International
Bestreiktes Werk der griechischen Stahlarbeiter gestürmt - Solidarität entwickelt sich
20.07.12 (17 Uhr) - Im Morgengrauen stürmten heute Sondereinsatzkräfte der Polizei (MAT = "Einheiten für die Wiederherstellung der Ordnung") das seit 263 Tagen bestreikte Stahlwerk von Helliniki Halivourgia in Aspropirgos bei Athen. Mit Knüppeln und chemischen Keulen überfielen sie die Streikposten, verhafteten neun Kollegen, unter anderem Streikführer, um ganze 15 Streikbrecher ins Werk zu bringen (siehe auch Bericht von heute Mittag).
Den streikenden Arbeitern wird der Zugang zum Werk verwehrt. Sie fordern den sofortigen Rückzug der Polizeieinheiten und die Freilassung aller Verhafteten. Seit dem Vormittag versammeln sich immer mehr Menschen aus Solidarität mit ihnen vor dem Werk. Auch landesweit beginnt sich der Protest und die Solidarität zu entwickeln. Für 17.30 Uhr ist eine große Solidaritätsdemonstration geplant.
Der Versuch der gewaltsamen Unterdrückung des Streiks der griechischen Stahlarbeiter erfolgt nicht zufällig einen Tag, nachdem in Spanien Millionen von Menschen gegen das dort verabschiedete Krisenprogramm der Regierung protestierten. Die Nervosität in den Regierungen wächst. Sie reagieren damit auf die Tendenz des Übergangs zum Klassenkampf im eigentlichen Sinne, der mit dem Marsch der streikenden spanischen Bergleute auf Madrid und den daraufhin anhaltenden Massenprotesten von Zehn- und Hunderttausenden in ganz Spanien ein neues Niveau erreicht hat. Die Bergleute haben schon erklärt, dass sie, wenn ihre Forderungen nicht erfüllt werden, nach Madrid zurückkehren werden, dann aber "mit Dynamit".
Der Einsatz einer Sondereinheit der Polizei in Griechenland ist auf höchster Ebene abgestimmt. Die Anordnung soll direkt vom Ministerpräsidenten stammen, denn diese Spezialeinheit darf nur auf direkte Anordnung des Innenministeriums eingesetzt werden. Solche weitgehenden politischen Maßnahmen sind sicherlich auch mit der Troika abgesprochen bzw. können von ihr ausgehen.
Das geht einher mit dem weiteren Einsatz des herrschenden Betrugssystems. So wird in den Medien verstärkt gehetzt, die Stahlarbeiter wären wegen ihres Streiks selbst schuld daran, dass ihr Werk geschlossen wird. Das stellt die Tatsachen vollständig auf den Kopf. Es sind die Regierungen in immer mehr europäischen Ländern, die die Massen mit Krisenprogrammen in Massenarbeitslosigkeit und Armut stürzen. Und es ist die Geschäftsleitung von Helliniki Halivourgia, die im Rahmen dieser Politik den Stahlarbeitern die Löhne um 40 Prozent kürzen will. Dass die Arbeiter dagegen den Kampf aufnehmen, ist völlig berechtigt.
Der Streik in Aspropirgos ist gerade auch deshalb inzwischen zu einem Symbol der Arbeiteroffensive und der internationalen Arbeitereinheit geworden. Der Versuch seiner gewaltsamen Niederschlagung richtet sich gegen die Kämpfe der Arbeiter und breiten Massen in ganz Europa und ihre zunehmende Internationalisierung.
Jetzt ist die internationale Arbeitereinheit gefordert! Organisiert Protest- und Solidaritätserklärungen! An verschiedenen Orten sind bereits für das Wochenende Protest- und Solidaritätsaktionen geplant. Montagsdemonstranten überlegen, dies zu einem Schwerpunkt bei den Aktionen kommenden Montag zu machen.
Adresse der zuständigen Gewerkschaft PAME:
E-Mail: international@pamehellas.gr
FAX Somatio (Direkt Stahlarbeiter): 0030 210 55 78 360
Kopien bitte an redaktion@rf-news.de und an "Solidarität International" (buero@solidaritaet-international.de). Weitere aktuelle Berichte folgen.