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Maruti-Suzuki (Indien): Gewerkschaftsführung unter falscher Anklage in Haft
03.08.12 - Zwei Wochen nach dem Beginn der Aussperrung im Werk Manesar von Maruti-Suzuki (Maruti Suziki India Ltd, MSIL) wurden am 2. August zehn Führer der Gewerkschaft Maruti Suzuki Worker's Union (MSWU) verhaftet und von einem Gericht in Gurgaon zu sieben Tagen Haft verurteilt. Unter ihnen deren Präsident, Vizepräsident, Kassierer und Generalsekretär. Sie werden unter falscher Beschuldigung für die gewaltsame Auseinandersetzung am 18. Juli (siehe "rf-news" vom 28.7.12) verantwortlich gemacht werden. Ihr Verteidiger Rajendra Pathak verurteilt dies als einen gezielten Komplott der zivilen und polizeilichen Verwaltung zusammen mit dem Management von MSIL, um die Gewerkschaftsführung auszuschalten: "Diese waren nicht die einzigen, sondern insgesamt 4.000 Festangestellte und Zeitarbeiter sind in dieser Auseinandersetzung beteiligt."
Der Kampf um die Anerkennung der MSWU als Gewerkschaft ist der eigentliche Kern der Auseinandersetzung. Während das Management fordert, dass sich die Arbeiter in einer Gewerkschaft organisieren, die dem Gewerkschaftsverband AITUC (Gewerkschaft der revisionistischen KP Indien) angegliedert ist und Klassenzusammenarbeitspolitik praktiziert, bestehen die Arbeiter in Manesar auf einer unabhängigen überparteilichen Gewerkschaftsorganisation. Vor diesem Hintergrund erscheint die Auseinandersetzung am 18. Juli wie eine gezielte Provokation.
Laut Anklage und Darstellung der Unternehmensleitung hätten 54 Arbeiter nach der Frühschicht im Werk demonstriert und im Anschluss daran hätte eine Aussprache mit dem Management in der "Halle" stattgefunden. Schließlich weigerten sich die Arbeiter, die Halle zu verlassen. Stattdessen hätten 500 bis 600 Arbeiter zusammen mit den Gewerkschaftsführern die Halle gestürmt und mit Eisenstangen und Stöcken auf die Manager eingeprägelt, mit der Absicht, diese zu töten. Danach hätten sie Feuer in der Verwaltung gelegt. Nachdem dieses unter Kontrolle gebracht worden war, habe man den Personaldirektor tot aufgefunden.
Dieser Konstruktion widersprechen die Zeugenaussagen und Fakten. Rechtsanwalt Sanjay Singhvi, Generalsekretär des Gewerkschaftsverbandes TUCI (Trade Union Centre of India), untersuchte die Situation am 29. Juli und hatte Gelegenheit, mit angeklagten Arbeitern zu sprechen, allerdings unter massiver Polizeipräsenz. Demzufolge war der Chef einer Leiharbeits-Firma, Rakesh, der immer wieder mit Schlägern die Arbeiter einzuschüchtern versucht, verantwortlich für diese Auseinandersetzung, in die auch Arbeiter verwickelt waren. Die Arbeiter hatten keinerlei Brandbeschleuniger bei sich, um ein Feuer auszulösen. Dieses entstand offensichtlich durch einen Kurzschluss. Außerdem hatten Zeugen beobachtet, dass der tot aufgefundene Personaldirektor die Verwaltung im Anschluss an die Versammlung verlassen hatte.
Der breite Protest der Beschäftigten nicht nur bei MSIL hat die Regierung gezwungen, eine Untersuchung durchzuführen. Um von den wahren Schuldigen abzulenken, hat die Zentralregierung die Kommission beauftragt, zu untersuchen, ob "linksextreme Elemente" die Hand im Spiel hatten ("The Financial Express", 3.8.12). Die Gewerkschaften fordern stattdessen eine lückenlose Aufklärung, sofortige Freilassung der Gewerkschaftsführung, die Durchsetzung des Rechtes auf gewerkschaftliche Vereinigungen und die gleichen Rechte für Leiharbeiter.
Solange die Untersuchung läuft, soll auch die Aussperrung der Arbeiter weiter gehen. Inzwischen fuhr auch das Werk Suzuki Powertrain India Ltd in Gurgaon die Produktion von 1.100 Motoren und 3.600 Getriebe täglich auf 450 Motoren und 1.500 Getriebe zurück. Angesichts der Kampfstärke der Belegschaften in Manesar und Gurgaon forciert MSIL seine Pläne zum Bau eines neuen Werks in Gujarat, das März 2016 die Produktion von 250.000 Autos beginnen soll ("The Wall Street Journal", 2.8.12). Zusammen mit den neuen Werken von GM, Ford und Tata entsteht in Gujarat inzwischen ein weiteres Zentrum der internationalen Automobilproduktion und des rasch wachsenden internationalen Industrieproletariats.