Umwelt
Verschimmelter Mais – Extraprofit für Agrarmonopole
04.03.13 - 45.000 Tonnen verseuchter Futtermais wurden laut niedersächsischem Landwirtschaftsministerium inzwischen festgestellt. Davon sind bereits 10.000 Tonnen an 4.467 landwirtschaftliche Betriebe in Niedersachsen ausgeliefert, fast 1.000 Betriebe mehr als noch am Freitag gemeldet. Auch an mindestens 111 statt der bisher gemeldeten 15 Betriebe in Nordrhein-Westfalen und in weitere 5 Bundesländer wurde der verseuchte Mais ausgeliefert. Der Skandal weitet sich aus – alle Entwarnungen sind verfrüht und daher fahrlässig.
Der Mais stammt offenbar aus Serbien und ist mit hohen Konzentrationen des giftigen und krebserregenden Schimmelpilzes Aflatoxin B1 verseucht. Aflatoxin B 1 wird u. a. von dem natürlich vorkommenden Pilz Aspergillus flavus gebildet. Der serbische Spätsommer 2012 war außergewöhnlich heiß und teilweise sehr feucht. "Etwa die Hälfte der Maisernte soll vertrocknet sein, in der anderen bildete sich das Schimmelpilzgift Aflatoxin B1", meldet die Nachrichtenagentur "top agrar online".
In Serbien selbst wurde der Grenzwert für die Belastung mit Aflatoxin B1 kurzerhand um das 10fache erhöht, nachdem bekannt geworden war, dass der Mais mit einem 10fachen dessen belastet war, was man bisher für grenzwertig eingestuft hatte.
Generalimporteur des verschimmelten Mais ist die Firma Alfred C. Toepfer International, eine der weltgrößten Handelsfirmen für Getreide, mit Sitz in Hamburg und 38 Zweigstellen in anderen Ländern. Sie wiederum gehört zu 80% dem US-Agrarmonopol Archer Daniels Midland (ADM). ADM machte 2011 einen Jahresumsatz von 81 Mrd. US-$ und gehört damit zu den führenden Agrarmonopolen der Welt, ist u.a. führender Biosprit-Hersteller in Deutschland und der EU.
Der Mais wurde dann zu Mischfuttermitteln für Rinder, Schweine und Geflügel verarbeitet. "Grundsätzlich ist jedes verseuchte Futter schlecht für die Tiere, die es fressen, egal ob Heu, Silage oder Mais. Schäden bei den Tieren sind nicht ausgeschlossen", so Friedrich Wienert, Milchbauer aus Velburg bei Regensburg, gegenüber "rf-news". Die Tiere lagern giftige Abbauprodukte des Schimmelpilzes in der Milch an, was bei Milchkühen schnell zu Höchstmengenüberschreitungen führen kann. Dies ist offenbar bei 800 Milchproben, die jetzt getestet worden sind, nicht eingetreten; bei rund 70% der Betriebe wurde die Milch freigegeben. Innereien allerdings sollen nicht verzehrt werden.
Bundeslandwirtschaftsministerin Aigner (CSU) war schon seit Oktober 2012 über "die Gefahr erhöhter Aflatoxin-Gehalte aus witterungsbedingt möglicherweise erhöht belasteten Maisernten des Jahres 2012" aus EU-Mitteilungen informiert. Aigner machte aber Landesministerien und die Firmen selber für die Kontrollen verantwortlich. Die Auswirkungen für die Bauern, die Gesundheitsgefährdung besonders Kinder - das alles ist unserer "Öko"-Ministerin und CSU-Kronprinzessin egal. Sie hätte die Möglichkeit gehabt, die Öffentlichkeit zu warnen - es ist ein Skandal, dass sie das nicht getan hat!
Es stehen international tätige Agrarmonopole an der Spitze des Skandals. Kontrollen, die an dem importierten Mais durch selbst engagierte Kontrolleure durchgeführt worden waren, haben angeblich nichts zutage gebracht.
Wie kann die Kontrolle von Lebens- oder Futtermittel alleine Ländersache sein, wenn der Handel über Landes-, Staats- und sogar Kontinentalgrenzen hinweg betrieben wird? Es war ein Milchbauer aus Leer/Niedersachsen, der am 5. Februar die Behörde über eine Lieferung verschimmelten Futtermais informierte. Dann dauerte es aber geschlagene 14 Tage, bis die verseuchte Schiffsladung Mais und ihr Eigentümer ausfindig gemacht waren. "Das Problem ist, dass durch die Globalisierung gleich Tausende Höfe betroffen sind, sich aber keiner an die Kontrolle der großen Konzerne rantraut" bestätigt auch Milchbauer Wienert.
Die nun von Aigner und dem niedersächsischen Landwirtschaftsministerium vorgebrachte Lösung "Mehr Kontrolleure auf Kosten der Firmen" hat daher vor allem Alibi-Funktion. Dass Monopole verseuchte Futtermittel in die menschliche Nahrungskette bringen, passiert gehäuft und ist daher kein Zufall oder Versehen.
Unter anderem deshalb fördert die MLPD den Aufbau einer Umweltgewerkschaft, die als organisierte kämpferische und internationalistisch ausgerichtete Kraft auch solche Verbrechen an Mensch und Tier angreifen wird.