Jugend
Jugendarbeitslosigkeit in Europa auf Rekordniveau
16.05.13 - Die Jugendmassenarbeitslosigkeit wächst aufgrund der Weltwirtschafts- und Finanzkrise dramatisch. Neben dem Nahen Osten und den nordafrikanischen Ländern ist sie in Europa am stärksten gestiegen - nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) seit 2008 um fast ein Viertel. Schon die offiziell gemeldeten Zahlen sind verheerend. In Griechenland liegt die Quote arbeitslos gemeldeter Jugendlicher bei 59,1 Prozent, in Spanien bei 55,9, in Italien bei 38,4, in Portugal bei 38,3, in Zypern bei 32,3, in Irland bei 30,3 und in Frankreich bei 26,5 Prozent (jeweils Stand vom März). Der Durchschnitt in der gesamten EU beträgt 23,5 Prozent. Dabei sind selbst diese Zahlen noch geschönt. Oft werden arbeitslose Jugendliche in schulische Maßnahmen gesteckt oder drücken von sich aus länger die Schulbank. Wer sich bei den Arbeitsbehörden nicht mehr meldet, wird ohnehin nicht erfasst.
Die ILO warnt, immer mehr Jugendliche würden "den sozialökonomischen und politischen Systemen ihrer Staaten misstrauen". Aus Angst vor der sich entfaltenden Jugendrebellion und einem Aufschwung der Massenproteste haben sich Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und ihr französischer Kollege Michel Sapin jetzt zu Krisengesprächen getroffen. Als "New Deal for Europe" vermarkten sie nun ein Programm zur angeblichen Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit. Herauskommen werden dabei allenfalls ein paar kleine Reformen.
Mit den sechs Milliarden Euro, die die EU bisher schon zu diesem Zweck bis 2020 ausgeben will, sollen nun zusätzliche Milliardenkredite "gehebelt" werden. Die Europäische Investitionsbank (EIB) soll sie auf dem Kapitalmarkt aufnehmen und direkt an Unternehmen vergeben. Die Bedingungen sind bewusst schwammig gehalten. Da ist von der Herstellung eines "Zusammenhangs zwischen Kreditkonditionen und der Schaffung von Jobs und Ausbildungsplätzen" die Rede. Alternativ wird an "die gezielte Förderung des Ausbaus des dualen Bildungssystems in Südeuropa" gedacht.
Das deutsche "duale System" wird als Vorbild propagiert, da es angeblich für die relativ niedrige offizielle Jugendarbeitslosigkeit von 7,6 Prozent verantwortlich sei. Die hat jedoch ganz andere Gründe. Neben den umfassenden krisendämpfenden Maßnahmen der letzten Jahre wirken sich auch in Deutschland verschiedenste Manipulationen der offiziellen Statistik aus. Immer mehr Jugendliche weichen auf die Universitäten aus, wodurch das Problem nur zeitweilig verlagert wird. Ein Hauptfaktor ist die demographische Entwicklung in Deutschland. Trotz sinkenden Angebots von Arbeits- und Ausbildungsplätzen bewirken die geburtenschwachen Jahrgänge, dass die offizielle Jugendarbeitslosigkeit relativ niedrig bleibt.
Offenbar ist der "New Deal for Europa" vor allem ein "Deal" über eine weitere gigantische Subventionierung der internationalen Übermonopole. Effektiv bekämpft werden könnte die Jugendmassenarbeitslosigkeit zum Beispiel mit einer europaweiten Verkürzung der Arbeitszeit auf 30 Stunden pro Woche bei vollem Lohnausgleich. Geeignet sind auch offensive Forderungen wie die nach "Verpflichtung der Großindustrie zu einer Ausbildungsquote von 10 Prozent der Beschäftigten" und nach "unbefristeter Übernahme aller Lehrlinge entsprechend der Ausbildung". Solche Forderungen müssen länderübergreifend aufgestellt und durchgesetzt werden, was nur auf Kosten der Monopolprofite in einem harten Kampf möglich ist.
Das 16. Internationalen Pfingstjugendtreffen in Gelsenkirchen am kommenden Wochenende gibt reichlich Gelegenheit, sich über die grassierende Jugendarbeitslosigkeit und vieles mehr auszutauschen. Der Koordinierungsausschuss des Pfingstjugendtreffens schreibt dazu: "Jugendliche aus ganz Deutschland und Gäste aus vielen Ländern diskutieren und feiern dort gemeinsam und haben schon ein volles buntes Programm für zwei Tage vorbereitet: Im Hotspot 'Arbeit und Bildung' kommen Hafenarbeiter, Bergleute und Automobilarbeiter zusammen. Unter anderem haben Opel-Kollegen angekündigt, dass sie über den Kampf um ihre Arbeitsplätze berichten werden. Es stellt sich die IG-Metall-Initiative 'Gewerkschaft an Schulen' für eine aktive und kämpferische Jugendgewerkschaftsarbeit vor und am Sonntag findet um 17.30 Uhr eine rebellische Berufsberatung statt. Der Eintritt zum Festivalgelände ist frei und alle sind herzlich eingeladen!"