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PSA Aulnay: "Es kündigt sich ein stürmischer Sommer an"

06.07.12 - Im PSA-Peugeot-Citroen-Werk in Aulnay (nordöstlich von Paris) gab es gestern einen selbständigen Streik. Eine Korrespondentin aus Frankreich berichtet: "Am Donnerstag 5. Juli, gab es eine Arbeitsniederlegung in der Lackiererei bei PSA-Aulnay und das ganze Werk stand tagsüber. Ohne die Abteilung lief nichts mehr. 11 Leiharbeiter und vier Festangestellte brachten die gesamte Produktion zum Stoppen. Der Grund: Sie wollen Festverträge oder zumindest Verträge für 18 Monate. Wenn das Werk schließt, würden die Leiharbeiter ohne Abfindung entlassen, wenn sie Festverträge haben, bekommen sie wenigstens Geld. Insgesamt geht das Barometer im Werk immer mehr in Richtung konsequenter Kampf. Es wird diskutiert, ein ‚Comité de lutte’ (Kampfkomitee) zu gründen, konsequent zu kämpfen und die Arbeitsplätze zu verteidigen."

"Es kündigt sich ein stürmischer Sommer an", bemerkt das Nachrichtenportal "Ouest France" heute zu Aulnay. Am 12. und am 25. Juli, kurz vor Beginn der Werksferien, wird der Aufsichtsrat von PSA tagen - die Belegschaft befürchtet, dass dann die Vernichtung von insgesamt 8.000 bis 10.000 Arbeitsplätzen und die Schließung des Werks Aulnay mit über 3.000 Beschäftigten bekanntgegeben wird. Betroffen von Plänen massiver Arbeitsplatzvernichtung sind voraussichtlich auch die Werke Valenciennes, La Janais bei Rennes, Poissy, Sevelnord und das einzige GM-Werk in Frankreich in Straßburg.

Im Februar hatten GM und PSA eine Allianz geschlossen für eine gemeinsame Fahrzeugproduktion ab 2016. Bürgerliche Experten sprechen inzwischen von einer Überkapazität von 40 Prozent der Autowerke in Europa, der Absatz ist rückläufig - deshalb zielen die Automonopole darauf ab, aus der Krise gestärkt hervorzugehen, indem die Produktion konzentriert, die Ausbeutung gesteigert und Werke stillgelegt werden.

Aus Aulnay wird berichtet, dass inzwischen mit einem intensiven Mobbing Kollegen bedrängt werden, das Handtuch zu werfen (auch die Bochumer Opelaner machen ja diese Erfahrung). So geht die Werksleitung mit Sanktionen gegen Behinderte vor, die sich weigern, ungeeignete "Alternativ"-Arbeitsplätze einzunehmen. Entlassungsdrohungen sind an der Tagesordnung und es werden während der Arbeitszeit dauernd die Papiere ausländischer Arbeiter kontrolliert.

"Auch das ist ein Teil des Mobbing", so unsere Korrespondentin, "dagegen gab es schon mehrfach große Proteste, auch einen Hungerstreik. Jede Woche ist in Aulnay in irgendeiner Abteilung eine Arbeitsniederlegung von ein bis zwei Stunden, oft ist es so, dass die ganze Abteilung die Arbeit niederlegt, wenn einer gemobbt wurde. Das ist ein ständiges Kräftemessen." Sie betont auch den Mut der Leiharbeiter, die gestern gestreikt haben: "Die können ja sofort auf die Straße gesetzt werden. Aber sie haben geschlossen gestreikt und das macht es natürlich schwer, sie rauszuwerfen. Die Einheit von Leiharbeitern und fest angestellten Arbeitern ist sehr wichtig." 

Der GM/Opel/PSA-Aktionstag am 28. Juni hat ein deutliches Signal der Belegschaften gegeben: Gemeinsam, über Betriebs- und Ländergrenzen hinweg, wollen sie den Unternehmensplänen die Stirn bieten. Und nicht nur das: Der Wunsch nach einem menschenwürdigen Leben vereinte die Kollegen, führte zu vielen Diskussionen über Zukunftsperspektiven (die aktuelle "Rote Fahne" berichtet ausführlich).

Die Kollegen aus Aulnay, die beim Aktionstag in Paris dabei waren, waren total begeistert von dem internationalen Zusammenhalt, von den Delegationen der Belegschaften anderer Länder, erzählt unsere Korrespondentin. Sie sehen das als riesigen Erfolg an. Allerdings - die Gewerkschaftsspitzen schweigen sich gerade über die internationalen Delegationen an diesem Tag aus und ein Video, auf dem die Rede der Delegation von Opel Bochum zu sehen war, war nach drei Tagen von Youtube verschwunden ...

"Wir kämpfen einen gemeinsamen Kampf", so drückte ein Kollege aus Mulhouse die Erfahrung mit dem beginnenden internationalisierten Klassenkampf beim Protestcamp vor Opel Bochum am 28. Juni aus. International vereint sind die Automobilarbeiter eine Macht!