Betrieb und Gewerkschaft
Stahlarbeiter 2013 vor großen Herausforderungen
31.12.12 - Zum Jahreswechsel wurde der Verkauf des Edelstahlbereichs von ThyssenKrupp (Inoxum, ehemals Nirosta) an den finnischen Stahlkonzern Outokumpu rechtskräftig. Der Kaufpreis soll insgesamt mindestens 3,2 Milliarden Euro betragen. Unmittelbar betroffen von dem Milliarden-Deal sind rund 11.000 Stahlarbeiter, davon ca. 6.000 in Deutschland. Es ist sicher der bisher spektakulärste und größte Deal in der laufenden Umwälzung der weltweiten Stahlindustrie. Aber dennoch erst ein kleiner Schritt dahin.
Weltweit sind alle Stahlarbeiter und ihre Familien betroffen. Von den Stahlmonopolen ist bis jetzt die Vernichtung von 80.000 Stahlarbeitsplätzen allein in Europa geplant. Sowohl im verbleibenden Stahlbereich von ThyssenKrupp, bei ArcelorMittal, Voest Alpine und allen weiteren Stahlkonzernen. Outokumpu-Chef Seitovirta kündigte bereits für die nächsten Jahre die Vernichtung von 2.000 Arbeitsplätzen in Deutschland an, in dem die "Flüssigphasen" 2013 in Krefeld und 2016 in Bochum stillgelegt werden sollen. Zudem soll die bereits von Thyssen geplante Schließung des Werks in Düsseldorf-Benrath erfolgen, ebenso die des Weiterverarbeitungszentrum in Willich.
Dort werden bereits die modernen Maschinen abgebaut. Gleichzeitig sollen in Finnland Walzkapazitäten stillgelegt und in Italien das Werk Terni bis spätestens 7. Mai 2013 verkauft werden. Die scheibchenweise Arbeitsplatzvernichtung bis zum "Tod auf Raten" ist zweifellos der gefürchteten Kampfkraft der Stahlarbeiter geschuldet. Mit den selbständigen Streiks einschließlich Torblockaden und kämpferischen Demonstrationen vor allem in Krefeld und Bochum, mit breiter Unterstützung aus der Bevölkerung und anderen Werken, haben die ehemaligen Nirosta-Kollegen bereits Ende Januar 2012 ein kampfentschlossenes Signal gesetzt, noch bevor die konkreten Beschlüsse zur Arbeitsplatzvernichtung bekannt gemacht wurden.
Die scheidende 1. Bevollmächtigte der Bochumer IG Metall, Ulrike Kleinebrahm, sieht "neue Perspektiven für den Standort Bochum", nachdem jetzt die frühere Stilllegung der Flüssigphase in Krefeld und der Verkauf von Terni in Italien bekannt geben wurden. "Wir werten dies sehr positiv für den Standort Bochum mit seinen rund 450 Mitarbeitern" ("WAZ", 17.12.12). Damit lässt sich Kollegin Kleinebrahm voll auf die Spaltungsmanöver der Stahlmonopole ein. So wird dem gemeinsamen Kampf in den Rücken gefallen. Die Stärke der Stahlarbeiter ist gerade der gemeinsame Kampf mit den Kollegen an allen Standorten und in allen Ländern.
Gerade die Stahlarbeiter in Deutschland haben wichtige Kampferfahrungen in selbständigen und gewerkschaftlichen Kämpfen und Erfolge hart erkämpft. Wie die Durchsetzung der 35 Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich, die gleiche Bezahlung der Leiharbeiter und unbefristeten Übernahme der Auszubildenden in den letzten Tarifrunden. Bei Krupp Rheinhausen haben sie bewiesen, dass man selbständig um Arbeitsplätze kämpfen kann. Die Kruppianer setzten ein Signal für die Arbeiteroffensive. Die Stahlarbeiter sind in der Lage, die Kämpfe auch international zu führen.
Die breit organisierte Solidarität mit dem beispielhaften Kampf der Stahlarbeiter von Aspropyrgos in Griechenland und der erste länderübergreifende Generalstreik in Europa im November waren dafür wichtige Lernfelder, die es gilt, konsequent auszubauen. Die Durchsetzung der 30-Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich ist nicht nur zur Verteidigung der Arbeitsplätze und zum Erhalt der Ausbildungsplätze die geeignete Forderung. Auch wegen der enormen Produktivitätssteigerung mit der unerträglichen Arbeitsbelastung in den letzten Jahren ist längst eine weitere Arbeitszeitverkürzung notwendig. Für die 30-Stundenwoche bei vollen Lohnausgleich als Tarifvertrag in der ganzen deutschen Stahlindustrie, für den 6-Stundentag als Regelarbeitszeit weltweit.
Ein Streik der Stahlarbeiter kann in der heutigen Situation schnell zu einem Flächenbrand werden. Auch die Bergarbeiter und Automobilarbeiter stehen vor der Anforderung, den Kampf gegen Massenentlassungen und für die Zukunft der Jugend aufzunehmen. Die Stahlbetriebsgruppen der MLPD machen seit Jahrzehnten eine systematische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit im Stahlbereich und stehen den Kollegen mit ihrem Know-How und Erfahrungen in den Kämpfen der Arbeiter zur Seite. Darauf können sie sich auch im neuen Jahr verlassen.