufgerufen. Aktueller Anlass war, dass die GNS am 13. Juni die Genehmigung bekommen hatte, ihre Anlagen zu erweitern. Noch im letzten Koalitionsvertrag hatte die SPD/Grünen-Landesregierung versprochen, die Tätigkeit der GNS in Duisburg zu beenden - und nun also das krasse Gegenteil!

Die GNS ist eine gemeinsame Tochtergesellschaft der vier Energiemonopole Eon, RWE, EnBW und Vattenfall und ist auch Mitbetreiber der Atommülllager in Gorleben und Ahaus. Die Tätigkeit der Anlage in Duisburg wurde auf die Verarbeitung von Atommüll zu "endlagerfähigem" Material erweitert. Das hängt damit zusammen, dass sich der Atommüll in den AKWs anhäuft, alte AKWs demnächst über Jahrzehnte abgerissen werden sollen und damit Tausende Tonnen von strahlendem Atommüll neu anfallen. Allein das ist schon ein Grund für die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen sowie das Verbot von Atomtransporten und aller anderen Atomfabriken.

Die bunte und kämpferische Demonstration zeigte aber auch Schwächen auf, um deren Behebung in der Anti-AKW-Bewegung unbedingt solidarisch gerungen werden muss: Elemente der direkten Demokratie wie offenes Mikrofon waren nicht zugelassen, im Aufruf wurden Parteien gebeten, auf Parteilogos und -fahnen zu verzichten, weil es ein überparteiliches Bündnis sei. Dies ist ein falsches Verständnis von Überparteilichkeit, welches durch die Diskriminierung von Parteien letztendlich vor allem die Kräfte einschränkt und behindert, die über den Tellerrand des Kapitalismus hinausschauen.

Auch die Losung, die GNS müsse aus dem Stadtteil raus, lässt offen, ob sie an einer anderen Stelle nicht mitten im Wohngebiet neben Schule und Kindergarten akzeptabel wäre. Das ist sie aber keinesfalls, weil durch diese Anlage die ganze Atomindustrie weiter am Laufen gehalten wird, und Radioaktivität, einmal freigesetzt, über biologische Kreisläufe sich letztendlich vor allem im Menschen und dort in der Muttermilch und in besonders sensiblen Organen anreichert.