Jugend

Kinderbetreuung: Rechentricks und Aufweichung der Standards!

Kinderbetreuung: Rechentricks und Aufweichung der Standards!
pixelio-foto: s.v.gehren

 14.07.13 - Ab dem 1. August haben Eltern von ein- und zweijährigen Kindern in Deutschland einen Rechtsanspruch auf einen KITA-Platz. Interessiert verfolgen viele Eltern, ob dieses Versprechen der Bundesregierung Realität wird. Es ist das Prestigeobjekt von Familienministerin Kristina Schröder (CDU). Tatsächlich fürchtet die Regierung eine Klagewelle von Eltern, die auf sie zuzurollen droht. Denn mit dem Rechtsanspruch verbunden ist die Möglichkeit der Eltern, die Kommune wegen Verdienstausfalls zu verklagen. Die Presse ist derzeit voll von Erfolgs- und Vollzugsmeldungen aus Kommunen und Bundesländern. Das Familienministerium erklärt: Mit angeblich 800.000 Betreuungsplätzen sei das Ziel sogar um 20.000 übererfüllt. Anders sieht es allerdings der Deutsche Städtetag, der von weiterhin fehlenden 100.000 Plätzen ausgeht. Nach Zahlen des statistischen Bundesamts – allerdings aus dem März - fehlten damals noch 183.000 Plätze.

Wie groß der Zugzwang ist und wie die Erfolgsmeldungen zustande kommen, zeigt der Blick auf Baden-Württemberg: Die Landesregierung kann ihre Erfolgsmeldungen nur liefern, weil sie mit einem schnell gestrickten „Flexibilisierungspaket“ weitgehend Standards in der Betreuung aufweicht: in Zukunft dürfen 12 statt bisher 10 Kinder in einer KITA-Gruppe betreut werden. Die Größe des Außengeländes wurde von bisher empfohlenen acht bis zehn Quadratmetern auf vier reduziert.

Die Betriebserlaubnis kann erteilt werden, auch wenn die KITA noch eine Baustelle ist. Da allein im „Ländle“ 3.500 Erzieher/innen fehlen, werden jetzt auch Physiotherapeuten/innen, Krankengymnasten/innen, Beschäftigungs- und Arbeitstherapeuten/innen, Entbindungspfleger/innen oder Arbeitserzieher/innen zu pädagogischem Fachpersonal, wenn sie eine 25-stündige berufsbegleitende Fortbildung nachweisen können.

40 Prozent der bisherigen KITA Plätze dürfen doppelt besetzt werden, da davon ausgegangen wird, dass die Kinder nicht die volle Stundenzahl in der KITA anwesend ist. Hinzu kommt, dass die Möglichkeit des Klagewegs schon vorsorglich eingeschränkt wurde, und nur unter engen Bedingungen überhaupt möglich ist.

So ist es also nicht verwunderlich, wenn in einer Umfrage des Stadtelternbeirats von Mannheim 95 Prozent aller Eltern eine Verschlechterung der KITA Qualität befürchten.

Einerseits fürchtet die deutsche Wirtschaft um die Berufstätigkeit der immer besser ausgebildeten Frauen, wenn es zu wenige Betreuungsplätze gibt. Schon 2009 kam eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft zu dem Ergebnis, dass in Deutschland nur 9 Prozent aller Kinder unter 3 Jahren betreut wurden, während es in Dänemark 61,7 Prozent waren. Gleichzeitig haben die Kapitalisten selbst herzlich wenig beigetragen. So entstanden gerade mal 1.600 KITA Plätze in Betriebskindergärten seit 2008 und die wurden noch mit 12 Millionen Euro vom Steuerzahler bezuschusst.

Die Unternehmen brauchen zur Aufrechterhaltung der kapitalistischen Warenproduktion hervorragend ausgebildete, teamfähige, selbständig denkende und arbeitende Menschen. Die Verantwortung für diese Erziehung bürden die Kapitalisten aber in erster Linie den Familien auf.

Im Sozialismus übernimmt die ganze Gesellschaft die volle Verantwortung für eine hohe Qualität der Kindererziehung. Wer einen Vorgeschmack darauf bekommen will, kann eine solche Lebensschule der proletarischen Denkweise kennen lernen. Beste Gelegenheit dazu ist das in wenigen Tagen startende Sommercamp des Jugendverband REBELL und der Kinderorganisation Rotfüchse.