Jugend

"Lehrjahresbeginn! Semesterbeginn! Aufregung und Freude ..."

"Lehrjahresbeginn! Semesterbeginn! Aufregung und Freude ..."
(foto: igm jugend regensburg)

09.09.14 - Das neue Lehrjahr hat begonnen. Eine neue Generation von Arbeiterinnen und Arbeitern und Angestellten wächst heran. Immer weniger Jugendliche erhalten aber auch in Deutschland die Chance für eine Ausbildung bzw. für eine Übernahme nach der Ausbildung. Die Bundesagentur für Arbeit meldete, dass nach wie vor 24.300 Jugendliche ohne Lehrstelle sind. 18.000 davon werden neu in Warteschleifen "geparkt", 300.000 Jugendliche sind schon dort. Diejenigen Jugendlichen, die bei einem 1-Euro-Job gelandet sind, werden aus der Arbeitslosenzahl rausgerechnet. In Europa sind offiziell 5,7 Millionen Jugendliche arbeitslos. Der Ausweg in "Generation Praktikum" oder ein Universitätsstudium erweist sich für viele als eine Illusion.

Der kürzlich von der DGB-Jugend vorgelegte Ausbildungsreport stellt fest: Regelmäßige Überstunden ohne irgendwelchen Ausgleich, 3,2 Prozent der Auszubildenden unter 18 Jahren müssen mehr als 40 Stunden in der Woche arbeiten, Verstöße gegen den Jugendarbeitsschutz und ausbildungsfremde Tätigkeiten führen dazu, dass viele Azubis ihre Ausbildung abbrechen. "Die jungen Menschen stimmen über Ausbildungsbedingungen mit den Füßen ab", sagt DGB-Bundesjugendsekretär Florian Haggenmiller.  

Kapitalisten, bürgerliche Politiker und bürgerliche Medien machen dafür vor allem pauschal die Jugendlichen selbst verantwortlich. Sie seien nicht teamfähig genug oder gar faul. Aber das geht am Kern des Problems vollständig vorbei. Deswegen demonstrierten im Juni auch Azubis aus allen Opelwerken in Rüsselsheim für eine unbefristete Übernahme nach der Ausbildung. Bei Daimler in Stuttgart protestierten auf allen drei Betriebsversammlungen die JAVs (Jugendausbildungsvertretungen) ebenfalls für eine unbefristete Übernahme und gegen die Praxis der Werkverträge und die Spaltung durch Leiharbeit.

Die Verbandsleitung des Jugendverbands REBELL schreibt: "Lehrjahresbeginn! Semesterbeginn! Aufregung und Freude auf eine spannende Ausbildung prägen die erste Zeit. Doch nagt auch die Unsicherheit: Was passiert nach der Ausbildung mit mir? Ein Großteil der Unternehmen übernimmt die Azubis heute nicht mehr oder nur noch befristet. Bei den ausgelernten Facharbeitern wird die Ausbeutung gerade in der Großindustrie verschärft: So gibt es heute nicht mehr 'nur' 800.000 Leiharbeiter, sondern auch 650.000 Werkverträgler! Zumeist junge Leute, zu niedrigen Löhnen und mit wenigen Rechten. Viele weichen auf das Studium aus, so steigt die Zahl der Studenten weiter auf 2,6 Mio.Studierende. Dass gute Bildung kein Problem löst, sieht man in Nordafrika wie in Südeuropa: In Spanien haben z.B. 40% einen Uni-Abschluss, in Deutschland nur 33%. Doch das Gros der jugendlichen Arbeitslosen dort sind Akademiker! Deswegen ist es auch nicht nachvollziehbar, dass der IGM-Jugendaktionstag Ende September sich darauf reduziert, für Bildung zu demonstrieren. Die "Operation Übernahme" ist noch nicht beendet! Der REBELL fordert 10% Ausbildungsquote in der Großindustrie sowie die unbefristete Übernahme aller Azubis entsprechend der Ausbildung." (Brief vom 9. September an "rf-news").

Die bundesweite Demonstration der Montagsbewegung am kommenden Samstag in Berlin ist eine sehr gute Gelegenheit, für die gegenwärtigen und zukünftigen Interessen der Jugend auf die Straße zu gehen. Und der 27. September, wenn die IG Metall Jugend einen bundesweiten Aktionstag in Köln veranstaltet.