Betrieb und Gewerkschaft
Trauerfeier für die getöteten Kali-Kumpel in Unterbreizbach (Thüringen) - kritische Fragen nach den Ursachen
10.10.13 - Vorgestern fand vorgestern in Unterbreizbach die öffentliche Trauerfeier für die drei Bergleute Jürgen Kotscha, Michael Reglin und Christoph Kuntz statt, die am 1. Oktober nach einer "Routinesprengung" unter Tage durch Kohlendioxid erstickt waren. In einer Korrespondenz aus Kassel wird berichtet:
"Über 800 Menschen waren gekommen, um von den Kumpels Abschied zu nehmen, Familie, Freunde und Kollegen. Die Betroffenheit stand allen in den Gesichtern geschrieben, und als die Bergmannskapelle das Steigerlied spielte, blieb kaum ein Auge trocken.
Obwohl als öffentliche Trauerfeier angekündigt, waren nur Tag und Ort nicht aber die Uhrzeit in den Medien angekündigt worden. Ob Norbert Steiner, Vorstandschef der K+S AG Kassel, Christine Lieberknecht, thüringische CDU-Ministerpräsidentin, Roland Kreidel, Werksleiter im K+S Werk Werra oder Rüdiger Kienatz, Betriebsratsvorsitzender am Standort Unterbreizbach, alle unterstrichen vor großer Medienpräsenz, dass es unerklärlich sei, wie es zu dem Unglück kommen konnte, und dass man alles tun werde, um so etwas in Zukunft zu verhindern. Rüdiger Kienatz sagte sogar, auf die Frage 'Warum?' werde es nie eine Antwort geben.
Anders sieht das die Bergarbeiterinitiative 'Kumpel für AUF'. Sie unterstütze die Forderungen der Kali-Kumpel nach lückenloser Aufklärung und hob in ihrem Kondolenzschreiben, das wir - Freunde von 'Kumpel für AUF' aus Kassel - auf der Trauerfeier übergeben haben, unter anderem hervor, dass kein Bergmann zum Zeitpunkt der Sprengung hätte unter Tage sein dürfen. Sie wünscht den Angehörigen, dass sie ihre Trauer in die notwendigen Energie umwandeln, um die Aufklärung aller Umstände durchzusetzen, damit zukünftig keine Bergleute mehr in solch eine Lage geraten. Es gab bereits genug traurige Anlässe und Untersuchungen über Unfälle im Kali-Bergbau, wo es in den letzten 30 Jahren neun Tote und 14 schwer verletzte Bergleute gegeben hat.
Es stellt sich weiterhin die Frage, welche Auswirkungen diese riesige Druckwelle auf die Giftmülllagerstätten hatte. Die Druckwelle ist durch zwei Schächte in sieben bzw. 11 Kilometer Entfernung vom Ort der Sprengung an die Oberfläche gelangt. In dem unterirdischen Verbund liegt die weltweit größte Untertage-Giftmülldeponie Herfa-Neurode (Luftlinie sieben Kilometer entfernt) und für Unterbreizbach selbst hat K+S die Genehmigung, jährlich 120.000 Tonnen giftiger Abfälle als Bergversatz einzubringen. Über mögliche Auswirkungen der Explosion in diesem Zusammenhang wird ein Mantel des Schweigens verhängt."
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