International
Zehntausende protestieren am Hiroshima-Tag gegen Atomwaffen und AKW
07.08.12 - Zehntausende Menschen haben gestern in Hiroshima des ersten Atombombenabwurfs durch die US-Luftwaffe vor 67 Jahren gedacht. Am 6. August 1945 hatten die USA erstmals in der Geschichte der Menschheit die Atombombe eingesetzt. Drei Tage später in Nagasaki. Hunderttausende kamen sofort oder in der Folgezeit ums Leben. Zeitgleich mit der Gedenkfeier in Hiroshima demonstrierten am Montag 700 Menschen in Tokio gegen die Atomkraftwerke in Japan, darunter auch Überlebende des Atombombenabwurfs von 1945. Auch in anderen Ländern Asiens gab es Gedenk- und Protestveranstaltungen, teilweise bewusst als Bestandteil des von der ICOR beschlossenen internationalen Kampftags gegen Faschismus und Krieg (siehe "rf-news" vom 5.8.12). In Japan wurden bis Mitte Juli bereits 10 Millionen Unterschriften unter einen an das "Manifest" von ICOR und ILPS angelehnten Aufruf zur Stilllegung aller Atomanlagen gesammelt.
In Deutschland war der Hiroshima-Tag ebenfalls zentrales Thema auf vielen der über 100 Montagsdemonstrationen. Darüber hinaus fanden bzw. finden zwischen dem 6. und 9. August über 70 Veranstaltungen unter anderem der Friedensbewegung statt, in manchen Fällen auch von Kommunalpolitikern aktiv unterstützt. Mehrere Bürgermeister erklärten sich öffentlich gegen die in Deutschland nach wie vor stationierten Atomwaffen. Vielerorts wurde bei den Aktionen auch an die Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima erinnert und der vollständige Ausstieg aus der Atomenergie gefordert.
Anlässlich des Jahrestages wird in einzelnen bürgerlichen Medien verbreitet, der Atombombenabwurf hätte die Kapitulation Japans im September 1945 ausgelöst und den Tod Hunderttausender US-Soldaten verhindert. Dem widerspricht 1950 unter anderem Admiral William D. Leahys, 1945 ranghöchster Offizier der Vereinigten Staaten: "Ich bin der Ansicht, dass der Einsatz dieser grausamen Waffe in Hiroshima und Nagasaki keine wesentliche Hilfe in unserem Krieg gegen Japan war. Die Japaner waren bereits geschlagen und zur Kapitulation bereit." Bereits beim Luftangriff auf Tokio am 9. März 1945, der als der schlimmste konventionelle Bombenangriff der Menschheitsgeschichte gilt, kamen in zwei Stunden über 100.000 Menschen ums Leben.
Auch der bekannte Historiker Gar Alperovitz widerlegte 1965 in einer 1.000-seitigen Studie die Begründung der US-Regierung für die Abwürfe. Die Rettung von US-Amerikanern sei nur ein Vorwand gewesen. Die Abwürfe hätten keine Invasion in Japan vermeiden, sondern die Sowjetunion von weiterem Vorrücken in Fernost abschrecken und ihr die Macht der USA vorführen sollen (Gar Alperovitz, "Atomic Diplomacy", 1965). Der menschenverachtende Atombombenabwurf durch den US-Imperialismus sollte eine Warnung an die damals sozialistische Sowjetunion sein, deren Rote Armee weite Teile Europas von der faschistischen Diktatur befreit hatte. Der US-Imperialismus befürchtete einen weiteren, siegreichen Vormarsch des Sozialismus.
Trotz der weltweiten Bewegung zum Verbot aller Atomwaffen sollen 2012 weltweit über 100 Milliarden US-Dollar für neue Atomwaffen ausgegeben werden. Die fünf "offiziellen Atommächte" USA, Russland, Frankreich, Großbritannien und China sowie Israel, Indien, Pakistan und Nordkorea verfügen nach Schätzung des Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRI über 20.000 atomare Sprengköpfe. Jede von ihnen hat mehr Sprengkraft als die Hiroshima-Bombe.
Mit geplanten Kosten von über 10 Milliarden US Dollar will die US-Regierung unter Barack Obama bis 2019 eine neue Wasserstoffbombe mit der Bezeichnung "B61-12" entwickeln, 2020 sollen die Serienproduktion und die Stationierung beginnen. Die neuen Bomben sollen eine geringere Sprengkraft haben, aber wesentlich treffgenauer sein. Das würde ihren militärischen Nutzwert und die Einsetzbarkeit erhöhen.
Die Völker der Welt sind gefordert, diesem Treiben ein Ende zu setzen und das Verbot und die Vernichtung aller Atomwaffen durchzusetzen. Die ICOR ("Internationale Koordinierung revolutionärer Parteien und Organisationen") hat bei ihrer Gründung im Oktober 2010 beschlossen, den 6. August als einen von drei internationalen Kampftagen gegen Faschismus und Krieg zu begehen: "Lasst uns den Zusammenschluss mit allen Kräften schaffen, die sich gegen Atomkraft, Atomwaffen und den Krieg richten, und unseren Zorn gegen das imperialistische System richten. Das sind die Lehren aus Hiroshima und Nagasaki." ( Vorschlag des International Coordinating Committee (ICC) der ICOR für eine Erklärung zum 6. August)