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Hunger in Europa und die Angst der Herrschenden vor sozialen Unruhen

Hunger in Europa und die Angst der Herrschenden vor sozialen Unruhen
Annitta Underlin (foto: ifrc.org)

04.11.13 - In Folge der seit fünf Jahren andauernden tiefsten Weltwirtschafts- und Finanzkrise in der Geschichte des Kapitalismus befindet sich Europa in der "schlimmsten humanitären Krise seit dem 2. Weltkrieg". Zu diesem Fazit kommt eine jetzt veröffentlichten Studie der "Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften" (IFRC). "Niemand von uns hatte 2009 genug Vorstellungskraft, um die Situation im heutigen Europa verstehen zu können: 3,5 Millionen Menschen bekommen Lebensmittel vom Roten Kreuz und vom Roten Halbmond. Und wir sind nicht die einzigen, die Essen verteilen. 43 Millionen Europäer bekommen jeden Tag nicht genug zu essen."

"Die Krise hat sich in jeden Bereich des Lebens gefressen: in die einzelnen Familienhaushalte, in die Gemeinden und in die Regierungen. Und das in ganz Europa", beschreibt Annitta Underlin, die für Europa zuständige Direktorin der IFRC, die unmittelbaren Folgen der Weltwirtschafts- und Finanzkrise in Europa. Neben dem sich ausbreitenden Hunger prangert der Bericht die wachsende Massenarbeitslosigkeit vor allem unter der Jugend in Europa an. "Das Leben von Millionen Menschen ist über den Haufen geworfen worden in den letzten fünf Jahren, und die Situation verschlechtert sich stetig weiter", heißt es dort weiter.

Unmittelbare Folge seien "eine stille Verzweiflung" mit zunehmenden Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen. Unter anderem habe sich die Suizidrate von Frauen in Griechenland verdoppelt. Anderseits beginne sich die "stille Verzweiflung hauptsächlich junger Leute in Demonstrationen, Gewalt und Fremdenhass auszudrücken". Statt den berechtigten Sturm des Protestes der europäischen Jugend zu unterstützen, ermahnt der Bericht lediglich die europäischen Regierungen eindringlich zum "Umdenken". Sonst könnte "der Anstieg von persönlicher Unsicherheit und der sinkende Lebensstandard in Europa zu sozialen Unruhen und wachsendem Extremismus führen".

Längst geht es der Jugend bei ihren Protesten nicht nur um die eigene Zukunft. Beim Besuch von Bundespräsident Joachim Gauck beim 150. Geburtstag des Deutschen Roten Kreuz (DRK) am 31. Oktober fand dagegen die dramatische Situation oder der Bericht keinerlei Erwähnung. Gauck lobte das DRK "für die beflügelnde Kraft des Mitgefühls". Den Hunger kann dieses Mitgefühl und auch nicht das ehrenamtliche Engagement von 400.000 DRK-lern beseitigen. Der Kapitalismus bietet der Masse der Jugend keine Zukunft, das angebliche "Umdenken" der Regierungen keine Perspektive: Rebellion ist gerechtfertigt. Diese Rebellion wächst weltweit und das Potenzial einer internationalen sozialistischen Revolution baut sich auf. Vereinigte sozialistische Staaten der Welt werden den Hunger besiegen.