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Erklärung des Zentralkomitees der MLPD zum Tod von Nelson Mandela

Erklärung des Zentralkomitees der MLPD zum Tod von Nelson Mandela
Nelson Mandela (foto: White House Photograph Office)

10.12.13 - Nelson Mandela ist am 5. Dezember nach langer schwerer Krankheit im Alter von 95 Jahren verstorben. Millionen Menschen trauern in Südafrika und auf der ganzen Welt. Er wird weltweit als Symbol für den mutigen Kampf gegen das rassistische Apartheid-Regime in Südafrika, für Freiheit und gegen Rassismus verehrt. Die MLPD würdigt, dass er sich jahrzehntelang unbeugsam, charismatisch und als führender Repräsentant des ANC ("African National Congress") daran beteiligt hat. Aber im entscheidenden Augenblick, als in den 1980er Jahren die Massenbewegung die weiße Herrschaft ernsthaft bedrohte, da zog er es vor, in Verhandlungen mit den Schlächtern und Folterknechten der Apartheid zu treten. Der von allen bürgerlichen Regierungen gepriesene "friedliche" Wandel zu demokratischen Verhältnissen rettete die Herrschaft des südafrikanischen Finanzkapitals und verhinderte bis zum heutigen Tag eine gerechte Strafe für die blutige Rassenherrschaft.

Bereits seit Anfang der 1950er Jahre war Mandela ein bedeutender Führer der Befreiungsbewegung ANC. Nach dem brutalen Massaker von Sharpeville 1960 unterstützte er auch den berechtigten bewaffneten Befreiungskampf, leitete zeitweise den militärischen Arm des ANC (den "Speer der Nation"). 1964 wurde er vom weißen Burenregime Bothas zu lebenslanger Haft verurteilt. 27 Jahre verbrachte er dann in Gefangenschaft. Dennoch hat er sich nie öffentlich unterworfen. Im Unterschied zu vielen anderen ANC-Führern, deren korruptes Verhalten dunkle Schatten wirft, galt er als persönlich integer. Seit seiner Bekanntschaft mit dem Marxismus widersetzte er sich zeitlebens dem Antikommunismus. Von den USA war er auf die Liste der gesuchten "Terroristen" gesetzt worden, während weltweit eine Millionen umfassende Bewegung "Free Nelson Mandela" ("Freiheit für Nelson Mandela") forderte.

Doch der heroische Widerstand der südafrikanischen schwarzen Bevölkerung gegen die Apartheid und ihre Lebensbedingungen war durch das offen reaktionäre und mit brutaler Gewalt agierende Buren-Regime auf Dauer nicht zu besiegen. Er verband sich zunehmend mit dem Kampf gegen die imperialistische Ausplünderung des ganzen afrikanischen Kontinents. Die schnell wachsende Arbeiterklasse, die Frauen und die Jugend, sie alle waren in diesen Kampf einbezogen. Mitte der 1980er Jahre bildete sich in Südafrika besonders im internationalen Industrieproletariat in den Bergwerken, Minen, Autofabriken der multinationalen Konzerne eine revolutionäre Gärung heraus. Auf Druck des internationalen Finanzkapitals begannen deshalb seit Mitte der 1980er Jahre Geheimverhandlungen mit Mandela. Der neue weiße Staatspräsident de Klerk bereitete ab 1989 offen den Abschied vom hergebrachten Apartheid-Regime und den Übergang zum Neokolonialismus durch Einführung der bürgerlichen Demokratie vor. Mandela stimmte einem Deal der Klassenversöhnungspolitik zu: Für den Verzicht auf den Aufruf zum revolutionären Sturz des Apartheid Regimes - Freiheit der politischen Gefangen, formale Aufhebung der Apartheid und Integration des ANC ins bürgerliche Südafrika. Dafür erhielt er gemeinsam mit de Klerk 1993 den imperialistischen "Friedensnobelpreis". 1994 wurde er zum ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas gewählt; seitdem verbreitet das System der kleinbürgerlichen Denkweise die Lebenslüge des modernen Südafrikas von der "erfolgreichen Überwindung der Apartheid" durch eine "Politik der Versöhnung" zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten, Unterdrückern und Unterdrückten. Deshalb vergießen die Imperialisten wie Obama oder Merkel jetzt ihre Krokodilstränen.

Doch die Volksmassen Südafrikas werden dagegen bis heute um die Früchte ihres jahrzehntelangen Kampfs betrogen: 70 Prozent der schwarzen Jugendlichen sind arbeitslos, 50 Prozent der schwarzen Erwachsenen. In vielen Townships und Shacks, wo die Masse des schwarzen Proletariats lebt, fehlt es noch immer an Elektrizität, Wasser und hygienischen Verhältnissen. Viele Menschen leiden Hunger. Die meisten Menschen müssen froh sein, wenn sie staatliche Leistungen von umgerechnet 100 Euro im Monat erhalten; selbst "Spitzenlöhne" bei internationalen Monopolen liegen meist nicht über umgerechnet 330 Euro. Während ca. 75 Prozent der Bevölkerung Schwarze sind, werden die Top-Positionen in der Wirtschaft weiterhin von Weißen besetzt. Gegen die selbständigen Bergarbeiterstreiks von Marikana 2012 verübte die Polizei ein blutiges Massaker mit 34 Toten. In der gesellschaftlichen Realität besteht die Apartheid fort und hat sich in der Weltwirtschafts- und Finanzkrise weiter verschärft!

Mit dem ANC an der Regierung entwickelt sich Südafrika immer mehr selbst zu einem neu-imperialistischen Land. Seine Monopole dominieren die afrikanische Wirtschaft, beuten andere Länder aus und als Mitglied der "G20" spielt Südafrika eine wachsende Rolle in der imperialistischen Weltpolitik. Orchestriert wird das von einer grassierenden hunderte Millionen Euro schweren Korruption in der Führung des ANC und der mit ihm verbundenen Gewerkschaften COSATU und der revisionistischen, früher moskau-hörigen SACP, deren Spitzenpersonal Unterschlupf in der herrschenden Ausbeuterklasse fand. Unter den Massen wächst die Unzufriedenheit und Kritik daran; Rufe nach einer "zweiten – echten – Revolution" zur wirklichen Beseitigung der Apartheid und zur Befreiung von Ausbeutung und Unterdrückung werden lauter. Kämpfe des internationalen Industrieproletariats nehmen unverkennbar einen Aufschwung. Mandela kittete als gesellschaftliche Integrationsfigur und mit seinem hohen persönlichen Ansehen viele der tiefen gesellschaftlichen und politischen Widersprüche zeitweise.

Der Tod Mandelas ist in vieler Hinsicht ein Einschnitt. Ein wichtiger Garant, dass die Arbeiterklasse und die Volksmassen Südafrikas die richtigen und differenzierten Lehren auch aus seinem Leben und Werk ziehen, ist die Stärkung des Aufbaus des ICOR-Mitglieds CPSA/ML, der Kommunistischen Partei Südafrikas/Marxisten-Leninisten, die die Lehren aus dem Verrat am Befreiungskampf gezogen hat und den Kampf als Bestandteil der Vorbereitung der internationalen Revolution führt. Die MLPD verpflichtet sich, ihren Aufbau im Wechselverhältnis zur Stärkung der Selbstorganisationen der Massen gerade im Rahmen der ICOR noch intensiver zu unterstützen.

Es lebe der Kampf der südafrikanischen Arbeiterklasse und Volksmassen für nationale und soziale Befreiung!
Für die Vollendung des Kampfs gegen die Apartheid auf dem Weg zum echten Sozialismus!
Vorwärts zur internationalen sozialistischen Revolution!
Proletarier aller Länder, vereinigt Euch! Proletarier aller Länder und Unterdrückte, vereinigt Euch!

10. Dezember 2013
Zentralkomitee der MLPD

(Erklärung im pdf-Format zum Download)