Umwelt

"Greenpeace"-Studie zur Gesundheitsschädlichkeit von Kohlekraftwerken

04.04.13 - Die Umweltorganisation "Greenpeace" hat die Gesundheitsfolgen der Kohleverstromung durch die 67 größten der 140 Braun- und Steinkohlekraftwerke in Deutschland untersucht. Diese stoßen auch mit modernsten Filteranlagen Schadstoffe in gewaltigen Mengen aus - Schwefeldioxid, Stickoxide, Rußpartikel und Dioxine. Besonders die Belastung durch Feinstaub ist groß. Sie verursacht tödliche Herzkrankheiten, Lungenkrebs und Asthma. Insgesamt, so "Greenpeace", hätten die Feinstaub-Emissionen der deutschen Kohlekraftwerke im Jahr 2010 - statistisch hochgerechnet - zu 3.100 verfrühten Todesfällen geführt.

Statt jetzt mit Volldampf die erneuerbaren Energien auszubauen, nutzt "Umwelt"-Minister Peter Altmaier (CDU) Strompreissteigerungen durch die großen Energiekonzerne zur Kürzung der Förderung erneuerbarer Energien. Altmaier behauptet in trauter Eintracht mit diesen Konzernen, zur Sicherung der künftigen Stromversorgung sei das Hochfahren der Kohleverstromung nötig. Was das bedeutet, hat "Greenpeace" errechnet: Allein durch die Steigerung der Kohleverbrennung in den letzten beiden Jahren hat sich die tödliche Gefährdung noch einmal um 5 Prozent erhöht. Braunkohle hat trotz der massiven Klima- und Gesundheitsschädlichkeit inzwischen sogar einen Anteil von 25 Prozent an der Stromproduktion. Und weitere 17 neue Kohlekraftwerke sind geplant.

Dabei gibt es - außer der Erzielung von Maximalprofiten - gar keine Notwendigkeit für den Ausbau der Kohlekraftwerke. Zurzeit gibt es eine Überkapazität deutscher Stromproduktion von etwa 40 Prozent über Volllastbedarf. Damit könnten z.B. alle Braunkohlekraftwerke abgeschaltet werden, ohne dass die Lichter ausgehen. Deutschland hat trotz der Abschaltung von acht Atomkraftwerken im vergangenen Jahr so viel Strom ins Ausland exportiert wie zuletzt vor fünf Jahren (siehe "rf-news"-Meldung). Von "Energieknappheit" kann also keine Rede sein.

Die Kohleverbrennung ist neben dem Ausstoß des Auto- und Flugverkehrs auch die Hauptquelle für die heraufziehende Klimakatastrophe. Rußfilter verringern dort zwar den Feinstaub-Ausstoß, produzieren aber neben dem Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) auch das gefährliche Stickstoffdioxid, das Herz-Kreislauf-Probleme sowie Asthma und Krebserkrankungen verursacht. Jede Kilowattstunde aus der Kohleverstromung produziert im Schnitt ein Kilogramm CO2. Und sie ist auch deshalb keine Alternative zur Bedrohung durch radioaktive Vergiftung, weil Kohle selbst radioaktive Schwermetalle wie Uran und Thorium enthält, die zum großen Teil im austretenden Feinstaub enthalten sind.

Der Anteil erneuerbarer Energien könnte dagegen bei zügiger Entwicklung bis 2020 auf 100 Prozent gesteigert werden. Gegen den Ausbau der Kohlekraftwerke entwickelt sich daher zu Recht zunehmender Widerstand. So musste Eon den Bau des fast fertig gestellten riesigen neuen Steinkohlekraftwerks Datteln IV aufgrund von Protesten und Gerichtsurteilen einstellen. Erst kürzlich haben sieben ostfriesischen Inseln gemeinsam eine Resolution verabschiedet, die sich gegen neue Kohlekraftwerke in Eemshaven und Wilhelmshaven richtet (siehe "rf-news"-Meldung).

Nach den internationalen Planungen der Konzerne soll die Kohleverstromung sogar noch weiter ausgebaut werden. Das zeigt, dass der Widerstand dagegen weltweite Dimension annehmen muss.