Jugend

Zehn Jahre Bologna-Studienreform - Bilanz für Studierende negativ

15.08.12 - Der Name geht auf die sogenannte Bologna-Erklärung von 29 europäischen Bildungsministern aus dem Jahr 1999 zurück. Ziel dieser Reform, die vor zehn Jahren gestartet wurde, war es, bis zum Jahr 2010 einen gemeinsamen europäischen Hochschulraum zu schaffen. Dazu wurden unter anderem verkürzte Bachelor- und längere Masterstudiengänge mit europaweit vergleichbaren Abschlüssen eingeführt und der internationale Austausch der Studenten verbessert. An dem Bologna-Prozess sind inzwischen 46 Staaten beteiligt. Inzwischen gibt es vor allem von Studierenden heftige Kritik daran.

Mit dem Bologna-Prozess wurden die Studiengänge den veränderten Bedürfnissen der internationalisierten Monopole angepasst. Von Anfang an richtete sich die Kritik vor allem gegen die starke Verschulung des Studiums und die Wiedereinführung von Studiengebühren. Mit Bologna wurden sogenannte Credit Points (Leistungspunkte) eingeführt und damit die durchschnittliche Arbeitsbelastung festgelegt: 60 Credits pro Uni-Jahr (zwei Semester) sollen ca. 1.800 Arbeitsstunden entsprechen, sodass das Pflichtstudium offiziell mit 40 Stunden pro Woche zu Buche schlägt.

Studierende z.B. in Recklinghausen haben ihre Wochenstunden ausgerechnet und kommen auf 65 Stunden - Wahlpflichtfach, Klausurwiederholung und Arbeiten zum Lebensunterhalt nicht eingerechnet. Denn das BAföG reicht hinten und vorne nicht! Ein Student sagt dazu: "Die haben in Bologna die Credit-Points-Reglementierung auch deshalb so gemacht, um uns im Studium die politische Arbeit zu erschweren."

Dennoch haben sich breite Studentenproteste entfaltet, vor allem gegen die Wiedereinführung der Studiengebühren. Dazu heißt es im Buch "Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution" auf S. 509: "Eine erneute Belebung der Rebellion der Jugend zeigte sich bei den internationalen Bildungsprotesten, die am 17. November 2009 in mehr als 30 Ländern stattfanden. Erstmals wurde eine 'Globale Aktionswoche' über das Internet organisiert. Die Jugendlichen protestierten gegen die immer direktere Unterordnung des Bildungswesens unter die Interessen der internationalen Monopole, vor allem gegen die Privatisierung von Hochschulen und den Ausbau der Kurzstudiengänge."

Der studentische Dachverband "freier zusammenschluss von studentInnenschaften" (fzs) kritisiert, dass die Studienabbruchsquoten seit Bologna deutlich gestiegen sind (bei den Bachelor-Studiengängen betragen sie 35 Prozent) und dass selbst laut dem Bildungsbericht 2012 der Regierung in den kommenden Jahren 300.000 Studienplätze fehlen. Sie wenden sich gegen den zunehmenden Konkurrenzdruck, gegen die Eliteförderung und fordern die bundesweite Abschaffung jeglicher Bildungsgebühren. Im Mai trafen sich Vertreter von Studentenschaften, gewerkschaftlichen Jugendorganisationen und linken Jugendverbänden zur Vorbereitung erneuter Bildungsproteste im November. Sie sollen unter dem Motto "Für kostenfreie und selbstbestimmte Bildung in Schule, Hochschule und Betrieb!" stehen.

Selbstbestimmung ist allerdings eine Illusion unter dem Diktat des internationalen Monopolkapitals, das direkt über Finanzierung von Forschung und Lehre noch unmittelbarer Einfluss auf die Universitäten nimmt. MLPD und REBELL fordern ein kostenloses Bildungssystem von der KiTa bis zur Uni, ein einheitliches Schulsystem statt Eliteauslese von der Grundschule an. Wir treten außerdem ein für mehr demokratische Rechte und Freiheiten an der Uni, gegen geistige Bevormundung und politische Disziplinierung durch Prüfungsdruck, Kopfnoten und Verbote politischer Aktivität an den Schulen und Universitäten.