Wirtschaft
Banken zocken wieder mit bescheidenen 445 Billionen US-Dollar
21.12.13 - Sie klingen noch in allen Ohren, die salbungsvollen Versprechen der sogenannten "systemrelevanten" Banken: Wir haben "aus unseren Fehlern gelernt", alles nur "Ausrutscher", "nie wieder" usw. Deutsche Bank Chef Jürgen Fitschen sprach gestern gar von "Altlasten", als er 1,4 Milliarden Euro Strafe an zwei staatliche US-Immobilienfinanzierer überweisen musste. Zu Recht glauben – außer manchen besonders naiven bürgerlichen Politikern - viele Menschen diesen Beteuerungen nicht. Ausmaß und Schamlosigkeit, mit der führenden Monopolen-Banken wieder am Zocken sind, machten Meldungen diese Woche deutlich.
Seit November berichtet die US-Börsen"aufsicht" CFTC wöchentlich über den Umfang des weltweiten Swap-Markts. Swaps sind eine mögliche Form von Derivaten. Mit ihnen können Banken und andere Börsenspekulanten unter anderem auf die Entwicklung von Vermögenswerten wetten – zocken eben. 390 Billionen US-Dollar gab die CFTC als Umfang dieser Geschäfte aktuell an. Das ist das Fünffache des Bruttoinlandsprodukts der ganzen Welt.
Genau solche Finanzgeschäfte brachte am 15. September 2008 im Zusammenhang mit dem Platzen von Immobilienblasen die seitdem andauernde, tiefste und umfänglichste Weltwirtschafts- und Finanzkrise ins Rollen. Damals kursierten Derivate in Höhe von 600 Billonen US-Dollar. 27 Billionen US-Dollar mussten die G20-Staaten in der Folge bis 2010 an Bürgschaften, Krediten und direkten Zahlungen aufbringen, um einen unkontrollierten Zusammenbruch zu verhindern.
Gestern gab die CFTC-"Aufsicht" kleinlaut bekannt, man habe sich "aufgrund eines technischen Fehlers" verrechnet. Tatsächlich beträgt der Umfang der Swap-Geschäfte bis zu 55 Billionen US-Dollar mehr als bisher angegeben. Entschuldigend räumte die CFTC ein, dass "nur zwei Beamte" an diesem Kontrollbericht arbeiten.
Am gleichen Tag berichten die "Deutschen Wirtschaftsnachrichten" von einer anonymen Umfrage der "Bank für Internationalen Zahlungsausgleich" (BIZ) unter 30 Banken, die von ihr als "systemrelevant" eingestuft werden. Dabei weisen die Banken selbst auf "deutliche Defizite beim Risikomanagement" hin. Die BIZ bezweifelt, "dass die Selbsteinschätzung der Banken korrekt ist. Die tatsächlichen Risiken dürften noch viel höher sein."
Zu den 30 "Systemrelevanten" zählen die Deutsche Bank und die Commerzbank. Die Deutsche Bank hat nach Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbunds unter den internationalen Investmentbanken den Platz 1 im Bereich Devisenhandel. 15,2 Prozent der täglich gehandelten Devisen im Wert von 5,3 Billionen US-Dollar werden von der Deutschen Bank umgesetzt. Platz 2 nimmt die US-Bank Citi ein.
Derzeit laufen FBI-Ermittlungen, weil führende Großbanken auch bei diesem Geschäft manipulieren. Täglich werden in London zwischen 15.59 Uhr und 16.00 Uhr die internationalen Wechselkurse ermittelt und fixiert. Deshalb werden viele Geschäfte bei den Banken um 15.59 Uhr getätigt. Daraus ziehen die großen Banken einen Wissensvorsprung, mit dem sie sich Extra-Profite sichern.
Die Frage ist, was das eigentlich für ein System ist, für das solche skrupellosen Manager und Profithaie "relevant" sind? Ein System, in dem das Fünfeinhalbfache des Weltinlandsprodukt verspekuliert wird, während Millionen Menschen das Nötigste zum Leben fehlt.