International
Bundeswehr missbraucht Olympiade und Sportbegeisterung
17.02.14 - Alle Welt blickt derzeit zur Olympiade nach Sotschi. Viele fiebern mit den Teilnehmer/-innen und drücken die Daumen. Die Bundeswehr versucht, diese Sportbegeisterung zu missbrauchen. Derzeit sind rund 5.000 Soldaten in 16 Auslandseinsätzen aktiv. Dazu kommt der aktuell wichtigste Einsatz in Russland, genauer gesagt in Sotschi, bei den Olympischen Winterspielen. Genau die Hälfte der 152 Sportler aus Deutschland laufen bei diesen Spielen medienwirksam mit dem Eisernen Kreuz an der Jacke auf. Sie sind verpflichtet, das Emblem "deutlich sichtbar zu tragen". Bewusst wird so die große Sportbegeisterung der Bevölkerung genutzt, um Sympathiewerbung für die Interventionsarmee Bundeswehr zu machen.
Insgesamt werden derzeit rund 700 "Sportsoldaten" und 50 Trainer in 15 "Sportfördergruppen" der Bundeswehr bezahlt. Sie brauchen die ausdrückliche Zustimmung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und müssen sich für zwei Jahre verpflichten.
Die Bundeswehr hat auch die offizielle Bekleidung für das gesamte Olympia-Team übernommen und medienwirksam auf dem Luftwaffenstützpunkt Erding übergeben. Das zeigt die enge Zusammenarbeit zwischen DOSB und Bundeswehr. Der ehemalige DOSB-Präsident und jetzige IOC-Chef Thomas Bach drückte sein Wohlwollen dafür so aus:
"Weit über die gewonnenen Titel und Medaillen hinaus geben die Erfolge der Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr ein attraktives Gesicht. Sie tragen das Bild einer demokratischen, sympathischen und der Verständigung verpflichteten Bundeswehr in alle Welt. Innerhalb der Bundeswehr dienen die Soldatinnen und Soldaten als hervorragende Vorbilder für Erfolge durch Leistung, Disziplin und Organisationsfähigkeit." (Aus einer Broschüre des Verteidigungsministeriums vom September 2010) Alles in allem kostet diese Imagewerbung für die imperialistische Armee den Steuerzahler etwa 32 Millionen Euro im Jahr.
Als neues Feld der Zusammenarbeit von Sport und Bundeswehr kommt aufgrund der zunehmenden Kriegseinsätze die Förderung des Behindertensports hinzu. Erstmals schickt die Bundeswehr Kriegsversehrte nach Sotschi zur medienwirksamen "Nachsorge" bei den Paralympics. Paralympics als verlängertes Feldlazarett? Ein reichlich zynischer Missbrauch der Sportbegeisterung der Menschen!
Es gibt aber auch Soldaten, die sich dieser Vereinnahmung verweigern. Der Europameister im Weitsprung, Christian Reif, erklärte öffentlich, dass er sich nicht zum Militär bekennen will und damit "für Waffengewalt gegenüber Menschen in Afghanistan oder im Kosovo".
Die Bundeswehr hat es schwer nötig, an ihrem Image zu arbeiten. Nach wie vor ist eine deutliche Mehrheit in Deutschland gegen die Auslandseinsätze der Bundeswehr. Die MLPD und ihr Jugendverband REBELL nutzen die Kampagne zur Europawahl, um Forderungen zu verbreiten wie: Keine Verpflichtung bei der imperialistischen Interventionsarmee Bundeswehr – auch nicht als Sportler!
Man darf sich die Sportfreude von der Bundeswehr nicht verderben lassen, allerdings auch nicht die kritische Wachsamkeit einschläfern.