Umwelt

Neue "Strom-Monstertrasse"

Neue "Strom-Monstertrasse"
foto: dks-spezial

07.02.14 - Die Netzbetreiber Tennet und TransnetBW haben gestern ihre Pläne für das so genannte "Sued.Link-Projekt" vorgestellt, das auf dem Netzentwicklungsplan (NEP) der Bundesregierung von 2012 beruht. Eine über 800 Kilometer lange Stromtrasse mit Tausenden über 75 Meter hohen Strommasten soll von Schleswig-Holstein über Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Hessen nach Bayern führen. Ab 2022 sollen durch diese "Monstertrasse" große Mengen vor allem von Offshore-Windstrom vom Norden in den Süden transportiert werden. TransnetBW-Geschäftsführer Rainer Joswig verkündete vollmundig, diese Trasse sei "Hauptschlagader und Rückgrat der Energiewende".

Was zurzeit gebetsmühlenartig in den Medien wiederholt wird, ist eine "grün gewaschene" Unwahrheit. Schon der NEP formuliert als primäre Zielsetzung des Netzausbaus, er verbinde "die Übertragungsnetze Deutschlands elektrisch mit den Nachbarländern... . Dieses europaweite Netz ist die Plattform für den Stromhandel in Europa." Die geplante Trasse ist dabei nur eine von drei geplanten Großprojekten mit insgesamt 2.800 Kilometern Länge. Gesamtkosten für die insgesamt 36 Ausbau- und Netzverstärkungsprojekte: Mindestens zehn Milliarden Euro!

Die "Monstertrasse" und ihre anderen Großprojekte dienen dazu, die Stromerzeugung aus den gigantischen Offshore-Windparks der Energiemonopole, sowie den Kohle- und Gaskraftwerken abzusichern – und sich diese Investitionen durch die Verbraucher bezahlen lassen. Der Netzausbau, angeblich für erneuerbare Energien, soll also allein das "freizügige künftige Marktgeschehen" (NEP) beflügeln. Eine Vollversorgung mit erneuerbaren Energien ist dagegen überhaupt nicht beabsichtigt.

Eine wirkliche "Energiewende" wäre erst dann gegeben, wenn alle Atomkraftwerke abgeschaltet werden und Kurs auf 100 Prozent erneuerbare Energien genommen wird. Bei einer Kopplung von zentraler und dezentraler Erzeugung regenerativer Energien in Verbindung mit dem Ausbau von effektiven Stromspeichern würden diese Megatrassen überhaupt nicht gebraucht. Denn dann wäre es gar nicht mehr in dem Maße notwendig, den Strom so weit zu transportieren.

Zum einen stünden die Leitungen der stillgelegten AKWS zur Verfügung. Auch können die heute bestehenden Leitungen mit so genannten Hochtemperaturseilen um mehr als 50 Prozent aufgerüstet werden. Zudem könnte die dezentrale Energieversorgung durch Stadtkraftwerke ausgebaut werden. Die Kabel für einen dann noch nötigen Umbau des Netzes könnten mit der modernen und schnellen Hochspannungsgleichstromübertragung vollständig in die Erde verlegt werden. Schließlich wäre die Anbindung der überregionalen Stromnetze an lokale Smart-Grids (intelligente Vernetzung und Steuerung von Stromerzeugern, Speichern und elektrischen Verbrauchern) möglich.

Der gegen solche "Monstertrassen" schon lange währende Widerstand von Anwohnern, Umweltschützern und Gemeinden, die heute schon die überwiegende Nutzung von regionalen erneuerbaren Energien voran treiben, entwickelt sich zunehmend zum breiten Protest. In Franken steht aktuell eine ganze Region auf gegen eine der drei Stromtrassen. Diese "grün gewaschene" Profitmaximierungs-Trassen müssen ohne Wenn und Aber vom Tisch!