Frauen
"#Aufschrei": Breite Debatte gegen alltäglichen Sexismus
26.01.13 - Am Donnerstag erschien im "Stern" ein Artikel der Journalistin Laura Himmelreich. Unter der Überschrift "Der Herrenwitz" berichtete sie über sexistische Entgleisungen des FDP-Politikers Rainer Brüderle ihr und anderen Reporterinnen gegenüber. Ausgehend von diesem Vorgang hat sich eine Massendiskussion im Internet entfaltet. Eine unerschrockene Auseinandersetzung mit dem offenen Sexismus als Herrschaftsmethode im Kapitalismus und seiner Widerspiegelung in einer sexistischen Denkweise unter den Massen ist unverzichtbar für den Kampf um die Befreiung der Frau.
Bis heute Mittag beteiligten sich bereits 25.000 Menschen, vor allem Frauen, an einer kritischen Debatte auf "Twitter", die dort unter dem Hashtag "#Aufschrei" initiiert worden ist. Tagtäglich müssen sich Frauen am Arbeitsplatz, in den Medien, im gesamten gesellschaftlichen Leben mit sexistischer Herabwürdigung, Beleidigung und tätlichen Übergriffen auseinandersetzen. Während die Bundesregierung über Frauenquoten in Chefetagen diskutiert und die erzreaktionäre Familienministerin Kristina Schröder Sexismus vor allem in "Grimm’s Märchen" aufspürt, fordern tausende der Diskutantinnen im Internet wirksame Maßnahmen gegen den alltäglichen Sexismus, rigorose Bestrafung der Täter und Widerstand gegen ein von Sexismus geprägtes Frauenbild in den Medien.
Die andere Seite der gleichen frauenfeindlichen Medaille wurde letzte Woche offenbar, als zwei katholische Krankenhäuser in Köln sich weigerten, eine junge Frau zu untersuchen und zu behandeln, die Opfer einer Vergewaltigung geworden war und sich hilfesuchend an die Kliniken gewandt hatte. Sollte man nicht meinen, dass Ärzte gleich welcher Weltanschauung verpflichtet sind, Hilfe zu leisten und ihrem Beruf nachzugehen? Stattdessen geriet die junge Frau in die Hände von Moralaposteln, die in der "Pille danach" grundsätzlich ein Instrument des Teufels erblicken.
In einem offenen Brief wandte sich Monika Gärtner-Engel, AUF-Stadtverordnete in Gelsenkirchen, an dortige Ärzte und Krankenhäuser: "Ihre Position dazu ist
von großem öffentlichen Interesse. Es ist sehr zu begrüßen, dass sich
verschiedene katholische Kliniken und auch Würdenträger öffentlich sehr kritisch
zu den Kölner Vorgängen erklärt haben. In diesem Sinne würde ich mich über eine
Antwort und öffentliche Positionierung von Ihrer Seite aus sehr freuen." (Vollständiger Text des offenen Briefs)
Die Führung der katholischen Kirche ließ jetzt Aufklärung und Aufarbeitung der zahllosen Fälle sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen durch Priester, Beichtväter und Geistliche offen scheitern. Der Kriminologe Christian Pfeiffer vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) wurde im Juli 2011 mit einem Forschungsprojekt betraut, das Licht in das tiefe Dunkel des sexuellen Missbrauchs durch kirchliche Würdenträger bringen sollte. Jetzt wurde der Vertrag von Seiten der Kirche gekündigt, die Arbeiten sollen eingestampft werden.
Bereits im Mai 2012 waren die Forscher kurz vor der eigentlichen Datenerhebung mit der Forderung der Kirche konfrontiert worden, dass die Studienergebnisse nur mit Billigung der Kirche und nach Genehmigung der einzelnen Ausarbeitungen veröffentlicht werden dürften. Damit war eine wirkliche Aufklärung der Vorwürfe bereits ad absurdum geführt worden. Der Widerstand gegen die Studie ging von der Deutschen Bischofskonferenz aus, die davon das ganze Gebäude der kirchlichen Doppelmoral bedroht sah (siehe "rf-news"-Bericht vom 10.1.13).
"Kirche und Religion waren für die Herrschenden seit jeher auch Hauptstützen für die Aufrechterhaltung der patriarchalischen Familienordnung und der besonderen Unterdrückung der Frauen", heißt es in dem Buch "Neue Perspektiven für die Befreiung der Frau - Eine Streitschrift". Insbesondere die katholische Kirche zeichnete sich durch tiefe Frauenfeindlichkeit aus und auch heute noch, wo sie sich von offen mittelalterlichen Vorstellungen verabschieden muss, trifft ihr Bannstrahl selbstbestimmte Lebensweise, Empfängnisverhütung, Schwangerschaftabbruch, Ehescheidung, glerichgeschlechtliche lebensgemeinschaften und anderes mehr.
Die MLPD setzt sich mit voller Kraft im internationalen Kampf für die Befreiung der Frau ein. Dazu gehört auch die weltanschauliche Auseinandersetzung gegen offenen und subtilen Sexismus, gegen bürgerliche Doppelmoral und reaktionäres Frauenbild.