International
Wem nutzen die Bombenanschläge von Reyhanlı in der Türkei?
14.05.13 - Drei Tage nach den Bombenanschlägen in der Stadt Reyhanlı (Provinz Hatay) an der Grenze der Türkei zu Syrien versucht die AKP-Regierung unter Recep Tayyip Erdogan den barbarischen Akt, bei dem 49 Menschen getötet und mehr als 140 schwer verletzt wurden, für ihre aggressive Repressions- und Kriegspolitik zu nutzen. Sie machte zunächst das reaktionäre Assad-Regime in Syrien dafür verantwortlich und behauptet jetzt, Angehörige der in der Türkei verbotenen Organisationen DHKP/C (Revolutionäre Volksbefreiungspartei/Front) und THKP-C/Acilciler (Türkische Volksbefreiungsarmee-Front/Die Eiligen) seien an dem Bombenanschlag beteiligt gewesen. Mehrere von ihnen wurden mittlerweile verhaftet. Angeblich wären diese Organisationen mit der syrischen Regierung verbündet.
Die beiden Vorsitzenden der im türkischen Parlament vertretenen BDP (Partei für Frieden und Demokratie), Gültan Kışanak und Selahattin Demirtaş, haben die Bombenanschläge als einen "finsteren Angriff" gegen das Volk verurteilt und die türkische Regierung aufgefordert, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Die beiden Abgeordneten Ertuğrul Kürkҫü und Levent Tüzel vom Demokratischen Volkskongress (HDK), dem auch die BDP angehört, haben die Stadt Reyhanlı besucht.
Ertuğrul Kürkҫü berichtete, dass viele Menschen dort nicht davon ausgehen, dass das syrische Regime hinter diesen Bombenangriff steht, sondern die sogenannte "Freie Syrische Armee". Er erklärte weiter, dass niemand in der Stadt Zweifel daran hat, dass die türkische Regierung für die tödlichen Explosionen verantwortlich ist. Er fügte hinzu, dass die Menschen in der Provinz Hatay befürchten, dass die Bombenanschläge genutzt werden sollen, um einen Spalt zwischen die alevitische und sunnitische Bevölkerung in dieser Region zu treiben.
In Hatay hatten bereits am Sonntag mehr als 5.000 Menschen nach einem Aufruf der fortschrittlichen "Halk Evler" (Volkshäuser) bei einer Kundgebung Parolen gegen den US-Imperialismus und die AKP-Regierung gerufen und ein Ende der Unterstützung der sogenannten "Freien syrischen Armee" gefordert. In einer am 13. Mai veröffentlichten Erklärung weist die DHKP/C die Beschuldigungen zurück. Sie schreibt:
"Unser Volk und alle Völker der Welt sollen wissen:
1. Wir haben mit den Anschlägen in Hatay/Reyhanlı, bei denen es zahlreiche Tote und Verletzte gabm nichts zu tun.
2. Keine revolutionäre Organisation, die sich als marxistisch-leninistisch bezeichnet, würde solche Anschläge durchführen oder befürworten. ...."
Die Organisation "Halk Cephesi" (Volksfront), die von der türkischen Regierung als angeblich legale Massenorganisation der verbotenen DHKP/C hingestellt wird, hat für den 14. Mai in vielen Städten zum Protest gegen das "Massaker in Reyhanlı" aufgerufen. Sie macht die türkische Regierung und die USA dafür verantwortlich. Der Demokratische Volkskongress (HDK) ruft dazu auf, an am 15. Mai um 19.30 Uhr der Opfer zu gedenken und gegen die Erdogan-Regierung zu protestieren. Im Aufruf heißt es: "Es ist die Kriegspolitik der AKP-Regierung gegen Syrien, die dazu führt, dass die Menschen dieses Leid ertragen müssen. Wir gehen auf die Straße, um das Ende dieser Kriegspolitik zu fordern."