Betrieb und Gewerkschaft

Opel aktuell: "Wichtige Entscheidungen stehen an"

17.10.12 - In einer neuen Ausgabe der gemeinsamen Zeitung von Kollegen für Kollegen aller Opel-Werke und Zulieferer in Deutschland, "Der Blitz", heißt es in einem Artikel unter dieser Überschrift unter anderem:

Ende Oktober stehen wichtige Entscheidungen an. Am 26.10. soll es ein Ergebnis der Verhandlungen geben, Anfang November sollen die Belegschaften abstimmen. Ausschlaggebend wird aber nicht das Verhandlungsergebnis sein - was kann dabei schon raus kommen außer ein neuer Erpressungsversuch? GM/Opel will noch mehr Geld von uns, aber der Schließungsbeschluss von Bochum und die Streichung der Nachtschicht in Eisenach stehen.

Entscheidend für unsere Zukunft wird sein, dass wir als Belegschaft diese Tage der Entscheidung nutzen, um den Kampf für unsere Forderungen weiter zu führen:
- Auszahlung der 4,3 Prozent, wie vereinbart im Oktober - nicht irgendwann oder gar nicht!
- Kampf um jeden Arbeitsplatz - das sind wir unseren Kindern schuldig!

Die Belegschaft hat dies in den letzten Wochen deutlich bekräftigt: selbstbewusste kämpferische Redebeiträge auf allen Betriebsversammlungen. In Rüsselsheim haben sich trotz angedrohten Repressalien noch mehr Kollegen zu Wort gemeldet. Die Eisenacher legten die Arbeit nieder gegen die Streichung der Nachtschicht, die sie aus dem Radio (!) erfahren mussten. Der Tag der offenen Tür in Eisenach und Rüsselsheim zeigte, dass die Bevölkerung auf Seite der Belegschaften steht. Kein Wunder, dass der Tag in Bochum auf Dezember verschoben wurde.

Im Info der IG Metall Bochum wurden am 12.10. die Forderungen gestellt nach einer "Beschäftigungsbrücke mit Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen". Diese Brücke haben die Bochumer in 2011 erlebt: ohne betriebsbedingte Kündigungen wurden 1.500 Arbeitsplätze vernichtet - mit Massenmobbing, Zwangsversetzungen, schwererer Arbeit für Ältere, ständigem Hin- und Hergeschiebe wurden Kollegen so mürbe gemacht, dass sie "freiwillig" gehen. "Beschäftigungsbrücke", das ist die Abschiebungsbrücke in Transfergesellschaften, Leiharbeit oder Hartz IV!

Jetzt sollen wir vom Kampf um jeden Arbeitsplatz abrücken, wo weltweit Streiks zunehmen wie bei PSA/Frankreich, Hyundai/Südkorea und Indien etc.? ...

Die Kapitalisten können nicht mal für ein Jahr planen! Erst eine Woche Stillstand im September, jetzt in Bochum Sonderschichten, Schichtverlängerung und ab Januar wieder Kurzarbeit! Eine langfristige Produktionsplanung ist möglich, wenn nicht mehr nach dem Profit produziert wird, sondern nach den Bedürfnissen der Menschheit. Diese sozialistische Planwirtschaft unter der Herrschaft der Arbeiterklasse wird aber stets mit dem Schlagestehen in der DDR verunglimpft und natürlich verschwiegen, dass dort nach 1956 eine Herrschaft der Bürokraten den hoffnungsvollen Aufbau des Sozialismus verraten hat.

Ein "Wachstumskonzept für Opel" (IGM-Info) kann nur auf Spekulationen in "Wachstumsmärkte" beruhen, geht auf Kosten anderer Belegschaften und letztlich unseren eigenen Rücken, wenn mit Schließungen und Kürzungen die Profite noch mehr gesteigert werden. Wir sitzen eben nicht mit GM oder Opel in einem Boot. ...

Wir brauchen keinen neuen "Opel-Tarifvertrag"! Wir brauchen die volle gewerkschaftliche Kampfkraft für die Durchsetzung des bestehenden Tarifvertrags und darüber hinaus!

Schluss mit dem Wechselbad zwischen Kurzarbeit und Sonderschichten! 30-Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich - das vereint alle Autoarbeiter!

Das zeigt: Um unsere Arbeiterinteressen durchzusetzen, können wir nicht immer länger abwarten und uns auf irgendwelche Verhandlungsführer verlassen - wir müssen selbst aktiv werden.