Kultur
Neuer Kinofilm: Konterrevolution mit Latexkostüm
04.08.12 - 850.000 Zuschauer haben in Deutschland allein am ersten Wochenende "The Dark Knight Rises", den dritten Teil von Christopher Nolans Batman-Trilogie, gesehen. Terroristen bedrohen darin Gotham mit einer Atombombe - die Heimatstadt des Multimilliardärs Bruce Wayne, welcher wiederum seit der Ermordung seiner Eltern nachts im schwarzen Latexanzug als Batman "das Verbrechen" bekämpft. Der Film kommt nicht umhin, die Verfaultheit des Kapitalismus und die Sehnsucht der Massen nach einer Alternative aufzugreifen. Exemplarisch dafür haucht Catwoman (Anne Hathaway), eine Robin-Hood-artige Meisterdiebin, Wayne im Kreise seiner reichen Kumpane ins Ohr: "Ein Sturm zieht auf. Wenn er losbricht, werden Sie sich alle fragen, wie Sie je so maßlos leben konnten, während Sie uns anderen so wenig lassen."
Doch nicht die Massen entfesseln im Film den Sturm, sondern die Terrorgruppe um Bane (Tom Hardy) spielt blutige Revolution und hetzt "die Bürger" gegen "die Reichen" und "den Staat" auf. Die Polizei wird in der Kanalisation gefangen gehalten. Ganz bewusst werden Maßnahmen, die die Arbeiterklasse nach dem bewaffneten Sturz der Monopoldiktatur tatsächlich ergreifen muss - Unterdrückung der alten Ausbeuterklasse, Bestrafung durch das Volk, Ausschaltung des alten kapitalistischen Gewaltapparates - als willkürlicher und verbrecherischer Terror dargestellt. Um so heldenhafter erscheint dann die sich dem entgegenstellende Konterrevolution.
Als Schlüsselszene inszeniert Nolan einen Demonstrationszug von tausenden von Batman aus der Kanalisation befreiten Polizisten, die sich todesmutig der neuen Herrschaft entgegenstellen. Polizeioffiziere und Geheimdienst-Mitarbeiter kämpfen gleichzeitig in den Straßen mit Guerilla-Methoden gegen die Terroristen und retten - damit auch der kritischste Zuschauer ihren Heroismus begreift - neben der Herrschaft der Kapitalisten auch noch ein paar Waisenkinder.
Der Film hat zwar trotz des gigantischen Budgets keine einzige nennenswerte schauspielerische Leistung zu bieten, ist dafür aber reaktionär bis ins Mark. Und das reicht offenbar, um in der bürgerlichen Presse als "Meilenstein" hochgejubelt zu werden. "The Dark Knight Rises" kann auch Anlass sein, über die Gründe einer solchen Film-Inszenierung nachzudenken, vor allem aber darüber, wie es zu einer tatsächlich erfolgreichen Revolution der Arbeiter und Unterdrückten der Welt kommen kann und wie man sich dabei auf den erbitterten Widerstand der Konterrevolutionäre einstellt – auch wenn diese wahrscheinlich keine Latexkostüme tragen werden.
(Eine ausführlichere Filmbesprechung erscheint demnächst in der Druckausgabe der "Roten Fahne")