International
Einmal Tunesien und retour ...
Dortmund/Sousse (Korrespondenz), 09.08.12: Ich habe einen großen afrikanischen Freundeskreis. Klar, dass ich auch mal den fernen Kontinent kennenlernen wollte, von dem die Freunde alle stammen. Bis Sousse in Tunesien, Nordafrika, habe ich's geschafft. Das ist von Deutschland nicht am anderen Ende der Welt, aber immerhin. Zudem sind die Verhältnisse nach dem "arabischen Frühling", der demokratischen Aufstandsbewegung, die ja in Tunesien ihren Anfang nahm, immer eine Reise wert.
Mit vielen Einheimischen aus Sousse, der drittgrößten Stadt Tunesiens, habe ich gesprochen – auf Deutsch oft, oder auf Englisch, wobei die Hauptsprache ja neben dem Arabischen Französisch ist (Kolonialzeit). Sie alle bestätigten mir eins: Man hat einen neuen, gewählten Präsidenten. Doch immer noch durchwühlen schon Kinder Mülltonnen, um ihre Familien irgendwie über Wasser zu halten.
Die Arbeitslosigkeit nicht nur bei den jungen Leuten, doch das sind die meisten in Tunesien, liegt offiziell bei knapp 20 Prozent. Mindestlohn: Rund 250 Dinar, das sind 125 Euro. Zu wenig, auch wenn die Preise ca. um die Hälfte billiger sind als bei uns. Keine Zukunft für die Jugend! Es ist ruhig geworden in Tunesien. Aber: Man diskutiert noch immer. Vereinzelt gibt es Demonstrationen. Putzfrauen bestreiken den Flughafen.
Ich sitze in einem "Salon du thé", rede mit Mohammed, dem 30-jährigen Kellner. Er sagt: "Ein großes Problem in Tunesien, wenn nicht in ganz Afrika, ist der Respekt vor dem Alter. Die Eltern entscheiden, wann und wen du heiratest, sie übernehmen deine Lebensplanung." Mohammed ist nicht verheiratet, noch nicht. Er versucht sich, soweit es geht, von seinen Eltern unabhängig zu machen.
Das Meer rauscht am Strand von Sousse, wo mein kleines, familiär geführtes Hotel liegt. Weit hört man noch die Stimme eines etwa 40-Jährigen auf der Promenade: "Cherche travail!" - "Suche Arbeit!"