Betrieb und Gewerkschaft

Betriebsversammlung bei Ford Köln – viel Stoff zum Nachdenken

Köln (Korrespondenz), 18.09.14: Die Betriebsversammlung am 15. September 2014 bei Ford in Köln war schlecht besucht. Nachdem auf der letzten Versammlung die neue "Investitionssicherungsvereinbarung" verkündet wurde, die ab 1.1.2017 die Nachfolge des Fiesta regelt, hat sich die Belegschaft diesmal nicht viel Neues erwartet. Was die Geschäftsleitung angeht, war diese Einschätzung berechtigt. Doch wenn auch es keine "brodelnde Situation" ist, so kamen doch viele Widersprüche auf den Tisch.

Von den insgesamt zwölf Redebeiträgen aus der Belegschaft sprachen sich mehrere Arbeiter der Fertigung klar dafür aus, dass mehr Kollegen her müssen. Obwohl die 280 Adecco-Leiharbeiter erst seit einer Woche raus sind, fehlen sie schon an allen Ecken und Enden. Eine junge Arbeiterin auf Dauernachtschicht sprach mutig direkt die Geschäftsleitung an: "Wir arbeiten mit letzter Kraft! Ich erwarte eine schnelle Lösung!" Weitere Themen aus den Bereichen waren die notwendige Rotation, mehr Ergonomie, für die Wiedereinstellung der Leiharbeiter als Ford-Arbeiter und zur Offenlegung der kompletten Investitionssicherungsvereinbarung durch Ford. Die Überausbeutung der Arbeitskraft wie auch der Umwelt durch Ford wurde angegriffen.

Die Kollegen des Werkzeugbaus kamen mit eigener Demonstration und einem angriffslustigen und fundierten Redebeitrag. Der wies nach, dass Ford den Kölner Werkzeugbau wissentlich gegen die Wand fährt und den Kollegen noch die Schuld dafür in die Schuhe schieben will, um die Fremdvergabe der Aufträge nach China zu rechtfertigen. Sie forderten auf vielen Schilder unter anderem: "Gebt der Jugend eine Zukunft! Nein zu moderner Sklaverei! Arbeiten bis zum Umfallen! Wir sind nicht alleine, wir sind viele!" Die Orientierung des Betriebsratsvorsitzenden auf Arbeitsgruppen mit der Geschäftsleitung zur Kostensenkung waren eine Gegenrichtung zu solch kämpferischen Aktivitäten.

Der Beitrag einer Vertrauensfrau zog die Verbindung von der Situation bei Ford Köln zu der anderer Belegschaften in Nordrhein-Westfalen wie Opel, Johnson Controls, Outokumpu, ThyssenKrupp-Stahl, dem Kohlebergbau und auch bei Ford in Genk (Belgien), wo das Werk bis Jahresende geschlossen werden soll. Bei allen Unterschieden sei doch der Blick auf das Gemeinsame entscheidend, denn überall bedeuten die Investitionen der Konzerne eine gesteigerte Ausbeutung für die einen und Arbeitsplatzverlust für die anderen. Ein gemeinsamer Kampf wird bereits im Ruhrgebiet von Kolleginnen und Kollegen beraten. Die Ford-Belegschaft aus dem Rheinland darf da nicht fehlen!