International
Erdogan-Vize Arinc erntet schallendes Gelächter der Frauen der Welt
31.07.14 - Bülent Arinc, einer der Stellvertreter des türkischen Premierministers Recep Tayyip Erdogan, mag es nicht, wenn Frauen lachen. Schon gar nicht, wenn sie auch noch laut lachen. Auf einer Veranstaltung in seiner Heimatstadt Bursa vertrat Arinc, Frauen sollten in der Öffentlichkeit weder laut lachen noch ihre Attraktivität zeigen. Auch lange Handy-Gespräche von Frauen, bei denen nur Kochrezepte ausgetauscht und Klatschgeschichten erzählt würden, gehen ihm auf den Wecker. Sie sollten sich diese lieber für persönliche Treffen aufsparen. "Wo sind die Mädchen, die leicht errötend die Augen niederschlagen, wenn sie uns anschauen, und so zu Symbolen der Sittsamkeit werden?" fragte er schließlich provozierend.
Derlei feudale Rückständigkeit und Frauenfeindlichkeit treibt den meisten Frauen nicht nur in der Türkei eher die Zornesröte ins Gesicht. Die angemessenen Reaktionen ließen entsprechend nicht lange auf sich warten. Auf "Youtube", "Facebook" und "Twitter" gibt es seit Tagen eine Welle hämischer Kommentare. Immer mehr Frauen stellen Fotos und Videos ins Netz, in denen sie laut lachen - und zwar über Bülent Arinc. Die Fernsehjournalistin Banu Güven rief zu wöchentlichen Lach-Kundgebungen von Frauen auf. Der Lach-Protest stößt auf weltweite Sympathie und Unterstützung.
Das öffentliche Auslachen des frauenfeindlichen Moralpredigers wird zu einem weiteren Symbol des Protestes nicht nur gegen die reaktionäre Politik der Erdogan-Regierung, sondern auch gegen die zunehmende Ausbreitung religiös-fundamentalistischer und islamisch-faschistischer Kräfte. In verschiedenen Regionen der Welt wie den arabischen, aber auch einer Reihe afrikanischer Länder versuchen sie mit Verschleierungs-Geboten, feudalen Scharia-Gesetzen und grausamen Hinrichtungen insbesondere die erkämpften Frauenrechte wieder auszulöschen.
Es ist gerade über ein Jahr her, dass Hunderttausende - darunter zahlreiche Mädchen und Frauen - in der Türkei trotz Demonstrationsverboten gegen die Regierung auf die Straße gegangen sind. Die von religiös-fundamentalistischen und islamisch-faschistischen Kräften bedrängten Massen werden ihre Lehren ziehen und einen neuen Anlauf im Kampf für Demokratie und Freiheit - mit der Perspektive des Sozialismus - nehmen.
Die Entwicklung und Förderung der internationalen Frauenbefreiungsbewegung wird auch ein Kernthema des 11. Frauenpolitischen Ratschlags vom 3. bis 5. Oktober in Chemnitz sein. An ihm werden auch Vertreterinnen der Frauenbewegung aus der Türkei und anderen betroffenen Ländern teilnehmen und ihre Erfahrungen dabei einbringen.
(Mehr zum Frauenpolitischen Ratschlag)