Betrieb und Gewerkschaft

Kampf für den Erhalt des zukunftsweisenden Hebammenberufs - ein Thema für den Internationalen Frauentag

Kampf für den Erhalt des zukunftsweisenden Hebammenberufs - ein Thema für den Internationalen Frauentag
Hebamme (links) mit Neugeborenem und seiner Mutter (foto: TheLawleys)

21.02.14 - Die Hebammen in Deutschland protestieren diese Woche vehement dagegen, dass ihr Beruf durch explodierende Versicherungsprämien und die Gefahr, dass sie bald gar keine Berufshaftpflicht-Versicherer mehr finden, faktisch unmöglich gemacht wird. Eine der wenigen verbliebenen Versicherungen, die "Nürnberger Versicherung", will ab 2015 keine Verträge mehr anbieten. Zahlte eine Hebamme vor ca. 25 Jahren noch 350 Euro Prämie jährlich, steigt diese im Juli um 20 Prozent, von 4.242 Euro auf 5.090 Euro. Eine freiberufliche Hebamme, heute sind das ca. 3.500 Frauen, verdient im Schnitt rund 1.800 Euro netto im Monat.

Der Deutsche Hebammenverband e.V. schreibt auf seiner Homepage: "Dem Ursprung nach ist Geburtshilfe eine solidarische Hilfe, die sich Frauen gegenseitig leisten. Heutige Hebammen sind Fachfrauen rund um die Schwangerschaft, Geburt und die Zeit danach und verstehen sich als Fürsprecherinnen der schwangeren und gebärenden Frauen. Eine achtsame Betreuung vom Beginn der Schwangerschaft bis zum Ende der Stillzeit ist ein gesellschaftlich relevanter Beitrag zur Frauen- und Familiengesundheit."

Monika Gärtner-Engel, Stadtverordnete des kommunalen Wahlbündnisses "AUF Gelsenkirchen" erklärt in einer Pressemitteilung: "Die Forderungen der Hebammen nach Berufssicherheit unterstütze ich voll und ganz! Was wäre die Geburtshilfe ohne die unentbehrliche Arbeit der Hebammen? Undenkbar, auf die Arbeit der freiberuflichen Hebammen zu verzichten ... Ihre buchstäblich zukunftsweisende Arbeit muss hohe Priorität genießen und gehört für mich auf den 8. März als Internationalem Frauentag! ...

Auch persönlich verknüpfe ich mit der Arbeit freiberuflicher Hebammen so manches eindrückliche Erlebnis: Der Zeitpunkt der Geburt meiner ersten Kinder liegt ja nun schon länger zurück – da war Ultraschall noch ziemlich neu. Der Chefarzt war sich sicher: 'Das wird ein kräftiger Junge!' Voll daneben - als exakt richtig erwies sich dagegen die Einschätzung der Hebamme, die zwei Winzlinge prognostizierte und alle dann notwendigen Notfallmaßnahmen für die winzigen Zwillings-Mädchen schon vorbereitet hatte ...

Schon am 25. September 2008 haben viele Hebammen sich mit eingereiht in die 120.000 TeilnehmerInnen bei der Demonstration in Berlin gegen die Deckelung der Kosten im Gesundheitswesen ... Wie existentiell ihre Forderungen sind, zeigt sich aktuell, das muss meiner Meinung nach unbedingt Thema bleiben und frauen-, gesundheits- und sozialpolitisch unterstützt werden."

Im Koalitionsvertrag von Union und SPD ist die "Sicherung des Hebammenberufs und eine flächendeckende Versorgung" festgeschrieben. Die Wirklichkeit ist ernüchternd: Am 18. Februar traf sich Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) mit Vertreterinnen der Hebammenverbände. Er wolle die Haftpflichtproblematik dauerhaft und nachhaltig lösen, erklärte er. Aber dafür müsste erst der Abschlussbericht einer interministeriellen Facharbeitsgruppe abgewartet werden. Die tagt seit vier Jahren!

Die Hebammen wollen nicht abwarten und fordern: "Lassen Sie den Worten Taten folgen, Herr Gröhe!" Der Deutsche Hebammenverband wünscht sich einen staatlich finanzierten Haftungsfonds. In Norwegen werden die Prämien auf diese Weise niedrig gehalten.

Die MLPD fordert eine "gründliche und kostenlose medizinische Vorsorge, Betreuung und Behandlung". Dazu gehört auch das Recht der Frauen, selbst zu entscheiden, ob sie ihr Kind im Krankenhaus, zu Hause oder im Geburtshaus zur Welt bringen wollen.