Umwelt
Welt-Aids-Konferenz 2012: Ärzte ohne Grenzen warnen vor zuviel Optimismus
30.07.12 - Vom 22. bis 27. Juli fand die 19. Internationale Aids-Konferenz in Washington mit etwa 25.000 Wissenschaftlern, Politikern, Aktivisten und Betroffenen aus 190 Ländern statt. Neben unübersehbaren Fortschritten bei der Behandlung kritisierten insbesondere die Aktivisten und Betroffenen die internationalen Pharmakonzerne und die mit ihnen verbundenen Politiker wegen ihrer Preis- und Patentpolitik und ungenügender Finanzierung der weltweiten Aids-Programme.
Das Aids-Programm der Vereinten Nationen, UNAIDS, legte Zahlen vor, wonach im vergangenen Jahr 1,4 Millionen Menschen mehr als bisher eine lebensrettende antiretrovirale Therapie erhielten. "Diese Zahl dokumentiert zwar einen Fortschritt, doch dieser ändert wenig an der weiterhin dramatischen Lage", sagte Oliver Moldenhauer von der Medikamentenkampagne von "Ärzte ohne Grenzen" (Pressemitteilung, 23.7.2012).
Denn nur 54 Prozent derer, die eine Behandlung benötigen, erhalten Medikamente: 6,8 Millionen Menschen droht deshalb der Tod, wenn sie nicht bald behandelt werden. "Ärzte ohne Grenzen" fordern deshalb, dass die Geschwindigkeit, mit der die Behandlung ausgebaut wird, und die finanziellen Mittel verdoppelt werden müssen.
Aufgrund der Profitinteressen der Pharmakonzerne sind gerade die neuen HIV/Aids-Präparate oft nur zu Wucherpreisen erhältlich und für die Masse der Länder und Betroffenen nicht finanzierbar. Gleichzeitig wird auf Indien, als wichtigstes Exportland bezahlbarer Aids-Medikamente (Generika), verstärkt juristischer und politischer Druck ausgeübt, beispielsweise durch das Freihandelsabkommen mit der EU und eine Klage des Schweizer Pharmakonzerns Novartis.
Nicht zufällig wird auch gerade jetzt die Hetze gegen kritische Forscher zu den Ursachen von Aids verstärkt. Es gibt zahlreiche wissenschaftliche Belege dafür, dass das HIV-I künstlichen Ursprungs ist, Ergebnis einer missglückten Biowaffe. "Die Forschung und Herstellung biologischer Massenvernichtungswaffen kann man weder damals noch heute in das Reich von Verschwörungstheorien verweisen", schreibt Christoph Klug in einem Offenen Brief zu einem Hetzartikel in "spiegel-online" (siehe "Rote Fahne" 29/2012, S. 21). Klug ist Mitautor des Buches "AIDS ist besiegbar - sein Ursprung, die Frühtherapie und deren Boykott" (das Buch ist derzeit auf deutsch vergriffen, aber in englischer Sprache erhältlich).
Laut dem Aktionsbündnis gegen Aids (www.aids-kampagne.de) sind die Instrumente für den Sieg gegen HIV/Aids da: "Dazu gibt es drei Hauptmaßnahmen zur Vermeidung neuer Ansteckungen: die Verhinderung der Übertragung des HI-Virus von Mütter auf Kinder, die frühzeitige Behandlung von HIV-Infizierten und eine Kombination verschiedener Präventionsmethoden" (Presseerklärung vom 20.07.2012). 90 Prozent der Aidserkrankungen bei Kindern unter 15 Jahren sind auf die Mutter-Kind-Übertragung zurückzuführen. Der Zugang infizierter Schwangerer zu medizinischer Versorgung liegt aber nur bei ca. 50 Prozent, zu HIV-Tests bei weniger als 30 Prozent.
Anfang Juli hat die US-amerikanische Behörde den ersten HIV-Test zugelassen, der sogar ohne ein Labor und Arzt, damit auch in ländlichen Gegenden, einfach durchgeführt werden kann. Mit einem hohen Preis von 40 Dollar wird in den USA ein Umsatz von 500 Mio Dollar erwartet ("Financial Times Deutschland", 5.7.2012). Aufgrund der Profitlogik des internationalen Finanzkapitals wird so der wissenschaftliche Fortschritt der Masse der Menschen vorenthalten und kommt nur denen zugute, die das nötige Geld aufbringen können.
Ein lukratives Geschäft soll auch das kürzlich in den USA zugelassene Medikament "Truvada" bringen, das gesunde Menschen täglich und lebenslang einnehmen sollen, um das Ansteckungsrisiko z.B. durch einen HIV-positiven Partner zu mindern. Die Jahresdosis kostet 10.000 Euro. Nicht nur, dass dieser Schutz nicht ausreichend ist und "Safer Sex" und Massenaufklärung dringend geboten sind: damit werden unnötige Resistenzen des HI-Virus gegen die notwendigen Wirkstoffe für Infizierte erzeugt und Gesunde unnötigen Risiken für Nebenwirkungen (Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen) ausgesetzt.
Die 19. Internationale Aids-Konferenz bestätigt erneut, dass die Masse der Betroffenen sich nicht auf trügerische Hoffnungen in die Programme der internationalen Konzerne und deren Institutionen wie UNO, WHO usw. verlassen können. Im Gegenteil hemmt das die Entfaltung der eigenen Kraft für eine lebenswerte Gesellschaft und Zukunft.
Organisationen wie "Solidarität International" (SI) organisieren dagegen eine kämpferische internationalistische Arbeit zu Aids, für internationale Solidarität, Hilfe und Zusammenarbeit auf gleichberechtigter Grundlage. Die Frage des Kampfes gegen Massenkrankheiten, für ein öffentliches und kostenloses Gesundheitswesen ist darüber hinaus ein wichtiges Kampffeld in der Vorbereitung der internationalen Revolution.