International
Internationaler Frauentag 8. März 2013 geprägt von breiten Zusammenschlüssen und kämpferischen Aktionen
09.03.13 - Vor 103 Jahren ergriff die Sozialistin Clara Zetkin die Initiative für einen Internationalen Frauentag. In einem Aufruf hieß es: „Der Frauentag muß einen internationalen Charakter tragen und ist sorgfältig vorzubereiten“. Das nahmen Frauen in aller Welt – unterstützt von frauenbewegten Männern - wörtlich, als sie den 8. März 2013 vorbereiteten. Während die ‚Süddeutsche Zeitung‘ immer noch fragt, ob der Internationale Frauentag denn noch zeitgemäß sei und ob man nicht lieber einen ‚Gleichstellungstag‘ etablieren solle, ist der diesjährige 8. März geprägt davon, dass die Kämpfe der Frauen weltweit zunehmend Massencharakter annehmen und sich die Frauenbewegung in Deutschland an einer enormen Bandbreite entwickelt. Selten gab es so vielfältige und von so vielen unterschiedlichen Frauen getragene Initiativen – über Länder- und weltanschauliche Grenzen hinweg.
Eine Kundgebung in Wien stand im Zeichen gegen Gewalt an Frauen und Solidarität mit der Trauer des kurdischen Volkes um die drei ermordeten kurdischen Freiheitskämpferinnen Fidan Dogan, Leyla Söylemez und Sabine Cansiz. Erstmals nahmen offiziell Männer teil.
In Indien riefen zahlreiche Frauengruppen zu Demonstrationen und Versammlungen auf. Allein in Neu-Delhi gingen 20.000 Menschen auf die Straße, um der tödlichen Vergewaltigung der 23-jährigen Studentin im Dezember 2012 zu gedenken und ein Ende der Gewalt an Frauen zu fordern.
In vielen afrikanischen Ländern brachten Frauen ihre Probleme und Forderungen vor wie weibliche Genitalbeschneidung, Kinderhochzeit, HIV/Aids, Gewalt gegen Frauen und Müttersterblichkeit wegen mangelnder Gesundheitsversorgung.
In Arequipa in Peru, wo am 3. März 2013 die 1. Internationale Bergarbeiterkonferenz zu Ende ging, setzten die wegen gewerkschaftlicher Betätigung entlassenen Textilarbeiterinnen ihren Kampf fort (siehe Foto).
Aus etlichen Orten in Deutschland erhielt „rf-news“ Berichte über Demonstrationen, Kundgebungen und Aktionen. Wir dokumentieren Auszüge:
In Tübingen zeigte sich die kämpferische Frauenbewegung mit 11 verschiedenen Info-Ständen von SPD, Partei die Linke, Verdi. Frauenverband Courage, Türkische Frauen, Grüne Partei, MLPD. Besonders anziehend für junge Frauen war das gemeinsame Tanzen auf die schwungvolle Musik “Break the chains” von "One Billion Rising - eine Milliarde Menschen stehen auf gegen Gewalt an Frauen und Mädchen.” Wir verteilten an viele junge Frauen und Mädchen den beeindruckenden Text des Liedes auf englisch und deutsch, viele kannten den Song aus dem Internet schon und bedankten sich dafür. So entstand eine bisher nie da gewesene Breite von Interessierten.
In Mannheim gestalteten 13 verschiedene Organisationen gemeinsam den Internationalen Frauentag. Das Offene Netzwerk Mannheimer Frauen hatte dieses breite Bündnis möglich gemacht und so waren rund 200 Frauen und Männer auf dem Platz, der dann in „Platz der Frauen“ – entgegen dem militaristischen Namen „Paradeplatz“ - umbenannt wurde. Nach griechischer (Tanz-) Musik wurde ein kurzer Solidaritätsbeitrag zur Lage der griechischen Frauen gehalten. Bei der „Reise zu den Frauen der Welt“ hatten sehr viele Frauen große Schilder mit Bildern und Texten von Frauen, die deutschland- und weltweit im letzten Jahr im Brennpunkt standen: z.B. die Pussy-Riot-Frauen, die Schlecker-Frauen, die Amazon-Frauen, die 3 ermordeten kurdischen Frauen in Paris, die Opelfrauen, die lesbischen Frauen, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind, die Frauen aus Indien und Bangladesch. Auch Erfolge und Visionen wurden dabei deutlich, so zum Beispiel das Plädoyer von Monika Gärtner-Engel in Form von Thesen dafür, Revolutionärin zu werden. Zum Abschluss sangen wir gemeinsam „Brot und Rosen“. Es war eine bewegende und tolle Veranstaltung!
In Chemnitz wird der internationale Frauentag seit vielen Jahren vom Netzwerk der Chemnitzer Fraueninitiativen gestaltet. Am 8. März fanden tagsüber auf dem Neumarkt Info- und Aktionsstände statt. Dort wurde das erste Mal mit Flyern der nächste Frauenpolitische Ratschlag breit bekannt gemacht, der 2014 in Chemnitz stattfinden wird.
Die MLPD als Pionierin vieler der heutigen Massenauseinandersetzungen im Kampf um die Befreiung der Frau war überall mit von der Partie. Die aktuelle Printausgabe der Roten Fahne mit dem Titelthema zum 8. März fand großes Interesse. Gabi Gärtner, die frauenpolitische Sprecherin der MLPD, schreibt in ihrem Statement zum diesjährigen Internationalen Frauentag: "Der Kampf um die Befreiung der Frau ist Bestandteil und zugleich eigenständige Kraft im Kampf für eine von Ausbeutung und Unterdrückung befreiten Gesellschaft. … In dem Maße, wie die Frauenmassenbewegung zunimmt, wächst auch die Suche nach Orientierung und Perspektive und deren Notwendigkeit. Der 8. März ist eine gute Gelegenheit, diese Auseinandersetzungen zu intensivieren." Gesagt, getan!
Die Stellungnahme von Gabi Gärtner unter der Überschrift "Internationaler Frauentag in frauenbewegten Zeiten" in voller Länge steht in der aktuellen Ausgabe der Roten Fahne. Sie kann hier bestellt werden - am besten gleich im Abo! Denn in der nächsten Ausgabe werden dann noch weitere Berichte abgedruckt.
Die bisher bei "rf-news" eingegangenen Berichte und Korrespondenzen vom Internationalen Frauentag hier unter "Frauen".
Vielen Dank für die Berichte und die vielen schönen Fotos (die bringen wir auch noch).