Umwelt
Spanische Regierung genehmigt Ölbohrungen vor den Kanarischen Inseln
15.08.14 - Die spanische Regierung erteilte dem Mineralölkonzern Repsol am 13. August die Erlaubnis, mit der umstrittenen Erdölsuche im Seegebiet zwischen den Kanarischen Inseln und der marokkanischen Küste beginnen. An dem Projekt sind auch die australische Woodside Energy und der deutsche Konzern RWE beteiligt. Gut 50 Kilometer vor Lanzarote und Fuerteventura dürfen die Konzerne zunächst an drei Stellen Probebohrungen bis zu Tiefen von 3.000 bis 6.900 Metern durchführen.
Dagegen gibt es massive Proteste der Inselbewohner, unterstützt von der Umweltbewegung in ganz Spanien und anderen Ländern. Bereits am 7. Juni protestierten tausende Inselbewohner auf allen sieben Kanaren-Inseln unter dem Motto: "Una sola voz – contra los prospectiones!" - "Mit einer Stimme – gegen die Erdölbohrungen!" ("rf-news" berichtete) Im Internet (www.savecanarias.org) unterschrieben Hunderttausende eine Petition an die Präsidenten von Europäischem Parlament, Europäischer Kommission sowie an die spanische Regierung: "Nein zum Erdöl auf den Kanaren - Rettet die kanarischen Inseln!"
Rund 20.000 Menschen protestierten schon im Februar auf den balearischen Inseln Mallorca und Ibiza gegen die Pläne des schottischen Rohstoffkonzerns Cairn Energy und weiterer Bohrunternehmen, dort ebenfalls mit der Erdölsuche zu beginnen.
Lokal- und Regionalpolitiker, Hotel- und Gaststättenverbände fürchten ebenso um das Meer wie Umweltschutzorganisationen und diejenigen, die für den Ausbau der erneuerbaren Energien statt der Suche nach fossilen Brennstoffen eintreten. Die Genehmigung von Probebohrungen sei eine Respektlosigkeit gegenüber den Insel-Bewohnern, sagte der kanarische Regierungschef Paulino Rivero am Donnerstag in Las Palmas de Gran Canaria. Seine Regierung werde mit allen Mitteln darum kämpfen, die Bohrungen zu verhindern.
Das Landwirtschaftsministerium beschwichtigt, die Gefährdung für die natürliche Umwelt der Kanaren, insbesondere deren Trinkwasserreserven, sei minimal. WWF-Sprecher Juan Carlos del Olmo warnt dagegen, dass schon der bei der Erdölsuche und -förderung entstehende Lärm die Sonar-Kommunikation der zahlreichen Wale und Delfine rund um die Kanarischen Inseln empfindlich störe. Das Meer vor den Kanaren sei auch Lebensraum für andere bedrohte Tierarten wie Meeresschildkröten und Meeresvögel.
Vor allem ist die gigantische Verseuchung mit Erdöl und anderen giftigen Stoffen - vor allem nach Unfällen mit Ölplattformen wie 2010 im Golf von Mexiko - eine Hauptursache für die bereits eingetretene neue Stufe der Verschmutzung und Vergiftung der Weltmeere. Ein weiteres ungebremstes Umkippen der Weltmeere wäre mit den Wirkungen der globalen Klimakatastrophe mindestens gleichzusetzen.
Der staatliche Konzern Repsol vermutet rund 900 Millionen Barrel Erdöl unter dem kanarischen Meeresboden, optimistische Schätzungen gehen sogar von 2,3 Milliarden Barrel aus. Über einen Zeitraum von 30 Jahren könnten täglich 100.000 bis 150.000 Barrel gefördert werden. RWE hält 20 Prozent der Aktienanteile an dem Bohrvorhaben. Für ihre Maximalprofite wird von Repsol und RWE rücksichtslos die Verseuchung der Meeresregion um die Kanarischen Inseln in Kauf genommen!
Der spanische Wirtschaftsminister José Manuel Soria, gleichzeitig Tourismusminister und selbst Kanare, verteidigte die Entscheidung. Er wird voraussichtlich einen recht unruhigen Urlaub verbringen, wenn er wie provokanterweise angekündigt auf den Kanaren Urlaub machen sollte. Der Widerstand der Inselbewohner ist Teil des weltumspannenden Kampfs gegen die Verschmutzung der Weltmeere und den drohenden Umschlag in eine globale Umweltkatastrophe. Das setzt auch den verstärkten und engeren Zusammenschluss mit Umweltorganisationen und Aktivisten anderer Länder auf die Tagesordnung.