Wirtschaft

Uli Hoeneß - ein Steuersünder wie du und ich?

Uli Hoeneß - ein Steuersünder wie du und ich?
Uli Hoeneß (foto: BMK)

11.03.14 - Nicht "nur" 3,5 Millionen Euro, sondern mindestens 18,5 Millionen Euro hat der Wurstfabrikant und Präsident des FC Bayern, Uli Hoeneß, hinterzogen. Mit diesem Paukenschlag eröffnete er das gestrige Verfahren vor dem Münchner Landgericht, das vor einem Jahr nach einer "Selbstanzeige" ins Rollen gekommen war. Diese "Selbstanzeige" sollte den Betrüger vor einer Gefängnisstrafe bewahren. Sie wurde in einer Nacht- und Nebelaktion zusammengeschustert, nachdem Hoeneß von seiner Schweizer Bank über Recherchen eines "stern"-Journalisten informiert worden war. Und auch das gestrige "Geständnis" kam erst, nachdem seine Bank wenige Tage vor Prozessbeginn Akten im Umfang von 70.000 Seiten an die Staatsanwaltschaft geliefert hatte - nach langer Verzögerungstaktik.

Schon für die damalige Angabe von 3,5 Millionen hinterzogenen Steuern hatte Hoeneß Kapitalerträge, Spekulationsgewinne und sonstige Einkünfte in Höhe von 33,5 Millionen Euro gemacht. Wie viel es für die jetzt - nach oben offene Summe - sind, liegt noch nicht auf dem Tisch.

Hinzu kommen auf jeden Fall weitere 5,5 Millionen Euro, die Hoeneß zu Unrecht als "Verlustvorträge" für angebliche Verluste in Geschäften in Deutschland geltend machte. Uli Hoeneß, hinter den sich der Aufsichtsrat des FC Bayern und viele Prominente stellten, gab sich gestern reumütig. Immerhin habe er auch fünf Millionen Euro für wohltätige Zwecke gespendet. Immer noch kann er sich offenbar Hoffnungen machen, an einer Gefängnisstrafe vorbeizukommen.

Mit mehr als hinkenden Vergleichen wird die schamlose Selbstbereicherung des Bayern-Präsidenten bagatellisiert: Hat nicht manch einer schon mal seine Küche schwarz renovieren lassen, um Steuern zu sparen? Die damit vermittelte Botschaft: Ist Hoeneß nicht doch nur ein Steuersünder wie du und ich?

Die Realität ist anders: Wenn du und ich nicht zahlen, dann steht der Staat auf der Matte. Tausenden von Rentnern flattern Nachzahlungsbescheide ins Haus, weil sie nicht wussten, dass auch sie Steuererklärungen abzugeben haben. Die allermeisten Lohn- und Gehaltsabhängigen haben sowieso kaum Möglichkeit, Steuern zu sparen, geschweige denn zu hinterziehen, weil es ständige Abgleiche zwischen Finanzämtern, Rentenkassen usw. gibt.

Ein kritischer Fernsehzuschauer fragte zu einer der vielen verharmlosenden Talk-Runden: "Wenn ich also dem Tierschutzverein ein paar Dosen Hundefutter spende, kann ich dann mindestens eine alkoholisierte Autofahrt straffrei absolvieren?"