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Streik in Südafrika legt Welt-Platinproduktion lahm

Streik in Südafrika legt Welt-Platinproduktion lahm
1.500 Gewerkschafter bei einer Ansprache

25.01.14 - Der seit Donnerstag anhaltende Streik in den weltweit größten Platinminen Südafrikas Anglo American Platinum (Amplats), Impala Platinum und Lonmin umfasst inzwischen 100.000 Bergarbeiter. Sie fordern eine Erhöhung des Einstiegslohns von 5.000 Rand auf 12.500 Rand (824 Euro) und bessere Arbeitsbedingungen.

Platin wird für hochwertigen Schmuck verwendet. Es ist teurer als Gold oder Silber. Industriell genutzt wird es in der Fahrzeugproduktion in Zündkerzen und Katalysatoren. Für 2005 wird der Verbrauch von Platin für die Katalysator-Herstellung auf etwa 120 Tonnen geschätzt. Platin findet man in Herzschrittmachern, Raketendüsen oder Laserdruckern.  Auch in hochwirksamen Arzneimitteln gegen Krebs (Cytostatika) sind Platin-Verbindungen enthalten.

Südafrika gilt mit einer Förderung von 139 Tonnen (2011) als größtes Förderland vor Russland (26 Tonnen) und Kanada (10 Tonnen). Die drei großen südafrikanischen Minengesellschaften decken 70 Prozent der Weltproduktion. Vom Streik dürften 50 Prozent der Weltproduktion betroffen sein.

In Südafrika gibt es seit Jahren immer wieder heftigste Klassenauseinandersetzungen, erbitterte und hart geführte Streiks, nicht nur für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen. Vor kurzem ging ein elfwöchiger Streik zu Ende, der eine Lohnerhöhung von 9,5 Prozent erreichte ("rf-news berichtete").

Der jetzt ausgerufene Streik wird von der Association of Mineworkers and Construction Union (AMCU, Vereinigung der Bergarbeiter- und Bauarbeitergewerkschaft) geführt. Die AMCU hat sich 1998 als unabhängige Vereinigung von der National Union of Mineworkers (NUM) abgespalten. Sie ging ursprünglich aus der Kritikbewegung an der reformistischen, zum Teil korrupten und klassenverräterischen Rolle der NUM-Führung hervor. Die Arbeiter kritisieren die Verflechtung der NUM mit den etablierten politischen Parteien, dem afrikanischen Nationalkongress (ANC) und der revisionistischen kommunistischen Partei. Die revisionistische kommunistische Partei Südafrikas hatte im Marikana-Massaker 2012 schändlichen Verrat an den Arbeitern geübt, als sie diese als Kriminelle beschimpfte. Damals waren von der südafrikanischen Polizei 34 Arbeiter bei einem  Streik erschossen worden.

Die Verantwortung für diesen Massaker trägt die ANC-Regierung, was die Kritik vor allem der schwarzen Bevölkerung an dieser Regierung verschärft hat. Sie sehen sich um die Früchte ihres jahrzehntelangen Freiheitskampfes von dieser korrupten Regierung betrogen, die sich mit dem internationalen Finanzkapital verflochten hat. Tatsächlich wurde die Apartheid aber nur auf dem Papier abgeschafft und ist heute in den Lebens- und Arbeitsverhältnissen ungebrochen real. Rufe nach einer "zweiten – echten – Revolution" zur wirklichen Beseitigung der Apartheid und zur Befreiung von Ausbeutung und Unterdrückung werden lauter. Davon will die AMCU-Führung allerdings überhaupt nicht wissen.

Diese komplizierte politische Situation stellt die Arbeiter vor hohe Herausforderungen. Für die revolutionäre Richtung in Südafrika steht die marxistisch-leninistische Partei CPSA (ML), die auch ICOR-Mitglied ist. Sie unterstützt die Kämpfe der Arbeiter und ihre Ausweitung und verbindet das mit der Überzeugungsarbeit, dass die Selbstbefreiung der Massen in Südafrika nur durch den revolutionären Sturz des herrschenden Systems möglich ist. Für die Entschlossenheit der Streikenden erklärte ein Vertreter gegenüber Reuters: "Es gibt nichts, das unsere Forderungen ändern könnte."