Politik
Politischer Aschermittwoch der MLPD in vier Städten: Keine Spur von "Alles Vorbei"-Stimmung
06.03.14 - Rund 600 Besucher kamen zu den traditionellen Politischen Aschermittwoch-Veranstaltungen der MLPD in München, Nürnberg, Stuttgart und Gelsenkirchen. Bei zünftigen, jeweils regional bestimmten deftigen "Leckereien", konnten sie sich für einen schönen und begeisternden Abend der spitzen Polemik stärken. Auch wenn es Herr Seehofer gerne anders sehen möchte - die Geburtsstunde der Abrechnung mit den bürgerlichen Parteien ist nicht in einem bayerischen CSU-Bierzelt zu suchen - der politische Aschermittwoch entstand in Wirklichkeit im revolutionären Gewoge der Novemberrevolution 1918/19 in Bayern. Und wir sind stolz darauf, diese revolutionäre Tradition weiterzuführen!
Mehr als 300 Besucher kamen in den Kultursaal der "Horster Mitte" in Gelsenkirchen. Die beiden Spitzenkandidaten zur Europawahl, Peter Weispfenning und Lisa Gärtner, teilten kräftig gegen die politischen Gegner aus. Das Lied "Freiheit" der Kölner Band "Gehörwäsche" startete das Programm und war Gelegenheit für Peter Weispfenning, den selbsternannten "humanitären Retter" der Krim – Wladimir Putin - als imperialistischen Brandstifter zu kennzeichnen, der das Einflussgebiet Ukraine nicht kampflos den westlichen Imperialisten überlassen will. Dagegen rief er zum aktiven Widerstand zur Rettung des Weltfriedens auf und erntete tosenden Applaus.
Lisa Gärtner nahm die "Nachhaltigkeitstransformation" der Grünen in der EU auf die Schippe. Der Versuch, Profitinteressen mit dem Schutz der Umwelt zu versöhnen ist zum Scheitern verurteilt. Und wir können eher von der "Transformation" der Grünen zu "Greenwashern des Kapitalismus" sprechen. Wer sich nachhaltig für die Einheit von Mensch und Natur einsetzen will, dem sei dringend das pünktlich zur Leipziger Buchmesse erscheinende Buch von Stefan Engel "Katastrophenalarm" empfohlen.
Im Laufe des Abends ließ es sich auch "Guste" nicht nehmen, von den "Fisionen" ihres Mannes zu berichten. "Herbert K." ist geradezu ein anderer Mensch geworden, seit er die ML ... kennen gelernt hat und sie will jetzt da auch mitmischen – denn "gemeinsam sind wir unschlagbar". Mit der Bekanntgabe des Spendenergebnisses in Höhe von 608,57 Euro für den Europawahlkampf, entließ die Moderation die Gäste in spannende kommende Wochen, die schon am Wochenende mit einem kämpferischen internationalen Frauentag beginnen werden.
Aus München berichtet eine Korrespondentin: "Keine Spur von 'Alles Vorbei'-Stimmung am Abend des 5. März in München! Im Gegenteil: je später der Abend, desto besser die Laune der ca. 50 Gäste beim Politischen Aschermittwoch der MLPD in der Gaststätte 'Zur Freundschaft' im Stadtteil Obergiesing. Im Unterschied zum CSU-, SPD-, Grünen- und Linkspartei-Aschermittwoch musste die politische Rede hier keine Rücksicht auf Koalitionspartner, Aussicht auf Regierungsbeteiligung oder sonstige ideologische oder personelle Verflechtung mit der herrschenden Politik nehmen.
Es war ungemein erfrischend und inspirierend, wie Andrea und Klaus Dumberger die große Koalition und ihr illustres Personal auf die Schippe nahmen. Angeblich gibt es in unserer Gesellschaft ja die Gewaltenteilung zwischen Gesetzgebung, Gerichtsbarkeit und Regierung und wer das in Frage stellt, hat schon Probleme, im öffentlichen Dienst einen Job zu kriegen. 'Aber wie die Gewalten im Falle von Sebastian Edathy miteinander telefonierten und kommunizierten und mauschelten', das würde kein Komödienstadel so hinkriegen!
Ob nun 'große' Themen wie die brandgefährliche von den imperialistischen Konkurrenten ausgelöste Krim-Krise oder die Kommunalwahl in München angeschnitten wurden: überall wurde deutlich, wie frei die Gedanken, wie optimistisch die Positionen sind, wenn man wie die MLPD nur den Interessen der einfachen Leute verpflichtet ist. Besonderen Beifall bekam - aus der Ferne - der mutige Bergmann Christian Link, der mit seinem Verantwortungsbewusstsein für die Lebensgrundlagen der Menschen ein Vorbild für jeden Umweltaktivisten und für unsere Jugend ist.
Um die Rede herum gruppierten sich Kulturbeiträge, Lieder, kurdische Musik, eine Spendensammlung, der Auftritt von Frau Kreidl, Ehegattin des bedauernswerten Landrats aus Miesbach, dem die Bayern seine von der Kreissparkasse ausgerichtete üppige Sechzger-Feier nicht gönnen wollen ... . Zum Abschluss wurde es richtig feierlich: beim Lied 'Her' mit dem ganzen Leben - gebt uns das Brot und die Rosen auch' - denn übermorgen ist der Internationale Frauentag."
Ein weiterer Höhepunkt neben der Rede von Johannes Rupprecht von der Landesleitung der MLPD in Nürnberg, der nochmals die Stimmung der rund 40 Besucher anheizte, war der Auftritt "couragierter" Nonnen, die andächtig eine Fürbitte (Gebet) für die notleidende "Groko" der Bundesregierung vortrugen.
Im Arbeiterbildungszentrum Süd in Stuttgart warteten mehr als 150 Besucher bei schmissigen und kämpferischen Liedern voller Spannung auf die Rede der Vorsitzenden des Landesverbands Baden-Württemberg, Ingrid Weible. Sie nahm unter anderem die sprichwörtliche Vetternwirtschaft um den gescheiterten ehemaligen CDU-Ministerpräsidenten Stephan Mappus aufs Korn und forderte: "Restlose Aufklärung des brutalen Polizeieinsatzes ("Stuttgart 21") am Schwarzen Donnerstag! Mappus und die anderen Verantwortlichen gehören bestraft!"
Das ließ den neuen grünen Ministerpräsident Winfried Kretschmann nicht ruhen. Als Spezialgast erklärte er den erstaunten Besuchern in seiner ureigensten Logik, dass der Nord- und Südflügel des Stuttgarter Hauptbahnhof zwar abgerissen sei, er aber habe den Ostflügel gerettet. Es gab allerdings gar nie einen Ostflügel. Real dagegen an diesem Abend das hervorragende Spendenergebnis von 745 Euro.