Umwelt

Narren im Frankfurter Flughafen

15.02.13 - "Stuttgart 21", Berliner Flughafen, Hamburger Elb-Philharmonie - die Liste scheiternder Großprojekte ist lang. Der Ausbau des Frankfurter Flughafens ist gerade dabei, sich hier einzureihen. Der Widerstand feierte am Rosenmontag seine 50. Montagsdemo. 1.200 Ausbaugegner zogen als Karnevals-Polonaise durch den Terminal I des Frankfurter Flughafens, um gegen den Fluglärm und die neue Landebahn zu protestieren. In dem Bündnis gegen Flughafenausbau sind über 120 Bürgerinitiativen aus der Region aktiv, die Montag für Montag von Mainz bis Gelnhausen protestieren.

Am Rosenmontag demonstrierten die Lärmgegner mit eigenem Motivwagen in Mainz "Fluglärm im Minutentakt - der Mainzer ist von Wut gepackt". Sie fordern ein Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr, die Deckelung der Flugbewegungen auf 380.000, sofortige Schließung der neuen Nordwest-Landebahn, keinen Ausbau des Terminal 3.

Der Flughafen Rhein-Main hat sich von einem Verkehrsknoten zu einer zentralen Produktions- und Reproduktionsstätte des internationalen Kapitals entwickelt. Er gehört zu den Schrittmachern der Internationalisierung der Produktion. Machtpolitisch ist er bedeutend für NATO-Flüge in Krisengebiete. Das allein herrschende internationale Finanzkapital mit Fraport und Lufthansa hält krampfhaft an weiteren Ausbauplänen fest.

Doch die Krisenerscheinungen holen auch Fraport ein. Der Flughafen Frankfurt meldet weniger Passagiere und Flugbewegungen. Im Januar waren es 4,9 Prozent weniger Passagiere als im Vorjahresmonat und es gab 6,8 Prozent weniger Starts und Landungen. Das stellt das Schlagwort vom "Wachstumsmotor der Region" in Frage.

Die Bürgerinitiativen sehen sich bestätigt. Die Wachstums-Prognosen lassen sie als Begründung eines weiteren Ausbaus nicht gelten. Schon jetzt ist die Lärmbelastung mit minütlichen Starts und Landungen unerträglich und schädigt die Gesundheit der Bevölkerung. Die Schließung der neuen Landebahn ist vollkommen berechtigt.

Das Image vom Flughafen als "Jobmotor" ist am Bröckeln. Kürzlich streikten die Bediensteten des Abfertigungspersonals. Die Flugbegleiter wehren sich gegen die Ausgliederung in neue Gesellschaften zu schlechteren Konditionen. 2012 waren die Fluglotsen im Streik. Derzeit gibt es stundenlange Verspätungen durch den Streik der Sicherheitsleute auf den Flughäfen in Düsseldorf und Hamburg. Am Frankfurt Flughafen legten sich aus Protest vor drei Wochen 50 Piloten und Flugbegleiter in der Abflughalle A zum Schlafen auf den Boden. Die Gefahr durch Übermüdung wächst, da die ESA (Europäische Luftsicherheitsbehörde) die Flugzeiten tagsüber auf 14 Stunden erhöhen will.

Die Montagsdemo am Frankfurter Flughafen zieht ihre Kraft und Beharrlichkeit auch aus den erfolgreichen Massenprotesten der Atomkraftgegner gegen den Ausbau des Endlagers in Gorleben und gegen "Stuttgart 21". Eine Stärke besteht darin, dass es den Aktivisten gelungen ist, den Protest zu einer Sache breiter Schichten der Bevölkerung zu machen. Hintergrund ist auch die wachsende Distanz der Massen gegenüber bürgerlichen Institutionen und dem internationalen Finanzkapital.

(Wer lustige Narren, beißende Sprüche und bunte Faschingsbilder sehen will, kann sich unter www.flughafen-bi.de im Internet informieren)