Opel Berichte
Betriebsversammlung bei Opel Bochum: Breite Kritik an Kapitulation vor GM und antikommunistischer Hetze
11.12.13 - In einer zehnstündigen Belegschaftsversammlung bei Opel Bochum am 9. Dezember machten die Kolleginnen und Kollegen klar: "Keine Kapitulation vor den Schließungsplänen von GM - keine Chance der antikommunistischen Hetze durch Betriebsräte, die damit ihre Kapitulation vor den Profitinteressen zu rechtfertigen versuchen!" Damit war die Versammlung ein wichtiger Schritt in der Richtungsentscheidung der Belegschaft hin zu einem selbständigen Streik im Kampf um jeden Arbeitsplatz. Ein Korrespondent aus Bochum berichtet:
Die Geschäftsleitung versuchte in trauter Einheit mit der Bochumer IGM-Ortsbevollmächtigten Kerkemeier und der Betriebsratsspitze alles, um die Kapitulation als "alternativlos" darzustellen. Schnell wurde deutlich, dass die Belegschaft diesen Kapitulationsvertrag (siehe auch "rf-news" vom 9.12.13) nicht will, dass sie den Abgesang ablehnt. So rührte sich kaum eine Hand zum Beifall, als der Betriebsrats-Vorsitzende Rainer Einenkel Detailfragen in den Mittelpunkt rücken wollte. In vielen Redebeiträgen wurden der Vertrag und die ganze Art und Weise angegriffen.
Betriebsrätin Anngret Gärtner-Leymann: "Es ist morgen genau ein Jahr her, dass der damalige Vorstand Sedran uns die Werkschließung verkündet hat. Als am nächsten Tag die Kollegen der Fertig- und Endmontage die Arbeit niederlegten, jammerten einige Betriebsräte, es wäre viel zu früh. Jetzt heißt es: es ist zu spät für den Kampf. Aber es ist nie zu spät für den Kampf, solange wir noch hier sind."
Immer wieder kritisierten Kollegen die Grundlinie der Kapitulation: "Ihr erzählt uns: 'Mehr war nicht drin!', ohne dass ihr eine Minute gekämpft habt. Dieses 'Mehr war nicht drin!' haben wir im Wahlkampf gehört, als es um den Mindestlohn geht. Wir hören es nach jeder Tarifrunde. Es hat nur einen Zweck: eure Kapitulation zu rechtfertigen und den Kampf zu verhindern!" Mit oft bewegenden Beiträgen griffen Kollegen alle Seiten der politischen und gesellschaftlichen Auseinandersetzung auf: die Umweltkatastrophe und unsere Verantwortung als Automobilarbeiter, die Forderung nach Übernahme der Azubis. Ein christlicher Kollege: "Für mich sind die sogenannten 'Roten' näher bei Gott als die Geschäftsleitung hier in der ersten Reihe!"
Heftig in der Kritik stand der Antikommunismus und seine Methoden. So wurden erneut die Frauen vom Opelaner-Frauenkomitee "BASTA!" von der Betriebsratsspitze nicht hereingelassen. Auch der Delegation von Ford Köln wurde bereits im Vorfeld mitgeteilt, dass sie sich den Weg sparen sollen: sie würden auf keinen Fall rein kommen. Stattdessen jammerte der Betriebsrats-Vorsitzende Rainer Einenkel scheinheilig über die wenige Solidarität. Ein Kollege am Saalmikro: "Erst beschwerst du dich, dass es keine Solidarität gibt, und gleichzeitig lässt du die Kollegen von Daimler Düsseldorf, Ford Köln und unsere eigenen Frauen draußen in der Kälte stehen."
Trauriger Höhepunkt der Rechtfertigung für die Kapitulation war dann ein fast anderthalbstündiger Beitrag von Thomas Ropel, einem aggressiven Antikommunisten aus dem Betriebsrat. Nachdem er wortreich "begründet" hatte, warum man nicht streiken dürfe, ging er zur übelsten antikommunistischen Hetze über. Mit Schlagwörtern wie "Stalinisten = Faschisten", "Sekte", "Gulag" usw. versuchte er verzweifelt, die zerbröckelte Mauer des Antikommunismus wieder zu kitten. Das wurde jedoch zum Bumerang. Totenstille - der erhoffte Applaus blieb aus. Die einzigen, die ihm danach für seinen Beitrag offen gratulierten, waren der Pressesprecher der Werksleitung, Alexander Bazio, und die Bochumer IGM-Ortsbevollmächtigte Eva Kerkemeier.
In fast jedem darauf folgenden Beitrag wurde dieser Antikommunismus aus der Dunkelkammer des Verfassungsschutzes als Methode der Herrschenden auseinander genommen und in seine Einzelteile zerlegt. Dafür gab es oft Applaus und Zustimmung der Belegschaft. Viele Kollegen drückten nach der Versammlung ihre Solidarität und Anerkennung gegenüber den Kollegen aus: "Man kann über die 'Roten' sagen, was man will. Aber ohne sie wäre unser Streik 2004 niemals so abgelaufen. Das hat uns mindestens zehn Jahre Arbeit gesichert!"