Jugend

Immer mehr Studierende müssen nebenher arbeiten

Immer mehr Studierende müssen nebenher arbeiten
Mathematik-Vorlesung an der Uni (foto: Tungsten)

18.02.14 - Im jetzt endenden Wintersemester gab es laut Statistischem Bundesamt insgesamt 2.620.000 Studierende, 500.000 mehr als vor fünf Jahren. Im Monat benötigte ein Studierender im Durchschnitt 886 Euro zum leben. Woher kommt das Geld? 85 Prozent der Studierenden werden von den Eltern unterstützt mit im Durchschnitt 474 Euro pro Monat. Und der Rest? Gerade einmal 18,4 Prozent der Studierenden bekommen im Durchschnitt monatlich 452 Euro BAföG (staatliche Ausbildungsförderung, die später zurückgezahlt werden muss) - das sind 4 Euro weniger als im letzten Jahr. Im Jahr 1972 erhielten hingegen noch 44,6 Prozent und 1992 immerhin noch 25,2 Prozent aller Studierenden BaföG.

Das macht deutlich, warum immer mehr Studenten gezwungen sind, während des Studiums (und nicht nur in den Semesterferien) zu jobben. Bundesweit sind es im Durchschnitt fast zwei Drittel (63 Prozent), in Nordrhein-Westfalen sogar 70 Prozent, die 10,6 Stunden pro Woche arbeiten müssen, während sie gleichzeitig 33,1 Stunden für das Studium aufwenden (Studentenwerke NRW vom 17.2.14). Fast ein Viertel ihrer Zeit müssen Studierende also fürs Jobben aufwenden – das ist auch eine Ursache dafür, dass ein Viertel das Studium abbricht. Diese miese finanzielle Lage ist auch ein Grund dafür, dass nur 17 Prozent der Kinder aus Arbeiterfamilien studieren, während es z.B. aus Akademikerfamilien mit Beamtenstatus 84 Prozent sind (DGB 2013).

Aber nicht nur das Bafög wird gekürzt: Immer mehr Hochschulen erhalten immer weniger Mittel von den Landesregierungen. Der Vorstand des "fzs" (Freier Zusammenschluss der Studentenschaften) erklärte im Dezember 2013: "Neben den fehlenden finanziellen Zusagen des Koalitionsvertrags stehen in etlichen Bundesländern massive Kürzungen an, die in den anstehenden Landtagssitzungen beschlossen werden sollen. In Anbetracht der ohnehin allgegenwärtigen Unterfinanzierung ist die Lage verheerend. In Bremen sind durch die Kürzung von 5 Millionen Euro insgesamt 130 Mitarbeiter/innenstellen vor allem in der Lehre und Verwaltung der Universität bedroht - an der Hochschule Bremen wird die Streichung von 40 Prozent Studienplätzen befürchtet.

In Thüringen droht der Wegfall ganzer Studiengänge an der Uni Erfurt und an der Friedrich-Schiller-Universität Jena - und die TU Ilmenau hält sich lediglich mit 50 Prozent Drittmitteln im Haushalt über Wasser. In Sachsen-Anhalt werden mehrere Millionen Euro pro Hochschule weniger zur Verfügung stehen. An den Berliner Hochschulen ist eine drastische Streichung von Studiengängen zu erwarten und ohne zusätzliches Geld werden die wegen Baufälligkeit gesperrten Hörsäle und veralteten Labore in diesem Zustand verbleiben. Die Liste ließe sich mit Sachsen, dem Saarland und Mecklenburg-Vorpommern fortsetzen."

Im Dezember gab es gegen diese Kürzungen bundesweite Aktionstage an allen Hochschulen sowie Demonstrationen von Tausenden von Studierenden in Bremen, Saarbrücken und mehreren ostdeutschen Städten. Die MLPD und ihr Jugendverband REBELL wenden sich dabei auch gegen die soziale und politische Auslese an den Hochschulen. Dazu ist eine drastische Anhebung des Bafög ebenso notwendig wie eine Erweiterung des Anspruchs auf Bafög, so dass z.B. Arbeiterfamilien nicht mehr für das Studium der Kinder aufkommen müssen.

Wie einfach es ist, Erhöhungen zu beschließen, sah man ja vor kurzem, als die Bundestagsabgeordneten wieder mal ihre Diäten erhöhten... Beim Bafög allerdings wird nur starker öffentlicher Druck Erfolg haben!