Betrieb und Gewerkschaft
Schmierentragödie um die insolventen P+S-Werften in Stralsund und Wolgast
Rostock (Korrespondenz), 31.12.12: Im Dezember ist die Wolgaster Peene-Werft, ein Werksteil der ehemaligen P+S-Werften, an die Bremer Lürssen-Werft für 20 Millionen Euro verkauft worden. Übernommen werden sollen ca. 300 von 450 Kollegen. Dieser Verkauf wird von den bürgerlichen Politikern und der IG-Metall-Führung in der Region als großer Erfolg bewertet, bleibt doch der "Standort Wolgast" erhalten, unter welchen Bedingungen auch immer. Die Werft-Kollegen sind da eher skeptisch, sollen sie sich doch mit dem Abbau von Arbeitsplätzen abfinden. Außerdem die Ungewissheit: Was hat Lürssen mit der Werft vor?
Auf der Volkswerft Stralsund ruht die Arbeit. Fast alle Kollegen sind in einer Auffanggesellschaft; ihnen ist damit die Rückkehr auf die Werft versperrt. Neben zwei fast fertigen Fähren, die aber wegen Baumängeln nicht abgenommen wurden, sollen jetzt zwei weitere halbfertige Fähren von 300 Kollegen der Auffanggesellschaft fertig gebaut werden nach der Devise: Den Arbeitsplatz sauber hinterlassen, ehe geschlossen wird.
Es ist eine Illusion, wenn jetzt Hoffnung gemacht wird, dass sich eine "atmende Werft" besser verkaufen ließe als eine stillstehende. Der weltweite Einbruch im Schiffbau aufgrund der Weltwirtschafts- und Finanzkrise kann auch mit der Fertigstellung der beiden Fähren nicht außer Kraft gesetzt werden. Beim Weiterbau der beiden Schiffe geht es darum, für billiges Geld (niedrige Löhne in der Auffanggesellschaft) der Reederei DFDS Schiffe zu liefern, deren Preis wohl bis zu 50 Prozent unter dem Marktpreis liegen wird.
Nach und nach wird immer deutlicher, welches üble Spiel das ehemalige P+S-Management und die Landesregierung mit den Kollegen spielen: Eine Beratungsfirma der Landesregierung kassierte Millionen an Beratungsgeldern aus der Werftenkasse. Gelder, die die Werft für Kollegen in Altersteilzeit zurücklegen musste, fließen jetzt vollständig in die Insolvenzmasse ein, so dass die Kollegen nicht in die Ruhephase der Altersteilzeit gehen können und statt dessen auf Arbeitslosengeld und dann Hartz IV angewiesen sind.