Betrieb und Gewerkschaft

Betriebsversammlung bei Ford in Köln: Mehrheit lehnt Erpressung der Konzernleitung ab

Köln (Korrespondenz), 12.03.14: Seit Dezember steht die Drohung im Raum, dass der nächste Fiesta nicht in Köln gebaut werden soll, da er angeblich nicht profitabel herzustellen sei. Das würde allein in Köln bei Ford ca. 4.100 Arbeitsplätze vernichten, die Zulieferbetriebe noch nicht mitberechnet. Viele Kollegen gingen am Montag erwartungsvoll zur Betriebsversammlung, denn sie erhofften sich endlich Klarheit über die Pläne.

Es wirkte schon etwas dreist, wie Bernhard Mattes von der Geschäftsleitung munter seine Geschäftszahlen herunter ratterte und die Kollegen lediglich um Geduld bat, bis das Ergebnis bekannt gegeben wird. Völlig zu recht griff eine Kollegin das am Mikrofon an: erst den Kollegen drohen und sie dann monatelang im Dunkeln lassen, dass ist Massenmobbing.

Das bestimmende Thema bei der Aussprache waren jedoch die anstehenden Betriebsratswahlen. Erstmalig sprachen auch Kollegen von der Leihfirma Adecco gemeinsam mit Ford-Kollegen, die eine selbständige Protestaktion mit Schildern vorbereitet hatten. In vielen Redebeiträgen wiesen sie die Spaltungsversuche der Liste "Demokratische Alternative" zurück. Diese hatte unter anderem durch unbewiesene und nationalistisch motivierte Korruptionsvorwürfe (man könne sich als kurdischer oder alevitischer Leiharbeiter beim Betriebsrat einen Festvertrag erkaufen) die Wut der Kollegen entfacht.

Ein Redebeitrag erteilte der Geschäftsleitung eine Abfuhr, was möglichen Verzicht angeht. Immer mehr Kollegen erkennen aus den Erfahrungen mit Nokia und Opel in Bochum sowie Ford in Genk, dass Verzicht kein Werk rettet. Lohneinbußen kommen für die Mehrheit der Kollegen nicht in Frage. Statt bis zur Betriebsversammlung im Juni abzuwarten, wo der Belegschaft vermutlich eine bittere Pille serviert werden soll, heißt es nun, sich gründlich über Schritte des Kampfs zu beraten und sich dazu mit anderen Belegschaften zu verbinden.