Sozialismus

"Die Muslimbrüder hatten schwere Waffen im Protestcamp"

"Die Muslimbrüder hatten schwere Waffen im Protestcamp"
Mursi-Anhänger in Kairo (foto: VOA)

16.08.13 - Aus aktuellem Anlass bringt „rf-news“ heute das vollständige Interview mit den Genossen der Revolutionären Kommunistischen Partei Ägyptens zu den Vorgängen der letzten Tage. Die Genossen haben vor dem Interview ein Schreiben an die Leser angefügt:

Botschaft an das Volk in Deutschland

Wir in Ägypten haben Respekt vor eurer Geschichte und Kultur, aber die gegenwärtige Haltung der deutschen Regierung gegenüber dem ägyptischen Volk ist schlecht und das ägyptische Volk ist von dieser enttäuscht.Wir wundern uns, dass die deutsche Regierung vor dem 30. Juni erklärte, dass Mursi-Regime würde den Terrorismus unterstützen und nach dem 30. Juni seine Meinung um 180 Grad gedreht hat. Wir haben die Erklärungen des deutschen Außenministers zu Ägypten gelesen und sie sind sehr falsch. ... Wir sagen dem Volk in Deutschland, dass es wichtig ist, gegen diese Regierung zu kämpfen, die den Terrorismus unterstützt, gegen diese Regierung zu kämpfen, die den Faschismus unterstützt. Am Ende wollen wir darauf hinweisen, dass wir natürlich das Volk in Deutschland von der deutschen Regierung unterscheiden – denn die Völker müssen immer gemeinsam für ein besseres Leben kämpfen.

Revolutionäre Kommunistische Partei von Ägypten

16. August 2013

 

Was hat sich am 14.8. 2013 um 18 Uhr in Kairo bei den Auseinandersetzungen um das Camp der Muslimbruderschaft nach eurer Kenntnis zugetragen?

Als erstes muss analysiert werden, was sich am 14. August um 18 Uhr bei Auflösung des sogenannten Protestcamps der reaktionär-faschistischen Muslimbruderschaft in Kairo tatsächlich zugetragen hat, da dies in den Medien zum Teil falsch dargestellt wird.

1. Es handelte sich nicht um ein einfaches friedvolles Protestlager. Die Muslimbruderschaft hatte dort sowohl mehrere schwere Maschinengewehre, wie weitere schwere Waffen stationiert.

2. Als die ägyptische Polizei das Lager auflösen wollte und dazu zunächst unbewaffnet vorging und dann Gasbomben warf, um auch die Waffen zu beschlagnahmen, setzte die Muslimbruderschaft die Maschinengewehre ein und beschoss die Polizei, die Tote und Verletzte hatte. Auch von umliegenden Häusern wurde die Polizei beschossen. Erst dann schoss die Polizei ebenfalls zurück und es kam zu Toten auch unter den Anhängern der Muslimbruderschaft.

Die Entwicklung in Kairo darf nicht isoliert betrachtet werden. Am 14.August fanden im ganzen Land, auch in Dörfern Angriffe bewaffneter Kräfte der Muslimbruderschaft statt.

Sie richteten sich

1. gegen Gerichte und Einrichtungen der Regierung und Verwaltung

2. interessanterweise auch gegen Krankenhäuser und

3. gegen Polizeistationen; es sind hier mindestens 25 Angriffe bekannt.

Die Angriffe wurden nach allen uns vorliegenden Berichten ebenfalls mit schweren Waffen, so schweren Maschinengewehren und Raketen durchgeführt.

Besondere Angriffspunkte der bewaffneten islamistischen Milizen – und nicht nur von denen der Muslimbruderschaft - sind auch christliche Einrichtungen, wie Kirchen, um Zwietracht und Spaltung im ägyptischen Volk zu säen. Es wird von den islamistisch-faschistischen Kräften ihnen die Losung ausgegeben, wer einen Christen tötet, erlangt die Unsterblichkeit. Aber auch kritische säkulare Kräfte werden durch die islamistischen Milizen angegriffen.

Wie sieht die RCP die weitere Entwicklung?

Faktisch handelt es sich gegenwärtig um einen Machtkampf zwischen zwei reaktionären Kräften. Die revolutionären Kräfte wie die RCP sind in diese Auseinandersetzung nicht unmittelbar einbezogen. Die RCP unterstützt in keinem Falle aber auch die Regierung und deren Vorgehen. Das imperialistische Projekt der westlichen Imperialisten im Mittleren Osten mit der Unterstützung der Muslimbruderschaft und weiterer reaktionärster islamistischer Kräfte eine Stabilisierung der Region zu erreichen, ist gescheitert.

Die gegenwärtige Regierung und die Militärmachthaber sind weder willens, noch in der Lage eine Politik im Interesse des ägyptischen Volkes durchzuführen. Sie setzten gegenwärtig vor allem auf eine weitere Destabilisierung der Verhältnisse, um auch eine offene Unterdrückung der fortschrittlichen Kräfte rechtfertigen zu können.

Es muss aber auf jeden Fall gesehen werden, dass der Kampf gegen den reaktionären Terrorismus der islamistisch-faschistischen Kräfte auf keinen Fall unterschätzt und auch von den revolutionären und fortschrittlichen Kräften in aller Konsequenz geführt werden muss, ohne dabei jedoch ein Bündnis mit der reaktionären Regierung oder den Militärführern einzugehen. Das ist eine komplizierte Situation.

Das ZK berät gegenwärtig die Situation und ich gehe davon aus, dass wir im Laufe des heutigen Tages auch eine Erklärung des ZK's veröffentlichen werden, die wir auch sofort ins englische übersetzen und auch an die ICOR und die MLPD senden werden. Die gegenwärtige Entwicklung unterstreicht die internationale Zusammenarbeit revolutionärer Kräfte. Die Solidarität der MLPD ist auch für uns eine wichtige Hilfe. Richtet unsere revolutionären Grüße bitte an alle Genossen der MLPD und auch die Organisationen der ICOR aus.

Vielen Dank für das Gespräch, herzliche revolutionäre Grüße an eure Genossinnen und Genossen und weiter viel Erfolg in eurer Arbeit.