Politik
Rosenmontag - bunter und politischer Höhepunkt der tollen Tage
11.02.13 - "Der Zoch kütt", hieß es heute seit 11 vor 11 Uhr in der Karnevalshochburg Köln. Nicht nur in Köln, Mainz und Düsseldorf - wo das Fernsehen live überträgt - ist heute mit dem Rosenmontag der Höhepunkt der tollen Tage. Bereits seit dem Wochenende beherrschen faktisch die Narren in allen Bundesländern die Straßen in den Innenstädten und diversen Stadtteilen. Ob es nun Karneval, Fasching, Fasnet, Fasteloovend oder Fasteleer heißt - je nach den vielen regionalen Besonderheiten und Traditionen - zieht es die Menschen auf die Straße, um gemeinsam zu feiern.
Trotz Kälte spielte das Wetter mit überwiegendem Sonnenschein bei den ausgelassenen bunten Treiben auf den Straßen mit und sorgte in diesem Jahr für eine rege Beteiligung und zusätzliche gute Stimmung. Allein in Köln hatte der "Zoch" über 12.000 Teilnehmer und gut über eine Million meist kostümierte Jecken feierten schunkelnd und tanzend auf den Straßen mit. Traditionell spielt die Politik eine wichtige Rolle im Straßenkarneval nach dem Motto: Endlich einmal ungestraft die "Wahrheit" sagen und herzlich darüber lachen.
Auf den so genannten "Persiflage-Wagen" der großen Umzüge wurden die Euro-Krise, das Berliner Flughafen-Desaster, die Sexismus-Debatte um Rainer Brüderle oder die "Missbauchs-Aufarbeitung" der katholischen Kirche aufs Korn genommen. Und nicht zuletzt - wie im Düsseldorfer Zoch - die Bauchlandung des SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück, der als "Peer Steindrück" auf dem Wahlkampf der SPD lastet. Von der Kanone der Uni-Düsseldorf wurde ganz aktuell "Plagianette" Schavan "abgeschossen".
Kaum zu glauben, dass es auch in fortschrittlichen politischen Kreisen noch ausgesprochene "Karnevalsmuffel" gibt, die mit all dem nichts am Hut haben. Möglicherweise ist ihnen entgangen, dass ein maßgeblicher Ausgangspunkt der Karnevals- und Faschingsbräuche Auflehnung und Spott gegen die Obrigkeit zu Zeiten des Feudalismus waren. In Köln wurde der "Mummenschanz" wiederholt verboten. Später wurde die "Gotteslästerei" während der Fastnacht zwar zähneknirschend hingenommen, jedes Weiterfeiern in den Aschermittwoch hinein aber streng verfolgt.
Die "große" und "kleine" Politik spielt denn auch nicht nur bei den großen Rosenmontagszügen eine Rolle. Im Gegenteil: Auffällig war zum Beispiel bei dem so genannten "Kö-Treiben" am gestrigen Sonntag in Düsseldorf, wie viele Gruppen sich mit sozialen Themen und vor allem der Situation der Kinder beschäftigen, sich entsprechend kostümierten und auftraten. Genossen und Freunde der MLPD nahmen unter dem offiziellen Karnevalsmotto "Och dat noch" die zunehmende Verunstaltung Düsseldorfs mit Luxus-Ghettos aufs Korn und forderten mehr bezahlbaren Wohnraum. Dass sie damit ein brennendes Problem angepackt hatten, zeigt das ausführliche Interview eines lokalen Fernsehsenders.
Eine längere Tradition hat bereits die Teilnahme der Kinderorganisation ROTFÜCHSE am Kinderkarneval in Duisburg. Als "Kinder der Welt" trieben Rotfüchse aus Duisburg, Krefeld und Düsseldorf am Sonntag gemeinsam den Herrn "Gierig" von ThyssenKrupp und Co vor sich her. Unter viel Beifall und Unterstützung von den Zuschauern. Heute Nachmittag ging es an verschiedenen Orten mit Aktivitäten zu den Rosenmontagszügen weiter, wie z.B. in Gelsenkirchen und Solingen, wo Montagsdemonstranten, Mitglieder überparteilicher Kommunalwahlbündnisse sowie von MLPD und REBELL dieses Jahr vor allem die Vereinnahmung der kommunalen Energieversorgung durch die "Energieriesen" aufs Korn nahmen. Man darf auf die Berichte und Bilder gespannt sein.
Auf den Karneval folgt bekanntlich der Aschermittwoch, ein ebenfalls äußerst politisches Datum aus der Tradition der revolutionären Arbeiterbewegung. Die MLPD lädt ein zu Aschermittwochs-Veranstaltungen in München (19 Uhr, "EineWeltHaus", Großer Saal), Nürnberg (18.30 Uhr, Nachbarschaftshaus Gostenhof, Adam-Klein-Straße 6), Stuttgart (18 Uhr, Arbeiterbildungszentrum Süd, Bruckwiesenweg 10) und Gelsenkirchen (18.30 Uhr, Kultursaal der "Horster Mitte", Schmalhorststraße 1a).