Umwelt

Jahrhundertflut jetzt alle zehn Jahre?

Jahrhundertflut jetzt alle zehn Jahre?
Hochwasser in Salzburg am 2. Juni (foto: igby)

03.06.13 - "Noch nie ist der Hochwasserpegel so schnell gestiegen", so Anwohner im von der Donau überschwemmten Passau. Schon der Begriff "Jahrhunderthochwasser" ist Verharmlosung. Das letzte derartige Hochwasser ist gerade mal elf Jahre her und schon droht dort ein weiterer Höchstpegel von 12 Metern. Nicht anders im thüringischen Greiz mit einem Wasserstand wie seit 1954 nicht mehr. In vielen Innenstädten wie im sächsischen Grimma beginnen Evakuierungsarbeiten, werden Altenheime geräumt usw.; in Baden-Württemberg werden bereits zwei Menschen vermisst. Auch in der Schweiz und Österreich gibt es Hochwasser und Erdrutsche und in Prag droht die Moldau die Altstadt zu überschwemmen.

Viele Menschen, die bereits 2002 vom Hochwasser betroffen waren, stehen erneut vor dem Ruin; Kleingewerbetreibende wie auch Gemüsebauern, denen unter anderem die Spargelernte auf den Feldern verfault; Milchbauern, die ihre Wintervorräte nicht einbringen können.

Günter Slave, Vorsitzender des Landesverbands Elbe-Saale der MLPD dazu heute: "Vielerorts wurde der Busverkehr eingestellt, in Zwickau setzte VW bereits die Frühschicht ab, weil die Kolleginnen und Kollegen nicht zur Arbeit fahren können. Unser Mitgefühl und unsere Solidarität gehört den vom Hochwasser betroffenen Menschen. Dabei sind die kleineren Orte noch mehr betroffen, da nach der Flut 2002 die Gelder für den Bau höherer Dämme auf die großen Städten konzentriert wurden. Tausende Menschen helfen sich gegenseitig, füllen Sandsäcke und die Jugend ist vorne dran. Es erweist sich wieder einmal, dass die Menschen selbst, ihr Vertrauen in die eigene Kraft und die Solidarität entscheidend sind. Die bürgerlichen Landespolitiker sind erheblich unter Druck."

Die bürgerlichen Massenmedien bringen Sonderberichte, doch über die eigentlichen Hintergründe der Hochwasserkatastrophe, die Zunahme von Überschwemmungen wie in Australien, Pakistan, Kalifornien, Bangladesh usw. und extremen Wetterschwankungen ist kaum etwas zu erfahren. Wenn überhaupt, wird der Bau noch höherer Dämme in Erwägung gezogen, was von bürgerlichen Wissenschaftlern bereits für die Niederlande als zwecklos angesehen wird.

In den 1990er Jahren wurde mit der Neuorganisation der internationalen Produktion die Umweltkrise zur gesetzmäßigen Erscheinung der kapitalistischen Produktionsweise; diese kann nur noch auf der Grundlage chronischer krisenhafter Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit funktionieren. Neben Klimaveränderungen spielt auch die zunehmende Bodenversiegelung durch Straßen und andere Baumaßnahmen eine Rolle. Hinzu kommen Flussbegradigungen im Zuge der ständig steigenden zum Teil völlig unsinnigen nur der Jagd nach Maximalprofiten geschuldeten Warentransporte.

Dazu Günter Slave: "Die zweite sogenannte 'Jahrhundertflut' innerhalb von zehn Jahren ist Ausdruck der zunehmenden Krisenerscheinungen im Verhältnis von Mensch und Natur. Es ist tatsächlich '1 vor 12'."

Der Merkel-Regierung fällt nichts Besseres ein, als die Bundeswehr zum Einsatz zu bringen und das als willkommene Übung zu nutzen. Ob das diesmal sinnvoll ist, muss man bezweifeln. "2002 hat der damalige Bundeswehr-Einsatz oftmals mehr geschadet als genutzt", so Günter Slave. "Die Bundeswehr hat oft die örtlichen Initiativen behindert, gestört oder durch ihre Ortsunkenntnis desorganisiert."

"Notwendig ist über die konkreten Akut-Maßnahmen hinaus der dauerhafte Zusammenschluss der Menschen zur Rettung der Umwelt vor der Profitwirtschaft", fährt Günter Slave fort. Gemeinsam mit gut 300 anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern nahm er deshalb auch an der "Strategiekonferenz Umweltbewegung" teil. Dort wurde Kurs genommen auf die Gründung einer Umweltgewerkschaft. (Mehr dazu)

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